Grüne Tulpe - Rank Xerox: 4:2

11.02.2008

Ein Spieler macht manchmal eben den Unterschied…

...gerade auch dann, wenn er gar nicht auf dem Platz steht. Rank Xerox, ihres Zeichens Angstgegner der Tulpen, hatten bisher die Grünen spielend und spielerisch beherrscht, Tempo forciert und rausgenommen, wie sie wollten, und am Ende elegant die taktische Anweisung meines F-Jugend-Trainers beherzigt: "Ihr müsst ein Tor mehr schießen als der Gegner, um zu gewinnen." Zuletzt musste die grüne Mannschaft nämlich mit 1:2 und 5:6 zwei bittere Niederlagen hinnehmen. Der "Loddar Madddäus" der kickenden Druckertruppe, der zuletzt maßgeblich für die Einhaltung dieser oben zitirten F-Jugend-Anweisung verantwortlich zeichnete, blieb aber dieses mal zu Hause, und so entwickelte sich ein ausgeglichenes und zum Teil hochklassiges Spiel. Xerox, einer der Gründer der US Climate Action Partnership, in der ca. 30 amerikanische Großunternehmen sich zu freiwilligen Klimaschutz-Aktivitäten verpflichtet haben, erwies sich wieder einmal als würdiger grüner Gegner.

Doch kommen wir zum Spiel: Die Tulpen begannen recht vorsichtig und verzichteten auf ihr übliches Forechecking in der gegnerischen Hälfte. Dennoch schafften es die Xeroxianer immer wieder Löcher ins Tulpen-Mittelfeld zu reißen und Räume für ihr gepflegtes Kurzpassspiel zu eröffnen.

Aber auch ihrerseits wussten die Tulpen durchaus, den Ball in den eigenen Reihen zu halten und sich Chancen zu erspielen, so dass sie früh im Spiel schon wieder ihr Spiel weiter in die Offensive verlagerten. Doch das erste Tor fiel für die ranken Xeroxianer. Ein langer Ball, den Innenverteidiger Wienges zwar erläuft und ins Seitenaus klären will, doch sein Linksschuss gerät zu schwach, wird vom nachsetzenden Angreifer geblockt, dem der Ball in bester Klinsmann-Manier perfekt in den Lauf vor die Füße springt und der sicher zum 1:0 einschiebt.

Doch schon im unmittelbaren Gegenzug fällt der Ausgleich. Der Rank-Torwart, sonst sicherer als die Bank von England, nimmt einen Rückpass an, will den pro Forma angreifenden Tresfore Dambe ausspielen, legt den Ball vorbei, was ihm sonst in schöner Regelmäßigkeit gelingt, und… rutscht aus. Dambe bedankt sich und schiebt ins leere Tor zum 1:1

 ein. Danach erspielen sich die Tulpen einige Chancen, vergeben jedoch die mögliche Führung. In der Defensive haben sie ein ums andere mal Probleme mit langen Bällen, da auch Torwart Meuschke "auf Nummer Sicher" meist auf der Linie bleibt. Verteidiger Wienges zeigt sich indisponiert, lässt einen langen, diagonalen Ball passieren, um dann festzustellen, dass in seinem Rücken lediglich ein Gegenspieler, jedoch kein Außenverteidiger steht. Schließlich stellt Coach Wienges die Abwehr um, setzt sich selbst folgerichtig auf die Bank und zieht Ahmed Sheriff ins Zentrum. Das nun entstandene magische Dreieck Witt-Sheriff-Bornstein hat Ähnlichkeit mit dem geometrischen Verwandten von Bermuda, da sämtliche Xerox-Angriffe in ihm spurlos verschwinden, aber auch mit dem Stuttgarter Offensiv-Zauber vom Anfang der 1990er, da Bornstein sich immer wieder gewinnbringend in die Tulpen-Angriffe mit einschaltet.

So fällt denn auch nach einer etwas zufälligen Mondball-Hereingabe von Born von links der Führungstreffer durch André Bornstein, der völlig frei von rechts ins lange Eck abzieht und den Innenpfosten trifft, von wo der Ball zum 2:1 in die Maschen dringt.

Die Druckertinte war noch nicht trocken, da klingelt es schon wieder im Xerox-Gehäuse. Wieder kam eine lange Flanke von Born in den gegnerischen Strafraum gesegelt, wieder war Tohuwabohu in der Abwehr und wieder war Dambe mit seinem Zauberfüßchen zur Stelle. 3:1

In dieser Phase waren die Xeroxianer nur noch durch Standards, insbesondere Ecken gefährlich. Und nach einer solchen fiel dann auch der Anschlusstreffer. Eine abgewehrte Ecke führt zu einem Fernschuss-Versuch aus knapp 25 Metern, der Ball wird allerdings unglucklich abgefälscht und dadurch zur unhaltbaren Bogenlampe, die über Tulpe-Keeper Meuschke hinweg zum 2:3 ins Tor segelt.

Doch noch vor der Pause stellten die Tulpen den alten Abstand wieder her und machten aus einer sehenswerten Freistoßvariante das 4:2. Bornstein legt den Ball, statt zu schießen an der Mauer vorbei auf Ralf Südhoff, der steckt ihn aus dem Gewühl auf den freien Manu Sharma durch, der ins lange Eck vollstreckt.

In der Pause nehmen sich die Xeroxianer viel vor und setzen vom Anstoß weg die Tulpen massiv unter Druck und schnüren sie in ihrer Hälfte ein. Dieses Spiel war noch lange nicht gewonnen. Doch Chancen blieben zunächst Mangelware. Und die Tulpe konnte sich nach einer Viertelstunde zunehmend vom Druck(er) befreien – mit spielerischen Mitteln. Die Angriffe werden nun gepflegt vorgetragen, immer wieder nach dem gleichen Muster: eine Tulpe führt den Ball Richtung Tor, bis ein Gegenspieler ihn bedrängt, dann legt er auf die nächste Tulpe ab, die den Weg fortsetzt, bis auch sie gestellt wird. Und schließlich an der Strafraumgrenze wird abgelegt zum Schießen. Eine herrliche Kombination, die Toffi per Hacke auf Bornstein ablegt, führt fast zum Tor, doch der Schuss streicht doch noch über die Queerlatte.

Die Angriffe wiegen nun hin und her. Einen, in der dichten Xerox-Abwehr abgefangenen Ball will Wienges, nun im Mittelfeld, sofort zurückerobern, kommt einen Tick zu spät und grätscht so brutal einen Xeroxianer um. Fast wie am letzten Sonntag, als der Dortmunder Dede den Schalker Rakitic im Derby kürzlich voller Übereifer ummähte. Zum Glück blieb der "Gemähte" Ranker unverletzt und Wienges mit Gelb gut bedient.

Nach der kurzen Aufregung rollt das Leder auch schon wieder. Kurz darauf an der Mittellinie ein Laufduell zu einer der vielen unkontrollierten Bogenlampen, wieder ist Wienges beteiligt, erwischt den Ball, rasselt dabei aber mit dem Gegenspieler zusammen. Wieder Aufregung. Der beschwert sich lautstark und Wienges verliert kurz jegliche Contenance und brüllt mit. Brust an Brust stehen die zwei Kampfhähne, gleich mehrere Tulpen versuchen jetzt erst recht ihren Rot-gefährdeten Teamchef zu beruhigen. Doch der Schiedsrichter hat die Situation anders gesehen und gibt Foul gegen den xeroxianischen Beschwerdeführer. Das kann jedoch nichts an der indiskutablen Leistung von inzwischen Außenverteidiger Wienges beschönigen, der kurz darauf die einzige klare Chance für die Xeroxianer zulässt.

Diese "brenzligen" Situationen um die 75. Minute blieben aber die absolute Ausnahme in einer ansonsten ausgesprochen fairen und freundschaftlichen Partie.

Dann bricht die Schlussphase an. Über links läuft ein Xerox-Angriff, und dieses eine Mal gelingt die Hereingabe am sonst absolut fehlerlosen und souveränen Ahmed Sheriff vorbei. Frei vor Torwart Meuschke vom Fünf-Meterraum und bequeme zwei Meter vor seinem Gegenspieler Wienges kommt der xeroxianische Flügelmann an den Ball und druckt...pardon...drückt ihn ab aufs Tor. Doch was sonst die Spezialität des gegnerischen Torwarts ist, gelingt heute Greenkeeper Meuschke. Der reißt die Arme hoch und genau da fliegt auch der Ball hin. Eine sensationelle Parade. Ein 3:4 hätte noch mal richtig Unruhe ins grüne Spiel gebracht, doch am heutigen Abend brennt auf grüner Seite nichts mehr an.

Fazit:

Es war ein gutes und ansehnliches Spiel im Poststadion. Die Xeroxianer als Vertreter des schönen Spiels konnten diesmal nicht ihre Chancen nutzen und waren konditionell noch nicht auf der Höhe. Da es aber ihr ersten Saisonspiel war, ist dies auch nicht weiter verwunderlich. Die Grüne Tulpe war dagegen konditionell schon besser aufgestellt und konnte durch ihr gutes und kontrolliertes Spiel überzeugen. Mit diesem verdienten 4:2 Sieg ist also die Revanche nach zwei Niederlagen gegen Rank Xerox endlich geglückt. Es bleibt abzuwarten, ob beim Rückspiel diese tolle Mannschaftsleistung noch mal zu wiederholen ist.