Rede von Saskia Weishaupt Arbeitsbedingungen in der Pflege

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12.05.2022

Saskia Weishaupt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wer an Pflege denkt, hat mittlerweile oft das Bild der erschöpften Burn-out-Pflegerin im Kopf. Ich habe mich an diesem Bild immer etwas gestört, aber nicht, weil es die Realität des Arbeitsalltages der Pfleger/-innen falsch abbildet, im Gegenteil. Sondern weil der Beruf doch so viel mehr bietet. Pflege erfordert anspruchsvolles Fachwissen und dessen Anwendung in unzähligen Situationen. Liebe Kolleginnen und Kollegen, das ist auch Pflege.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)

Unsere alternde Gesellschaft verlangt nicht nur nach mehr Pflegekräften, sondern die Versorgung wird auch immer komplexer. Die steigende Anzahl an Multimorbiden und chronisch Erkrankten verlangt den professionell Pflegenden immer mehr ab. Deshalb brauchen wir die Pflegewissenschaften und müssen unser Handeln nach ihren Erkenntnissen ausrichten, um all dem gerecht zu werden.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)

Bereits 2012 – ich habe damals meinen Führerschein gemacht; das ist schon ein paar Jahre her – hat der Wissenschaftsrat eine Quote von etwa 10 bis 20 Prozent an akademischen Pflegekräften empfohlen. Zehn Jahre später, also heute, sind wir von dieser Zielmarke noch weit entfernt, obwohl wir doch wissen, dass die Komplikationsrate und die Sterblichkeit dadurch sinken. Deshalb ist es für uns als Koalition so wichtig: Wir müssen akademisierte Pflegekräfte mit ihrem Fachwissen und ihrer ganzen Expertise in die pflegerische Versorgungspraxis endlich mit einbeziehen.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)

Wer sein Pflegestudium erfolgreich abschließt, der soll Bindeglied zwischen Theorie und Praxis sein. Nur so kann die Pflege den hochkomplexen Aufgaben in Zukunft auch wirklich gerecht werden. Letztendlich ist es doch egal, in welches Berufsfeld wir schauen, ganz wichtig ist immer: Die Möglichkeit zur fachlichen Weiterentwicklung schafft Zufriedenheit und fördert letztlich den Verbleib in dem Beruf. Das ist ein Hebel zur tatsächlichen Verringerung des Fachkräftemangels in der Pflege, nicht aber, irgendwelche Pflegeassistenzberufe jetzt noch auszuweiten.

(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Wir brauchen Fachkräfte in der Pflege. Sie sind besonders wichtig, und sie sind die Zukunft.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der Abg. Nicole Westig [FDP])

Und deshalb ist es wichtig, dass wir jetzt zusammen mit den Ländern tatsächlich die akademische Pflegeausbildung endlich stärken. Da müssen wir aber auch selbstkritisch sein. Wir müssen der Pflegewissenschaft endlich mehr Platz in den politischen Diskussionen einräumen; denn sie hat doch die Antworten auf die dringenden Probleme. Pflegende wollen und sie sollten auch bei der Ausgestaltung der Pflege mitentscheiden. Und deshalb habe ich mich besonders gefreut, dass seit Anfang letzten Jahres erstmals eine Pflegewissenschaftlerin im Wissenschaftsrat der Bundesregierung sitzt. Aber ehrlich gesagt: Dabei können wir es nicht belassen.

(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Auch mit der G‑BA-Reform möchten wir der Pflege endlich mehr Verantwortung einräumen. Ich kann mich da nur Kolleginnen und Kollegen und Vorrednerinnen und Vorrednern anschließen: Wir müssen aufhören, immer über die Pflege zu reden. Wir müssen anfangen, mit der Pflege zu reden, und da auch tatsächlich endlich Schwerpunkte setzen.

Vielen Dank.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)

Vizepräsident Wolfgang Kubicki:

Vielen Dank, Frau Kollegin Weishaupt. – Letzter Redner in dieser Debatte ist der Kollege Dirk Heidenblut, SPD-Fraktion.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)