Zur Halbzeit der EURO 2024 erklärt Philip Krämer, Obmann im Sportausschuss:
Die Fußball-Europameisterschaft 2024 der Männer ist vielversprechend und friedlich gestartet. Die Begeisterung und die ausgelassene Euphorie der Fans aus dem In- und Ausland sind überall spürbar und tragen wesentlich zur fantastischen Stimmung im ganzen Land bei. Der Sportausschuss wird sich voraussichtlich im Oktober mit einer umfassenden Bilanz der Europameisterschaft befassen; doch schon jetzt ist manches aus sportpolitischer Sicht kritisch zu benennen.
Leider trüben Fälle von Nationalismus und Rassismus die positive Atmosphäre. Gestern hat der türkische Torschütze Demiral den Wolfsgruß gezeigt, das Symbol der rechtsextremen Ülkücü-Bewegung, die Hass gegen Kurden, Juden und Armenier schürt. Es ist sehr gut und richtig, dass der Fall nun von der UEFA geprüft wird. Auch aus dem österreichischen Fanlager kam es wiederholt zu Eklats: Gestern wurden rassistische Parolen gesungen, beim Spiel gegen Polen sind Fans mit einem rechten Banner im Stadion aufgetreten. Das Verhalten des österreichischen Verbandes, der sich klar distanziert hat, ist dabei positiv hervorzuheben. Eine solche Stellungnahme wäre auch von den Verbänden Serbiens, Kroatiens, Albaniens und der Türkei notwendig gewesen, um den Nationalismus nicht weiter zu schüren, da gerade solche Ereignisse missbraucht werden, um ein nationales Überlegenheitsdogma zu etablieren.
Auch das Sponsoring und die Nutzung chinesischer Zahlungsdienstleister und Handelsplattformen muss zwingend einer strengeren Überprüfung und Regulierung unterzogen werden, da man davon ausgehen muss, dass alle Zahlungsaktivitäten und personenbezogene Daten staatlich überwacht werden. Die europäischen Bürgerinnen und Bürger müssen davor besser informiert und geschützt werden.
Vor dem Hintergrund der signifikanten Investitionen der Host Cities sind auch die mutmaßlichen Steuererleichterungen für die UEFA weiterhin einer kritischen Betrachtung zu unterziehen. Transparenz ist ein wichtiger Faktor, um die breite gesellschaftliche Akzeptanz nicht zu verlieren.
Die EURO 2024 offenbart schon jetzt die Schwachstellen des öffentlichen Nah- und Fernverkehrs. Erhebliche Investitionen in diese Infrastruktur sind erforderlich, um nicht nur den Anforderungen einer solchen Großveranstaltung gerecht zu werden, sondern vor allem auch um Mobilität von Millionen Pendler*innen zukunftsfähig zu gestalten.