Rede von Tina Winklmann Bewerbung für die Olympischen Sommerspiele

Tina Winklmann
30.11.2022

Tina Winklmann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Kolleginnen und Kollegen! Liebe Sportbegeisterte und Athletinnen und Athleten! Der Antrag der AfD liest sich so wie: Ich will, ich will, ich will, und zwar jetzt. Punkt. – Damit begehen Sie die gleichen Fehler, die laut Ihren Anträgen bei den vergangenen Bewerbungen zu Olympischen Spielen gemacht wurden. Das ist schon mal Fehler Nummer eins.

Fangen wir aber von vorne an: Wir sind eine Sportnation. Für Athletinnen und Athleten ist es ein Lebenstraum, diesen sportlichen Höhepunkt vor heimischem Publikum erleben zu dürfen. Damit meine ich jetzt nicht nur die Olympischen Spiele; damit sind auch ganz klar die Paralympischen Spiele gemeint. Die tauchen in Ihren Anträgen überhaupt nicht auf.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP und des Abg. Matthias W. Birkwald [DIE LINKE])

Der sportliche Gedanke geht nur gemeinsam: die Olympischen und Paralympischen Spiele zusammen. Das ist Ihr Fehler Nummer zwei.

Mit Weitsicht zu planen und alte Denkweisen abzulegen, ist bei Sportgroßveranstaltungen angebracht. Wie wir hier aber alle wissen, ist das nun überhaupt nicht die Stärke der AfD. Wir müssen raus aus der Regionalität, weg von Hauruckaktionen, raus aus dem Vorgestern. Einbeziehen heißt breiter denken: Um Ressourcen zu schonen, müssen wir nutzen, was wir haben; Verbesserungen vornehmen, wo sie wirklich gebraucht werden. Das ist die Zukunft: Barrieren, Vorurteile aufzubrechen und die Menschen wirklich mitzunehmen auf die Reise nach Olympia. Und diese Reise muss inklusiv sein.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)

Spiele nach Deutschland holen zu wollen, heißt eben auch, die Spiele in die Moderne zu tragen, mit neuen Konzepten, ausgearbeitet unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit, der Nähe zu den Bürgerinnen und Bürgern sowie unter Mitbestimmung der wichtigsten Akteure, nämlich der Athletinnen und Athleten – gemeinsam und nicht, wie es die AfD gerne hätte, von oben herab. Das ist Ihr Fehler Nummer drei.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)

So langsam glaube ich, der AfD fehlt ein bisschen das Verständnis, wie Sportgroßveranstaltungen geplant werden. Sie scheinen zu vergessen, dass wir nicht nur im Haushalt einen Titel für die Erarbeitung von Konzepten für Sportgroßveranstaltungen haben, sondern auf allen möglichen Ebenen Diskussionen dazu führen und die Akteure sich vernetzen: im Sportausschuss, beim DBS, beim DOSB, bei den Verbänden, in den Landesparlamenten usw. Genau darum geht es nämlich: klar zu definieren, Erfahrungen aus anderen Spielen und Bewerbungen einzubauen, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft einzubinden, um den besten Weg zu finden.

Was ich auch vermisse in Ihrem Antrag, ist der Verweis auf die großartigen Sportgroßveranstaltungen, die in unserem Land erst stattgefunden haben und die jetzt bevorstehen. Diese Veranstaltungen sind top aufgestellt. Das sind Vorbildfunktionen. Ich sage nur: Die WM in Oberhof steht vor der Tür.

(Jörn König [AfD]: Das ist absolut nicht vergleichbar mit Sommerolympiade!)

Das olympische Feuer brennt nicht erst, wenn es entzündet wird. Das Feuer brennt aus Leidenschaft zum Sport immer und trägt Sportlerinnen und Sportler zu Höchstleistungen

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)

und uns Fans zum Mitfiebern. Das ist doch unser Antrieb.

Es stellt sich nicht die Frage, ob wir Sportgroßveranstaltungen bei uns in Deutschland haben wollen. Es geht um das Wie: Wie muss sich die Sportwelt zukünftig aufstellen, damit nachhaltige Spiele überhaupt möglich sind? Wir werden uns so aufstellen, dass wir moderne, bunte Sportgroßveranstaltungen anbieten können, auch unter Betrachtung der klimatischen Verhältnisse – auch ein großer Punkt, der in Ihrem Antrag fehlt. Und wenn wir eine Bewerbung auf den Weg bringen, dann mit Erfolgsaussichten, weil fundiert und mitgetragen und nicht: „Ich will, ich will, ich will!“

Dieser Antrag strotzt nur so vor Fehlern und ist von vorgestern – kleinkariert und mit dem Kopf durch die Wand.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)

Wir können in Zukunft beweisen, wie man sich erfolgreich bewirbt. Dafür braucht es aber weder diese Anträge noch die AfD.

(Beatrix von Storch [AfD]: Sehr originell!)

Wir lehnen sie auf jeden Fall ab.

Vielen Dank.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)

Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt:

Das Wort hat Jörn König für die AfD.

(Beifall bei der AfD)