Rede von Dr. Anja Reinalter BAföG und Berufsbildung
Dr. Anja Reinalter (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Frau Ministerin! Liebe Gäste! Ja, wir reden heute über das BAföG und über den Berufsbildungsbericht, und damit reden wir über Studierende und Azubis; denn berufliche und akademische Bildung sind uns gleich viel wert, und man kann auch ohne Studium und BAföG Abgeordnete werden.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)
Uns sind beide Gruppen gleich viel wert; denn sie tragen gleichermaßen dazu bei, dem Fachkräftemangel zu begegnen. An dieser Stelle sage ich unseren herzlichen Dank an alle, die einen Beitrag leisten, junge Menschen auf den Weg in ihre berufliche Entwicklung zu bringen, an alle Schulen, Lehrkräfte, Projektträger, natürlich an die Eltern und an alle Ausbildungsbetriebe.
(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Und ja, wir wissen, dass die letzten beiden Jahre hart waren. Das zeigen uns auch die Zahlen des Berufsbildungsberichtes. Wenn Sie sich zwei Zahlen merken sollten, dann bitte die 24 000 und die 63 000; denn sage und schreibe 24 000 Schülerinnen und Schüler haben im letzten Jahr keinen Ausbildungsplatz bekommen. Die Zahl 63 000 ist genauso alarmierend, denn 63 000 Ausbildungsplätze konnten im Jahr 2021 nicht besetzt werden.
Diese Zahlen zeigen deutlich, dass wir ein Problem geerbt haben, und das liegt nicht nur an Corona; denn die Zahlen waren vor der Pandemie auch nicht viel besser.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der Abg. Ria Schröder [FDP])
Wir sind uns einig, dass wir es uns als Gesellschaft nicht leisten können, auf der einen Seite den Fachkräftemangel zu beklagen und auf der anderen Seite Schülerinnen und Schüler ohne Ausbildungsplatz stehen zu lassen. Es ist offensichtlich, dass wir ein besseres Matching zwischen Azubis und Ausbildungsplätzen brauchen. Salopp gesagt: Jeder Topf braucht einen passenden Deckel.
Deswegen werden wir erstens gemeinsam mit den Ländern und den Kommunen Berufsorientierungsangebote schaffen. Denn mal ehrlich: Wie soll man denn nach einem einwöchigen Praktikum in der neunten Klasse entscheiden können, welchen Beruf man lernt?
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Ria Schröder [FDP])
Zweitens werden wir Jugendberufsagenturen ausbauen und mehr Beratungsangebote machen; denn wir haben doch gerade in der Pandemie gesehen, wie die Zahl der Bewerbungen sinkt, weil wir die Schüler/-innen nicht mehr direkt erreichen konnten.
Drittens werden wir in den Regionen, in denen es zu wenige Ausbildungsplätze gibt, jungen Menschen mit der Ausbildungsgarantie eine Berufschance geben.
(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir haben doch das gemeinsame Ziel, mehr junge Menschen darin zu unterstützen, ihren Platz im Leben und im Beruf zu finden. Wir brauchen doch mehr Menschen, die eine Ausbildung machen: im Handwerk, im Tourismus, in der Pflege, im Kampf gegen die Klimakrise. Wir sehen es doch an jeder Stelle: Die Züge haben Verspätung, weil wir auf Lokführer/-innen warten. Der Biergarten nebenan hat zu, weil der Wirt kein Personal bekommt. Kinder müssen nach Hause geschickt werden, weil die Kitas keine Erzieher/innen finden.
Kurzum: Wir nehmen die Ergebnisse des Berufsbildungsberichtes ernst. Wir werden das Matching so schnell wie möglich verbessern, mehr junge Menschen für eine Ausbildung begeistern und so dem Fachkräftemangel begegnen.
Herzlichen Dank.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der FDP)
Präsidentin Bärbel Bas:
Nächster Redner: für die CDU/CSU-Fraktion Stephan Albani.
(Beifall bei der CDU/CSU)