Grüne Tulpe - Revolver FC: 2:1

28.04.2008

Erst Cruyff, dann Derwall

Als Barcelona 1992 den letzten Europapokal der Landesmeister gewann, hatte Johann Cruyff als Trainer ein Team der Superklasse heranwachsen lassen. Als Jupp Derwall alias "Häuptling Silberlocke" 1982 mit der deutschen Nationalmannschaft zur WM nach Spanien -"Ole Espana"- reiste, hatte er eine zusammengewürfelte und heterogene Mannschaft mitgenommen, die es mit viel Kampf und vor allem viel Glück bis ins Endspiel schaffte.

Was hat das jetzt eigentlich mit der Grünen Tulpe zu tun? Nun ja, als man am vergangenen Montagabend Zeuge des Spiels gegen den Revolver FC war, sah man in der 1. Hälfte eine grüne Mannschaft, die souverän aus einem Guss spielte, als wenn Cruyff an der Seitenlinie die Fäden gezogen hätte. Sollte es wirklich wahr sein, dass die Grüne Tulpe gerade im Jahr des 25-jährigen Bestehens endlich ihr perfektes Spiel gefunden hat? Leider noch nicht ganz, denn die zweite Halbzeit war dann leider nur noch kompromissloser Abwehrk(r)ampf nach alten Rezepten a la "Jupp Der Wal". 

Anpfiff:

Bei wunderschöner Abendsonne im Poststadion hatte sich ausnahmsweise 16 Tulpen eingefunden, davon waren ganze 15½ spielbereit. (Wir wollen an dieser Stelle das Thema Schönwetterfußballer mal ausklammern).

Der Gegner - der FC Revolver- hatte im letzten Jahr die Tulpen mit zwei eindeutigen Siegen geradezu "gerupft". So war die grüne Mannschaft vorgewarnt und startete mit einem Abwehrbollwerk sondergleichen. Mit einer Viererkette um Witt, Mayer, Bornstein und Sheriff konnte eigentlich hinten so schnell nix anbrennen. Und zunächst brannte auch nichts an- im Gegenteil. Die Grüne Tulpe spielte über die gesamte Länge und Breite des Platzes, ließ das Bällchen und den Gegner schön laufen und baute in der gegnerischen Hälfte gehörigen Druck auf.

Die Jungs vom Revolver FC schienen ob der selbstbewußten Spielart der Tulpe überrascht und fanden zunächst gar nicht in ihr Spiel. Die grüne Mannschaft drückte die Revolverhelden in die eigene Hälfte, erspielte sich eine Ecke und Torchance nach der anderen. Und dann in der 7. Minute klingelte es auch schon im gegnerischen Tor -doch halt, nein, falscher Alarm- es war Abseits.

Also weiter gehts. Die Tulpe spielt unbeirrt weiter mächtig nach vorne. Doch plötzlich -ein Entlastungsangriff der Pistoleros. Ein langer Pass ihres souveränen Liberos auf den flinken Rechtsaußen, der passt direkt in die Mitte, der grüne Bornstein verpasst knapp den Ball und nach nur drei Stationen steht der stürmende Revolvermann allein im Duell mit Tulpe-Keeper Meuschke. Schau mir in die Augen, Kleiner! Der Stürmer bewegt sich zuerst. Die Kugel fliegt,  der grüne Keeper ist zwar noch dran, aber das Geschoß landet schließlich doch im Tulpe-Kasten. 0:1

Rückstand!

Damit ist das Spiel erstmal auf den Kopf gestellt. Doch die grüne Mannschaft lässt sich davon heute nicht beirren. Weiter bestimmt sie das Spiel und da klingelt es erneut im gegnerischen Gehäuse. Doch der Kopfball von Bornstein nach einer schön getretenen Ecke von Dambe ist ein Handspiel-Tor. Ärgerlich, denn hinter ihm stand auch der grüne Witt wunderbar einköpfbereit. "Mund abwischen" und weiter gehts.

Dann wieder ein schulmäßiger Angriff der Tulpen. Aus der eigenen Hälfte läuft das Leder ruhig von rechts über die Mitte, von da wird schön nach links verlagert. Jetzt wird Linksaußen Ergin  auf die Reise geschickt. Der überläuft den Revolver-Verteidiger, läuft Richtung Tor und passt auf Höhe des Fünfers wunderschön auf den mitgelaufenen Kurdziel. Der steht goldrichtig und drückt das Runde mit seiner berühmt berüchtigten  "Kurdziel-Grätsche" ins Netz. Sein 205. Tor im Trikot der Grünen Tulpe!

Endlich ist der lang ersehnte und verdiente Ausgleich da. Jetzt will die Tulpe das Führungstor und geht weiter hohes Tempo. 35. Minute.

Wieder wird Ergin über links schön in Szene gesetzt. Der ist die schnellste Maus von Mexiko und rennt erneut auf das Revolver-Tor. Der grüne Linksaußen sieht den auf ihn zulaufenen Torhüter und lupft das Bällchen mit seinem linken Zuckerfüßchen im richtigen Moment butterweich über den Keeper zum 2:1 ins gegnerische Eckige.

Die Führung ist da!

Keine Minute später und alle haben ein Deja-Vu. Schon wieder steht Ergin mutterseelenallein vor dem Revolvertor. Doch den einfacheren Ball will er diesmal nicht im Tor unterbringen. Es folgen weitere gute Chancen, die aber alle nicht zum 3:1 führen.

Kurz danach eine Schrecksekunde bei den Tulpen. Der souveräne Tulpe-Verteidiger Witt muss aufgrund einer Muskelverletzung ausgewechselt werden. Damit muss für die zweite Halbzeit die Abwehr neu aufgestellt werden.

Halbzeitpause

Der Ausfall von Witt wirft einiges durcheinander. Zudem wird aufgrund der hohen Spielerzahl auf weiteren vier Positionen umgestellt. Und aus dem Vierer-Bollwerk wird nun eine Dreierkette. Dies sollte sich als Fehler bewahrheiten, denn gleich zu Beginn der zweiten Halbzeit brennt es im eigenen Strafraum. Das neu formierte zentrale Mittelfeld ist überfordert und die Tulpe hat große Probleme im Spielaufbau. Der Revolver FC drückt seinersets aufs Tempo und will jetzt den schnellen Ausgleich. In der grünen Hälfte herrscht nun wahres Chaos und vom tollen Spiel der ersten Halbzeit ist plötzlich gar nichts mehr zu sehen.

Aus heiterem Himmel dann doch eine grüne Chance - es wird die einzige der 2. Halbzeit bleiben. Tulpe-Dynamo Hartwig Mayer passt aus der eigenen Hälfte nach "Uwe-Bein-Marnier" auf den startenden Born. Der hat nur noch den Revolver-Keeper vor sich, trifft den Ball aber nicht richtig und verschießt. Das Tor hätte der Tulpe wahrscheinlich wieder mehr Sicherheit gegeben, doch ein 3:1 wäre zu diesem Zeitpunkt absolut unverdient gewesen.

Wie beim Eishockey in Unterzahl

Die Tulpe spielt nicht mehr, sie kämpft nur noch. Der eigenen Kasten wird gehütet und kompromißlos verteidigt. Nach vorne läuft absolut gar nix mehr. Noch steht es ja 2:1 , doch es scheint nur eine Frage der Zeit, bis der Ausgleich fällt. Die Mannschaft von Revolver FC hat klar das Heft in der Hand und insbesondere die quirrlige, technisch überaus starke "Nummer 5" bereitet der Tulpe-Abwehr große Sorgen. Er ist einfach nicht vom Ball zu trennen und die Revolverangriffe rollen im Minutentakt. Einmal verfehlt ein Revolverkopfball nur knapp das Ziel, ein anderes Mal knallt ein Schuß an den Pfosten. 

Noch 20 Minuten. Mit Mann und Maus in der eigenen Hälfte versammelt kämpft die grüne Mannschaft um jeden Ball. Und der 12. Mann der Tulpe in der Schlußphase ist nicht das Publikum, sondern das nötige Quentchen Glück. Tulpe-Torhüter Meuschke fliegen die Dinger nur so um die Ohren, doch der Ausgleich will einfach nicht fallen. In den letzten zehn Minuten retten Dambe, Mayer und Bornstein und Co. mehr als einmal in buchstäblich letzter Sekunde. Obwohl die Tulpe stehend k.o. ist, schafft sie das Unglaubliche: Mit dem "letzten Droppen Sprit" kann die Grüne Tulpe die knappe 2:1-Führung doch noch über die Zeit retten.

Fazit:

Es war ein überaus spannendes Spiel mit zwei völlig unterschiedlichen Halbzeiten. Erst konnte man eine souveräne Grüne Tulpe bewundern, dann nur noch einen starken Revolver FC. In der ersten Hälfte hätte die Tulpe das 3:1 nachlegen müssen und sich so wahrscheinlich eine derart hektische 2. Hälfte ersparen können. Doch Dank einer kämpferischen Mannschaftsleistung konnte der glückliche aber hart erkämpfte erste Sieg gegen den überaus fair spielenden Revolver FC dann auch nicht ganz unverdient eingefahren werden.