Rede von Beate Walter-Rosenheimer Berufsbildungsbericht 2020

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11.09.2020

Beate Walter-Rosenheimer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):

Vielen Dank. – Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Ministerin! Liebe Kollegen und Kolleginnen! Liebe Zuschauer und Zuschauerinnen! Der „Berufsbildungsbericht 2020“ hat uns Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt aufgezeigt, die uns Sorgen bereiten. Trotz des großen Fachkräftemangels werden weniger junge Menschen ausgebildet als in den Jahren zuvor, und das ist irgendwie paradox. Da gibt es nichts zu feiern, Frau Ministerin. Andersherum müsste es sein:

(Beifall des Abg. Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

Mehr junge Menschen müssen in Ausbildung, um die beruflichen Chancen, die der Mangel bietet, gut nutzen zu können.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Immer noch hängen circa 255 000 junge Menschen in Warteschleifen, im Übergangssystem. Das ist einfach zu viel.

(Beifall des Abg. Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

Bedenklich ist auch, dass sich immer mehr Betriebe vollständig aus der Ausbildung zurückziehen. Nicht einmal jedes fünfte Unternehmen bildete im Jahr 2019 noch aus, und das, obwohl viele Unternehmen gern ausbilden wollen, sich personell und finanziell dazu aber nicht imstande sehen. Hier brauchen wir klare Konzepte, die den Betrieben wirklich helfen, damit diejenigen, die ausbilden wollen, auch ausbilden können.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Stichwort „Ausbildung in der Krise“: Wir alle hatten Angst, dass sich die Lage verschärfen würde. Man kann zumindest eine Teilentwarnung geben. Wir haben nicht den ganz großen Einbruch bei den Ausbildungszahlen; aber wir sprechen immerhin von einem Rückgang von 8 Prozent. Alarmierend ist, dass uns Verbände und Organisationen berichten, dass circa 30 000 junge Menschen in der Krise vom Radar verschwunden sind. Wo sind die? Diese jungen Menschen zu verlieren, das dürfen wir uns nicht leisten.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Die Krise hat uns die Anfälligkeit des Ausbildungssystems deutlich gemacht. Wir haben gesehen, Frau Ministerin, dass die berufliche Bildung, die ein Stiefkind des Bildungssystems ist, in der akuten Krisensituation zu sehr hintenanstand.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Wir haben die Schwächen bei Digitalisierung und Krisenmanagement deutlich gesehen. Viele haben sie auch deutlich gespürt, Frau Ministerin. Ihre kurzfristigen Maßnahmenpakete allein werden nicht ausreichen, um Ausbildung zukunftsfest und krisensicher zu machen. Deshalb wollen wir die Erfahrungen aus der Krise für einen langfristigen und auch längst überfälligen Modernisierungsschub nutzen. Das haben Sie bisher versäumt.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Wir fordern, die beschlossenen Unterstützungsinstrumente begleitend zu evaluieren und ein umfassendes Update für das Lernen in Betrieb und Berufsschule auf den Weg zu bringen. Dazu gehört eine Ausbildungsgarantie, die jungen Menschen sichere Brücken ins Berufsleben baut, und dazu gehört eine deutliche Aufwertung der systemrelevanten Ausbildungsberufe im Gesundheits-, Pflege- und Erziehungsbereich. Längst überfällig und zwingend erforderlich ist eine Digitalisierungsoffensive für die beruflichen Schulen.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Dr. Jens Brandenburg [Rhein-Neckar] [FDP])

Auf in ein neues Zeitalter, Ausbildung gestalten statt verwalten, Frau Karliczek! Gehen wir die Veränderungen jetzt an, und machen wir diesen Bereich zukunftssicher und krisenfest, damit unser großer Exportschlager, das duale System, auch wirklich Zukunft hat.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Vizepräsidentin Claudia Roth:

Vielen Dank, Beate Walter-Rosenheimer. – Nächster Redner: für die CDU/CSU-Fraktion Stephan Albani.

(Beifall bei der CDU/CSU)