Silhouette des AKW Brokdorf in der Abenddämmerung
picture alliance/dpa | Christian Charisius

Atomausstieg

Die Zukunft ist erneuerbar

  • Am 15. April wurden die letzten drei Atomkraftwerke abgeschaltet und das Ende der deutschen Atomkraftära besiegelt. Damit stehen wir am Beginn eines neuen Energiezeitalters. 
  • Dafür bauen wir auf günstige, klimakrisensichere und risikoarme Energie aus Wind und Sonne und sichern damit nachhaltig und generationengerecht unsere Energiezukunft.
  • Die Abschaltung der Kraftwerke macht unser Land sicherer, unabhängiger und ist auch wirtschaftlich vernünftig. Denn entgegen weitverbreiteten Mythen ist die Atomkraft weder günstig noch risikoarm und erst recht nicht klimakrisensicher.

Wir Grüne im Bundestag stellen die erneuerbaren Energien in den Mittelpunkt.

Sicher ist nur das Risiko

Die Atomkraft ist und bleibt eine Hochrisikotechnologie, die selbst mit bestem Ingenieurswissen niemals vollständig beherrschbar sein wird. Daran ändert auch industrieller oder technologischer Fortschritt nichts. Unfälle und Zwischenfälle in Japan, Amerika oder Frankreich zeigen, dass auch in Industrieländern Sicherheitsrisiken der Atomkraft inhärent sind und Mensch und Umwelt gefährden.

Der völkerrechtswidrige Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine und der dortige verantwortungslose Umgang mit nuklearen Risiken, führen uns eindringlich vor Augen, welche potenzielle Gefahr die schlichte Existenz eines Atomkraftwerks mit sich bringt. Kein Atomkraftwerk weltweit ist auf kriegerische Angriffe vorbereitet und ausreichend vor ihnen geschützt. Dass mittlerweile mutwillig mit dem Sicherheitsrisiko der ukrainischen AKW, auch durch gezielte Angriffe auf deren für ihren sicheren Betrieb notwendigen Infrastruktur (Stromversorgung, Kühlwasser), gespielt wird, ist unverantwortlich und bricht internationales Recht.

Aber auch unabhängig von Kriegsszenarien, bleibt die Atomkraft eine Gefahrenquelle.

Dabei geht es nicht nur um das Schreckgespenst Super-GAU. Auch geringere Zwischen- und Störfälle verursachen schwerwiegende Umwelt- und Gesundheitsschäden und können nur durch hohe Sicherheitsstandards und absolut störungsfreien Betrieb vermieden werden. Dass dies nicht immer zu gewährleisten ist, zeigen die immer wieder im Rahmen von verpflichtenden Sicherheitsüberprüfungen entdeckten Korrosionsschäden und Risse in aktiven Reaktoren, zum Beispiel in Frankreich oder Belgien, an Stellen, wo sie im Voraus absolut nicht erwartet wurden. Dass dies keine Einzelfälle sind, zeigt sich in der Auslastungsbilanz der weltweit zweitgrößten Atomflotte in Frankreich: Dort waren 2022 bis zu 32 Atomkraftwerken von 56 ausgefallen.
Da die weltweite Reaktorflotte im Schnitt über 30 Jahre alt ist, werden Störanfälligkeit, Verschleiß und Materialermüdung in der Zukunft vermutlich noch zunehmen.

Mit dem Atomausstieg machen wir uns daher weniger verwundbar und anfällig. Der Ausstieg ist ein Sicherheitsgewinn für unser Land.

Atomkraft - ein Milliardengrab

Hartnäckig hält sich der Mythos, Atomkraft sei besonders günstig. Das Gegenteil ist der Fall. Die Atomkraft verursacht hohe Kosten und das über die gesamte Lebenspanne dieser Technologie – von Bau und Betrieb bis zu Rückbau und Endlagerung des strahlenden Mülls.

Im internationalen Vergleich zeigt sich, dass die Kosten von einer Kilowattstunde Atomstrom bis zu viermal so hoch sind wie die Kosten von einer Kilowattstunde Wind- oder Solarenergie. Während die Kosten für Erneuerbare überall sinken, sind die Kosten für AKW seit dem Bau der ersten Kraftwerke gestiegen.

Grundsätzlich gilt: Je länger eine Technologie existiert, desto günstiger wird sie durch Lerneffekte und Standardisierung. Nicht so aber bei Atomkraftwerken: Im Vergleich zu den 70er Jahren haben sich Baukosten verfünffacht. Bauprojekte der letzten Jahrzehnte haben sich massiv verzögert, ihre prognostizierten Projektbudgets um ein Vielfaches gesprengt und als ökonomisches Milliardengrab die finanziell verantwortlichen Unternehmen ins Wanken gebracht. Entsprechend sind AKW für private Kapitalgeber*innen unrentabel und nicht wettbewerbsfähig. Daher war und ist bis heute jedes AKW auf staatliche Subventionen angewiesen, die Steuerzahler weltweit belasten. 

Kurzum: Die Atomkraft war, ist und bleibt eine der teuersten Stromerzeugungstechnologien. Sowohl aus politischer als auch aus ökonomischer Perspektive ergibt es keinen Sinn, Milliarden in eine nicht wettbewerbsfähige Hochrisikotechnologie zu investieren anstatt in verfügbare risikoärmere klimafreundliche erneuerbare Technologien.

Nicht Klimakrisensicher

In Zeiten der fortschreitenden Klimakrise werden Atomkraftwerke zunehmend schwieriger zu betreiben, da sie zur Kühlung auf enorme Mengen Wasser aus Flüssen und der Umgebung angewiesen sind. Dürren, Hitzewellen und sinkende Flusspegelstände sorgen bereits heute dafür, dass Atomkraftwerke immer wieder gedrosselt oder heruntergefahren werden müssen. Diese sicherheitstechnischen Maßnahmen werden erforderlich, wenn nicht ausreichend Kühlwasser für den sicheren Betrieb vorhanden ist oder das benutze und erwärmte Kühlwasser zum Schutz der Umwelt nicht mehr, in die ohnehin schon erhitzen, Flüsse abgeleitet werden darf. Im Frühling 2021mussten aus diesem Grund bereits zwei französische Reaktoren gedrosselt werden, da deren Kühlwassereinleitung zur Überschreitung der rechtlichen Temperaturgrenzwerte für Flüsse geführt hätte. Aus Sorge um die französische Energieversorgung wurden daraufhin im Sommer die Naturschutzvorgaben aufgeweicht und fünf französische Kraftwerke durften monatelang trotzdem ihr warmes Wasser in die Flüsse ableiten – auf Kosten von Natur und Umwelt/Flora und Fauna.

Die Atomkraft ist zudem bei weitem nicht klimaneutral. Der Uranabbau, Transport und Anreicherung produzieren CO2-Emissionen, genauso wie der Bau und die Instandhaltung von Atomkraftwerken oder die Zwischen- und Endlagerung. Nach Berechnungen des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) können Atomkraftwerke in der Gesamtbetrachtung bis zu zehnmal mehr CO2 ausstoßen als zum Beispiel Onshore-Windkraft.

Sonne und Wind für saubere Energie – Heute und in Zukunft

Die Klimakrise schreitet weiter voran und erfordert saubere, günstige und vor allem klimakrisensichere Technologien für die Erzeugung von Strom. Die gute Nachricht: Mit Windkraft und Solarenergie gibt es derartige Technologien bereits. Dieses Potenzial müssen wir jetzt noch intensiver und schneller als bislang nutzen. 

Mit dezentralen und intelligent vernetzten erneuerbaren Energieerzeugungs- und Speichersystemen bauen wir uns eine klimakrisensichere Zukunft. Risikoreiche Atomkraftwerke, die nur schwerfällig hoch- und runtergefahren werden können, Netze verstopfen, strahlenden Müll zurücklassen und Milliardenbeträge an Staatsgeldern verschlingen, gehören nun endlich der Vergangenheit an. 

Neben dem Ausstieg aus der Atomkraft hat sich Deutschland auch auf einen Kohleausstieg geeint – während wir Erneuerbare hochfahren. In einem ersten Schritt haben wir den Kohleausstieg in Westdeutschland bereits auf 2030 vorgezogen. Auch in Ostdeutschland wollen wir mit gleicher Geschwindigkeit bis 2030 aus der Kohle raus und mit voller Energie auf Erneuerbare umsteigen.

Was bleibt aus 60 Jahren Atomkraft

1900 Castoren hochradioaktiver Abfall, bis zu 620.000 m³ schwach- und mittelradioaktive Abfälle, jahrzehntelanger aufwendiger Rückbau der strahlenden Kraftwerksgebäude und nicht zuletzt das milliardenschwere Gigaprojekt Endlagerung, das uns vermutlich bis ins nächste Jahrhundert begleiten wird.

Wir Grüne im Bundestag setzen uns für einen verantwortungsvollen und sicheren Umgang mit den strahlenden Altlasten sowie einen transparenten und partizipativen Endlagerprozess ein, der sowohl jetzige als auch zukünftige Generationen berücksichtigt und vor den Risiken des Atomerbes bewahrt.