Grüne Tulpe - HU is HU: 4:2

03.09.2007

Aus der Not eine Tugend gemacht

Als sich HU is HU als nächster Gegner ankündigte, dachten sich die Tulpen "Huhu, wenn wir da mal nicht gegen das Who is Who der HU spielen müssen!" Gegen 16h30 war der Kader wie zuletzt üblich auch wieder auf die obligatorischen neun Spieler geschrumpft und Coach Wienges fing an, in der Not tugendhafte Spieler zu schnitzen. Da musste das Wuppertalinstitut aushelfen, in einer Blitzaktion wurde Tilman Santarius verpflichtet. Zusätzlich ging um 17h15 eine weitere Anmeldung vom lange vermissten Stürmer Uwe Birkel ein und pünktlich um 18h30 schaffte Tresfore Dambe es doch wider Erwarten zum Spiel. So wurde aus der drohenden Unterzahl gegen die Humboldtsche Übermacht ein gesunder zwölf Mann-Kader.

Nach Monsun-artigen Regengüssen am Nachmittag – "dem Fritz sein Wetter" – war der Platz in einem Zustand, der lange Pässe länger machte und langen Spielern versprach, einige kuriose Pirouetten abzunötigen. Da die Tulpen aber auf ihren Grippe-geschwächten Sturmführer Toffi verzichten mussten und so nur mit einem etatmäßigen Stürmer aufwarten konnten, machte Coach Wienges das zweite mal an diesem Tage aus der Not eine Tugend und stellte ein massives Fünfer-Mittelfeld mit nur einer Spitze auf. Die dadurch entstehenden vielzahligen Anspielstationen sollten sich zum entscheidenden Vorteil der Tulpen entwickeln, die das Spiel im Mittelfeld dank disziplinierten, ansehnlichen und ballsicheren Kurzpassspiels der vier Kleinen Alex Bögle, Asgar Ergin, Marek Dutschke und Ralf Südhoff über das gesamte Spiel kontrollieren sollten.

Dahinter agierten Libero Stefan Witt gewohnt sicher vor der Abwehr und avancierte Neueinkauf Tilman Santarius auf der zentralen Verteidiger-Position zum Man of the Match. Die beiden Langen schienen die rutschigen Platzverhältnisse gar nicht zu bemerken und räumten geistesgegenwärtig weg, was kam. Insbesondere Tilman Santarius merkte man abgesehen von einigen wenigen anfänglichen Fehlpässen nie an, dass er in diesem Team noch nie gespielt hatte. Ebenso beeindruckend war seine nahezu makellose Zweikampfbilanz dank seines lehrbuchmäßigen frühen Störens des Gegners bei der Ballannahme.

Von Beginn an entwickelte sich ein ausgeglichenes Spiel, in dem keine Mannschaft zu klaren Torchancen kam, aber fernab der Tore durchaus gepflegt kombiniert wurde. Mit einem Fernschuss, der zu einem gefährlichen Aufsetzer wurde, setzten Humboldts Erben denn auch ein erstes Ausrufezeichen. Doch Torwart Daniel Holstein musste nicht eingreifen, sondern schätzte richtig, dass der Ball klar mehrere Zentimeter am langen Pfosten vorbeistreichen würde.

Das Spiel wogte hin und her, die Hüter des Gedankens der klassischen Universität mit Einheit von Lehre und Forschung wechselten ihren von Ex-Tulpe Martin Dauss geführten und in Legionsstärke angereisten Kader komplett durch. Gelegentliche Einzelaktionen auf beiden Seiten blieben letztlich fruchtlos – bis, ja bis der Zufall das erste mal eingriff. Kurz vor der Mittellinie kommt der Ball zu Andree Bornstein, der schießt den Ball direkt mit der offenen Innenseite des Fußes wieder nach vorne, klappt dabei aber leicht den Fuß ab, so dass der Ball einen irren Drall bekommt. Die Bogenlampe kommt im Sechzehner wieder herunter, der HU-Torwart fragt sich noch wer bin ich und who is who, eilt hinaus und "Hu, den Ball kriege ich nicht mehr, wieder zurück." Doch, um es mit den Worten von Helmut Rahn zu sagen: "Dat jibt so'n richtigen jefährlichen Aufsetzer. Und wat dann passiert is, dat wisst ihr ja!" Das Tor ist bekannt, dieses ist anders. Der Ball springt wieder hoch, ändert aber durch den besonderen irren Spin die Richtung und segelt über den nicht minder irren(den) Torwart ins Netz. 1:0

In der zweiten Hälfte beginnt auch die Tulpe zu rotieren, weniger auf dem Platz als auf der Bank. Daniel Holstein rückt ins defensive Mittelfeld und der bis dahin indisponierte Sebastian Wienges besetzt das Tor. Auf dem Feld wird ihn niemand vermissen. Die Mittelfeldspieler nehmen nun nacheinander kurze Pausen. Am Spiel verändert sich wenig.

So muss auch beim nächsten Tor wiederum Fortuna eingreifen und der nächste Fernschuss das Tor erzwingen. Tresfore Dambe schießt hoch und weit und mittig auf den Torwart. Der fragt sich: "Fangen, fausten, abklatschen?" Und entscheidet sich für irgendwas dazwischen, der nasse Ball rutscht durch die behandschuhten Hände und, Fortuna will es nicht anders, Tresfore hatte nicht nur Richtung Torwart geschossen, sondern auch Richtung Tor, in welches der Ball auf diese Weise seinen Weg findet. 2:0

Die Angriffe der einstigen Welt-Elite-Universitäts-Forscher werden nun forscher. Sie erzwingen entschlossen in Zweikämpfen ihr Glück und dringen öfter durch. Eine Hereingabe des starken Uwe kann Torwart Wienges nur wegfausten. Aber was heißt weg? Vielmehr dem Gegner zentral in bester Schussposition vor die Füße. Unzählige Beine werfen sich dazwischen, aus dem Getümmel kommt der Schuss, und wieder ist es ein "jefährlichen Aufsetzer", diesmal tatsächlich flach in das berühmte Eck. Wienges taucht ab, bringt seine Finger noch an den Ball, aber den nicht um den Pfosten herum. 2:1

Sollten Wilhelms Nachfolger doch noch das Blatt wenden? Ein schneller Konter, der gekonnt von Asgar Ergin auf den im Zentrum mitgelaufenen Uwe Birkel gepasst wird, macht alle Hoffnung zunichte. Der Stürmer beweist seinen Torriecher und schiebt zum 3:1 ein.

Doch nun fragen sich die Humboldtschen: "Wer ist hier eigentlich wer? Und sind wir nicht genötigt, Alexanders Tugenden viel mehr zu schätzen?" So kämpfen auch sie wie einst Alexander gegen die Unbill der Witterung und der Gewalten und stürmen an. Ein Angriff trägt sie bis in die Nähe des Tulpen-Strafraums, wo sie die Abwehr stoisch erwartet. Doch Torwart Wienges stellt sein Verständnis von Strafraumbeherrschung unter Beweis und irrlichtert durch irgendwo auf halber Sechzehn-Meter-Strecke herum. Etwas ungläubig wagt der Adept des Weltreisenden den Schuss aus 20 Metern. Wienges denkt sich "Huhu, wo schießt der denn hin?", springt hoch, naja er reckt den Arm, denkt weiter "Ne, dat is zu hoch. Da komm wa nich ran!", dreht sich beruhigt um und entdeckt dann das Tor an ganz anderem Orte, als er es zuletzt wähnte. So kann er dann aus nächster Nähe sehen, wie der Ball sich zum 3:2 ins Netz senkt.

Daniel Holstein fragt sich noch, ob ein Abend im Tor nicht auch seine guten Seiten hat, wenn das die Alternative ist und macht sich denn auf das Spiel zu entscheiden. Eine gefährliche Hereingabe von links, der Defensivmittelfelder springt spektakulär, in bester Kung-Fu-Kunst in den Schuss und lenkt ihn am einschussbereiten Angreifer vorbei ins Seitenaus. Doch damit nicht genug.

Er stürmt nach vorn, über kurze Pässe gelangt der Ball zu ihm, rechts vom Tor, fast an der Grundlinie, scharf gibt er den Ball hinein. Da erschallt der Ruf des Torwarts: "Hu, diesmal k'iegen sie uns nicht. Ich ve'senk uns selbst!" Er springt dem Ball entgegen und lenkt ihn durch seine Beine zum letzten Mal in Fortunas Maschen. 4:2

Mein Trainer in der A-Jugend hat über mich mal gesagt, mir mache das Spiel am meisten Spaß, wenn ich viele Fehler mache. So gesehen, war das schon eine Riesengaudi. Aber um dennoch alle offenen Fragen zu klären, wird dieses Spiel wohl noch eine Wiederholung unter anderen Bedingungen verlangen.

Zum Schluss wurde dann aus der Not am Spieler dann noch eine Tugend und die Tulpen gewannen einen neuen Mitspieler, als nach dem Spiel Manu Sharma, der elegante Spielgestalter der HU is HU seinen Willen überzulaufen bekundete.