Grüne Tulpe - Revolver FC

24.09.2007

Stahlmantel Allen Arch jagt Brother Light Foot

Zunächst das Gute: Die Tulpen konnten zum ersten mal seit einigen Monaten wieder problemlos eine komplette Mannschaft mit Auswechselspieler stellen. Sogar noch ein weiterer Spieler schien unangemeldet gekommen zu sein, Bruder Leichtfuß und der sollte in der ersten Halbzeit zur bevorzugten Anspielstation der Tulpen werden.

Wer fehlte, war der Schiedsrichter. Und wenn in der Stadt jenseits der Frontier die Revolverhelden die Hälfte der Stadtbevölkerung ausmacht, aber der Sheriff fehlt, kann sich jeder das Ende der ehrenhaften Bürger und Tulpenzüchter ausmalen.

Obwohl Coach Wienges schon vor dem Spiel vor der harten, aggressiven Gangart des Gegners gewarnt und zur Vorsicht gemahnt hatte, spielten die Tulpen gewohnt sorglos auf. Doch während sonst gefälliges Passspiel und individuelle Stärke in Dribblings die Offensive der Tulpen ausmacht, wurde das durch frühes Stören und etwas nervöse Finger am Revolver-Abzug weitgehend verhindert. Kaum ein Tulpen-Spieler konnte den Ball annehmen, ohne einen Fuß in den Waden oder einen Ellenbogen in den Rippen zu merken. Wenn die Tulpen den Ball dann dennoch kontrollierten, was ihnen recht häufig gelang, hielten sie ihn oft zu lang und verloren ihn schließlich beim zu späten Abspielversuch. Wer an seinem Gegenspieler vorbeikam machte aber immer Bekanntschaft mit Allen Arch (in der für deutsche Leinwände synchronisierten Version vom brilliant aufgelegten Vinnie Jones gegebenen Ellen Bogen) oder wurde zum eleganten Sprung über ausgefahrene Beine gezwungen.

Die Foul-Statistik von 12:1 begangenen Fouls zugunsten der ihrer Reputation alle Ehren machenden Revolverhelden mag als numerischer Beleg dienen. Insbesondere der zentrale Pistolero mit der Spielmacher-Nummer 10 machte das Spiel mit allein fünf begangenen Fouls – wohlgemerkt alles in Ermangelung eines Schiedsrichters freiwillig zugegebene Fouls, die eben so unumstritten waren, dass sie keiner Diskussion mehr bedurften.

Dennoch erspielten sich die braven Tulpen in der ersten Halbzeit eine um die andere Chance. Die einzige Spitze Toffi machte mit ihrem Gegenspieler über 90 Minuten, was er wollte. Was nützt ein volles Magazin, wenn das Ziel schneller als sein Schatten ist. Ein solcher Flankenlauf über links führte zur ersten echten Chance des Spiels, die André Bornstein, der noch häufiger weit vorne auftauchen sollte, dessen Dribblings heute aber meist schon am ersten Gegenspieler hängen blieben, von rechts jedoch nicht im Tor unterbringen konnte.

Auf der anderen Seite fiel den Revolverhelden meist nichts Besseres ein, als auf die Schnelligkeit ihrer Schützen zu vertrauen und lange Bälle zu spielen. Als sie dann doch einmal drei vertikale Pässe hintereinander an den Mann brachten, standen sie dafür schon mit einem halben Bein hinter der Grundlinie. Mit dem anderen spielten sie den Ball aber noch in die Mitte. Dort hoppelte der Ball an zwei Helden und drei Tulpen unbemerkt vorbei, fand dann doch eher zufällig ein Bein, von dem es wieder zurückhoppelte und sich schließlich über die Linie ins sichere Tor schleppte. 1:0. Wenn man so will, eine Art herausgespieltes Tor.

Zunehmend wurden die Tulpen nun in die eigene Hälfte gedrängt, so dass sie Raum zu schnellen Gegenstößen bekamen. Die spielten sie auch durchaus überlegen durch, aber so überlebt man nicht lange im Wilden Westen, Chancen kamen keine zwingenden dabei heraus. Oder die Direktabnahmen nach Flanken, die die Helden-Abwehr dem berühmten Federvieh gleich von links nach rechts und zurück eilen ließen, landeten weit im Aus oder in den sicheren Fangarmen des Keepers.

Häufig verloren die Tulpen aber auch schon in der eigenen Dorfhälfte den Ball. So auch Alex Bögle, sonst eher ein Vertreter der besonnenen und spielstarken Fraktion. Da er der letzte Mann war, war der Weg für die zuvor eingewechselte schwarze Perle bis zum Tor nicht mehr allzu weit. Seine stark an Anthony Yeboah erinnernde Technik wie auch dessen Körpereinsatz ähnelnd ließ ihn einem Meter vor Torwart und nur wenig mehr vor dem Tor diesmal nicht im Stich. 2:0

Die nächste Panne folgte kurz darauf nach einer Ecke, die André Bornstein zuerst unterspringt, dann versucht wegzufausten, sie dadurch aber wiederum "Joeboah" vorlegt, der seinen Gegenspieler um etwas mehr Privatsphäre gebeten hatte, die dieser ihm respektvoll gewährte. Wiederum aus der Nahdistanz ohne Gegner bugsiert er den Ball über die Linie. Ein Duell ohne Gegner, aber mit Treffer. So werden Revolverhelden geboren. 3:0

André Bornstein klagte noch darüber, gestoßen worden zu sein, was bei einer Ecke und ca. 18 Spielern auf wenigen Quadratmetern schon vorgekommen sein soll und insofern auch wenig Mitleid fand. Kurz darauf beweist "Joeboah" aber auch mal Übersicht und spielt zu viert mit Ball gegen zwei Verteidiger Libero Witt und den eingerückten Linksverteidiger Wienges den Ball auf Cottoneye Chris nach rechts. Der, sonst eher der Mann für die gute Übersicht, profitiert nun selbst und zieht von der oberen Strafraumgrenze ab. Ein fulminanter Schuss, bei dem Torwart Hake sich entschließt, seine Hände nicht einzusetzen und sich lieber den Scheitel neu ziehen zu lassen. 4:0

In den folgenden Minuten waren die Tulpen schon zufrieden sich in die Pause zu retten, obwohl es bei dem Spielstand nur noch wenig zu retten gab. Dies änderte sich aber grundlegend in der zweiten Halbzeit. Die Revolverhelden schienen zu Verwaltungsbeamten der mittleren Laufbahn zu werden und verwalteten ihren Vorsprung zufrieden vor sich hin. Ihr Druck auf die Tulpen ließ spürbar nach, Konter reichten ihnen jetzt aus.

Die Tulpen ließen nun einen Flankenlauf auf den nächsten folgen, die die Revolverhelden alle erst nach der Flanke stoppen konnten. Marek Dutschke im linken Mittelfeld wurde jetzt zum eigentlichen Spielmacher, sicherte nach hinten ab und leitete mit klugen Pässen und viel Laufarbeit immer wieder neue Angriffe ein.

Der erste Treffer ließ dann auch nicht lange auf sich warten. Endlich wurden André Bornsteins unermüdliche Ausflüge belohnt und einer der unzähligen Flankenläufe von Toffi fand seinen Abnehmer. Ein schönes Zusammenspiel von Born auf Bornstein, der direkt abzog und einen verwirrten Revolver-Verteidiger dazu veranlasste den Ball lieber schnell ins eigene Netz zu buchsieren. 4:1  

Doch die Revolverhelden konterten und ritten einen Angriff, bei dem Linksverteidiger Wienges den bärenstarken "Joeboah" geschickt ins Abseits stellte, der aber gar nicht angespielt wurde. Was zunächst also taktisch klug verteidigt war, wandelte sich in Lauffaulheit. Als dann nach einem Luftloch der Tulpenverteidigung der Ball doch noch quer auf den Angreifer gepasst wurde, war der wieder einmal völlig frei und legte alle Kraft und Technik in seinen Schuss, den er so auch erfolgreich an Torwart Hake zum 5:1 vorbeibrachte.

Doch der nun offene Schlagabtausch ging weiter. Ein Tulpenflankenlauf bringt den Ball von links nach rechts, von dort wieder in die Mitte, wo Tresfore Dambe den Fuß zum 5:2 hinhält. Die Gäule der Revolverhelden wurden nun zusehends schlapper, ihre Konter müder. Die nächste Chance hatte wieder Tresfore Dambe, der aus der Nahdistanz sich die Ecke aussuchen kann und sich für die entscheidet, die dem Abwehr-Hühnerhaufen am nächsten ist. Und so findet er dann doch noch ein dankbares Bein, das in den Schuss gehalten wird. Eine scharfe Hereingabe von André Bornstein rauscht Zentimeter am freien Ralf Südhoff im Fünfmeterraum vor dem freien Tor vorbei. Um diese Phase mit Jürgen Wegmann zu kommentieren: "Zuerst hatten wir kein Glück und dann kam auch noch das Pech dazu!"

Eine weitere Ecke der Gringos, vor der Torwart Hake schon ankündigte "Oh, Mist. Der dreht den wieder rein!" Das tat der dann wirklich und Hake reckt sich, klatscht den Ball vor der Latte runter auf den Kopf des unglücklich getroffenen Kuhjungen zum 6:2.

Doch noch immer stecken die Tulpen nicht auf. Wieder einmal kommt Toffi über links und schießt von außerhalb des Strafraums aufs lange obere Eck. Der Ball fliegt unhaltbar für den Torwart unter die Latte und springt von da zurück ins Feld. Manu Sharma kontrolliert ihn, lässt ein oder zwei der inzwischen etwas behäbigen schießwütigen Verteidigern aussteigen, passt auf André Bornstein, der zum 6:3 einschiebt.

Schließlich in der Abschlussminute nutzt Toffi mit einem langen Sprint noch einmal den kollektiven Tiefschlaf der "Nimm du ihn, ich hab ihn sicher"-Abwehr, erläuft einen Pass von Marek Dutschke und schießt nur Zentimeter am langen Pfosten vorbei.

Fazit:

Spielerische Fertigkeiten der Tulpen waren den individuellen Qualitäten der Helden unterlegen, ein jederzeit eindeutiges Spiel. Gegen elf Revolverhelden kann nur ein dreckiges Dutzend gewinnen.