Grüne Tulpe - X-Kickers

27.10.2014

An diesem herrlich lauen späten Oktobermontag spielte die Grüne Tulpe gegen einen ihrer Angstgegner – die X-Kickers von Tom Tykwers Produktionsfirma X-Filme.

Seit Menschengedenken hatte die Tulpe auf Großfeld nicht mehr gegen diesen Gegner unentschieden gespielt oder gar gewonnen. Am Montag wollte die Tulpe diese Serie auf biegen und brechen beenden.

Wie das im Filmhandwerk so üblich ist, bieten (Spiel-)Szenen immer verschiedene Perspektiven. Es gibt Totalen, Halbnahe oder Naheinstellungen und auch untersichtige, sogenannte Froschblickwinkel und am Montag sollte es sich lohnen, oder bedingen die Dinge aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten.

Die Dinge liegen sowieso immer im Auge des Betrachters. Beim Fußball insbesondere wie solch ein Spiel verläuft, was ein Foul war und was nicht, ob Abseits, Handspiel oder keines. Das Einzige was letzlich festzustehen scheint ist das Ergebnis und dieses, um es vorweg zu nehmen, sollte die Tulpe am Ende wieder als Verlierer sehen. 1:2 - so wird es den (Dreh)Büchern stehen.

Aus einer Totalen betrachtet mag dieses Ergebnis auch nicht unverdient erscheinen. Doch wenn wir in einzelne Szenen dieses montäglichen Dramas hineinzoomen, könnte man auch zu anderen Schlüssen kommen. Dies läge dann aber wiederum im Auge des Betrachters und würde wahrscheinlich von den Kickers gänzlich anders beschrieben werden.

Springen wir in eine erste  Halbtotale, quasi von der Mittellinie Richtung Tulpen-Tor blickend, so sahen wir eine erste hübsche überlegte Kurzpassstaffete der Kickers mit einem anschließenden langen Richtung Stürmer, welcher jedoch zuerst vom unglücklichen Tulpenrechtsverteidiger Marco erreicht wird. Dieser klärt fatalerweise Richtung Mitte, wo Stefan, der nächste unglückliche Tulpenverteidiger den Ball wiederum Richtung Seitenaus zu klären versucht...beim Versuch bleibt es leider und so gelangt dieser eigentliche ungefährliche lange Ball doch zum gegnerischem Stürmer. Dieser vollzieht trocken und es steht 0:1. So hatte sich Tulpen-Trainer Toffi diese gewünschte Anfangsdrangphase sicher nicht vorgestellt.

Nun mit schnellen Inter-Cuts durch einzelne Mittelfeldszenen, welche für durchgängig Gesprächsstoff auf dem (Kunst-)Rasen und am Spielfeldrand führen. Die X-Kickers spielen sehr kontrolliert und ballsicher und die Tulpen müssen sich erst mal wieder finden und kommen letztlich über großen Einsatz ins Spiel zurück.

Es kommt zu einigen umstrittenen Zweikämpfen im Mittelfeld bei denen nicht die Einstellungsgröße entscheidend ist, sondern einzig der Blickwinkel zählt. Aus der Totalen mögen manche dieser Duelle ganz anders ausgesehen haben, als aus einer Nahen oder Halb-Nahen. So überrascht es nicht, dass die jeweiligen Teams viele dieser Zweikämpfe aus ihren Winkeln völlig unterschiedlich betrachten und wie zum Film gehört auch zu diesem Spiel ein ordentlicher Soundtrack!

Leider verletzt sich Rechtsverteidiger Marco im Anschluss an einen diesen Zweikämpfen beim Aufprall schwer am Knöchel, sodass er durch Laurenz ersetzt werden muss. Gute Besserung noch einmal auf diesem Wege!

So langsam rappelt sich die Tulpe auf und findet ihrerseits langsam den Weg in die gegnerische Hälfte und kommt zu einigen guten Szenen. Hierbei besonders der zweite Marco, welcher zusammen mit Finn auf der Doppel-Sechs im Mittelfeld spielt. Erst ein schöner Schuß vom Strafraum nach Kombination über Rechts und dann vor allem kurz vor der Halbzeit ein Kopfball nach Ecke, welchen der X-Keeper gerade noch um den Pfosten lenken kann. Wenn wir in diese Parade hineinzoomen, sehen wir, wie wahrscheinlich nur er den Ball im Super-Slowmotion erkennt und somit zur Pausenführung der X-Kickers retten kann.

Weiter geht’s nach kurzer Pause und einer eindringlichen Ansprache von Toffi die Köpfe nicht hängen zu lassen. Denn noch träumten die Tulpen davon, endlich diesen Gegner zu schlagen!

Diesmal ist es die Tulpe, die kurz nach Wiederanpfiff die erste große Chance hat. Auf rechts spielen Laurenz und Jonas schön zusammen, Jonas kommt zum Abschluß und findet diesmal nicht im Keeper seinen Meister, jedoch klatscht der Ball an den kurzen Pfosten. Die Partie wird nicht weniger intensiv geführt, als in der ersten Halbzeit und wieder zeigen sich deutliche Wahrnehmungsunterschiede zwischen den beiden Mannschaften und auch dem Schiedsrichter. Ob es an der hohen Auflösung liegt...? Jedenfalls ist ordentlich Pfeffer drin!

Was nach etwa 60-70 Minuten eindeutig in der Auflösung sich befindet, ist die Kondition beider Teams. Die Kickers spielen lange nicht mehr so sicher und kombinationsstark und die Tulpe wirft sich nochmal mit allem nach vorne. Kommt so zu einigen großen Chancen die teils surreal vergeben werden. So zum Beispiel Stefan nach einer Ecke von Toffi und besonders Matthias und Marco hintereinander. Als wohl visuelle Spezial-Effekte für eine Verschiebung der Wahrnehmung gesorgt haben und die jeweiligen Tulpen den Ball doch noch am Tor vorbei und eben nicht hinein bekommen haben!

Kurz darauf wird eine Szene mal wieder aus unterschiedlichen Perspektiven gesehen. Als beim 0:2 der Kickers, mehrere Tulpen einen X-Stürmer im Abseits ahnen, dieser letztlich den Ball nicht annimmt und ein weiterer, durchlaufender X-Kicker den Ball allein vor Tulpenkeeper Jochen ins Netz lupft. Um jedoch für Ausgleich an Unglauben zu sorgen, schießt auch der Kapitän der Kickers, einen nach langer Zeit mal wieder erfolgreichen X-Angriff, frei vor dem leeren Tor an die Latte. Von wo der Ball sicher in den Armen vom Jochen landet!

Ein letztes Mal bäumt sich die Tulpe auf, Finn fängt einen Ball der Kickers im Mittelfeld ab und spielt ihn lang zu dem startenden Sebastian, welcher  - unglaublich aber wahr – den Ball über den herauseilenden Kickerstorwart zum umjubelten Ehrentreffer ins Tor hebt! Kurz darauf ist Schluß.

1:2 der Endstand und es bleibt abschließend zu sagen, dass sich über Fußball fast schöner, als über Filme zu streiten lohnt, jeder seine eigene Perspektive auf Ereignisse auf dem Platz hat und solange sich alle am Ende, wie geschehen, wieder abklatschen und zu einem wirklich intensiven Spiel beglückwünschen, es auch dieses Mal am Ende schön war. Dies Freilich liegt nur im Auge des Betrachters und seiner Perspektive...