Rede von Awet Tesfaiesus Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik
Awet Tesfaiesus (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Letzte Woche haben mich hier im Bundestag junge Stipendiatinnen aus Namibia und Südafrika besucht. Wir sprachen über Erinnerungskultur und Dekolonialisierung. Sie schilderten, was Kolonialisierung für ihre ganz persönliche Biografie bedeutet. Wir sprachen von Umwelt- und Gesundheitsschäden durch Bergbau. Wir sprachen über deutsche Missionarsfrauen, die den Herero einst ihre Trachten aufzwangen. Ich erzählte ihnen von meiner Klassenfahrt zum British Museum und meiner eigenen Suche nach meinem kulturellen Erbe, der Enttäuschung, als ich in den Ausstellungsräumen nichts fand. Ich wusste nicht, dass das meiste in den Archiven liegt, unzugänglich für die Öffentlichkeit.
Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik ist keine reine Außenpolitik. Klare Trennlinien zwischen „wir hier“ und „die da drüben“ werden immer fließender. Wenn wir heute über die Rückgabe von Raubkunst sprechen, dann auch, weil sich die Diaspora seit Jahrzehnten dafür eingesetzt hat. Wenn Annalena Baerbock und Claudia Roth nach Nigeria reisen, um gestohlene Benin-Bronzen zurückzugeben, dann findet Aussöhnung und Heilung nicht nur in Nigeria statt, sondern auch hier bei uns und ein Stück weit auch bei mir.
Vielen Dank.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)
Vizepräsident Wolfgang Kubicki:
Vielen Dank, Frau Kollegin. – Als Nächster hat das Wort der Kollege Thomas Rachel, CDU/CSU-Fraktion.
(Beifall bei der CDU/CSU)