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Koalition lässt ungewollt Schwangere im Stich
Zum heutigen Fachgespräch im Ausschuss für Gesundheit zur Versorgungslage bei Schwangerschaftsabbrüchen erklären Kirsten Kappert-Gonther, Obfrau im Ausschuss für Gesundheit, und Ulle Schauws, Sprecherin für Frauenpolitik:
Kirsten Kappert-Gonther:
Die Kriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen führt zu einer schlechten Versorgungslage. Ungewollt Schwangere finden keine Ärztinnen und Ärzte, die Abbrüche durchführen und sie stoßen auf zahlreiche Zugangsbarrieren. Ärztinnen und Ärzte sehen sich zudem mit erheblichen Hürden konfrontiert, wenn sie Schwangerschaftsabbrüche anbieten möchten. Die Erkenntnisse der vom Bundesministerium für Gesundheit beauftragten ELSA-Studie wurden heute mit Sachverständigen im Ausschuss für Gesundheit im Rahmen eines Fachgesprächs auf Antrag unserer Bundestagsfraktion nun auch endlich öffentlich beraten. Die wissenschaftlichen Ergebnisse sind ein klarer Handlungsauftrag, um die Zugänge zu Schwangerschaftsabbrüchen zu verbessern. Es ist höchste Zeit, Schwangerschaftsabbrüche aus der Stigmatisierung zu befreien und die veraltete Gesetzgebung zu überwinden.
Ulle Schauws:
Frauen, die ihre Schwangerschaft – aus unterschiedlichen Gründen – beenden wollen, werden aktuell in Deutschland im Stich gelassen. Über 100.000 Frauen entscheiden sich jährlich für eine Abtreibung.
Im heutigen Fachgespräch wurden die aktuellen Probleme klar benannt: Vier von fünf Frauen erleben auf dem Weg zu einem Schwangerschaftsabbruch Hürden. Dazu gehören fehlende Informationen, lange Fahrtwege, hohe Kosten für den Abbruch, für Fahrt, Arbeitsausfall oder Kinderbetreuung. Aber die größte Hürde besteht zunehmend darin, überhaupt eine Einrichtung für einen Schwangerschaftsabbruch zu finden. Die erste umfassende wissenschaftliche Studie zur Versorgungslage, die sogenannte ELSA-Studie, zeigt, dass insbesondere im Süden von Deutschland immer weniger Ärztinnen und Ärzte Schwangerschaftsabbrüche anbieten. Die aktuelle gesetzliche Regelung aus Beratungspflicht, Wartefrist und 12-Wochen-Frist erschwert die Situation für Betroffene noch weiter.
Wir fordern auf Grundlage der klaren Erkenntnisse aus der ELSA-Studie und dem heutigen Fachgespräch daher dringend die Entkriminalisierung des Schwangerschaftsabbruchs bis zum Ende der zwölften Woche und die Kostenübernahme durch die Krankenkassen.