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07.05.2020

Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die Klimakrise ist nicht irgendetwas, was irgendwo in der Arktis, in der Südsee oder in sonst einer fernen Weltgegend passiert. Nein, sie passiert hier in unserem Land, sie bedroht Menschen und ihre Existenzen, sie verursacht Schäden in Milliardenhöhe, und sie zerstört Natur in ungeahntem Ausmaß. Und deshalb, meine Damen und Herren, müssen wir uns mit der Bewältigung der Folgen der Klimakrise auseinandersetzen. Das ist ein ganz zentrales Thema.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)

Wir haben jetzt zwei Dürrejahre hinter uns, wie sie vorher in ihrem Ausmaß nicht vorstellbar waren. Auch wenn es jetzt mal ein paar Tage geregnet hat, droht das dritte Dürrejahr in Folge. Die Erde unter unseren Füßen, die Erde unter den Äckern, die Erde in den Wäldern ist bis zu einer Tiefe von 1,80 Metern staubtrocken, und das ganze Wassersystem in unserem Land ist in vielen Gegenden völlig aus den Fugen geraten. Das kann uns nicht kaltlassen. Darum müssen wir uns kümmern. Das ist die Existenzgrundlage für unser Leben und Wirtschaften in unserem Land.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)

Welche Folgen die Dürre hat, kann man sehr deutlich sehen, wenn man in den Wald geht. Die Wälder, insbesondere die Nadelwälder und die Nadelholzplantagen, sind in den letzten Jahren flächendeckend, hektarweise abgestorben. Das kann man nicht mehr übersehen. Die Schäden in der Holzwirtschaft gehen in die Milliarden; von den ökologischen Schäden ganz zu schweigen.

Auch in der Landwirtschaft sieht man die Schäden überall. Wenn man mit den Bäuerinnen und Bauern redet, berichten diese von Dürre und Trockenheit im April, und man sieht die Sorgenfalten auf ihrer Stirn. Sie fragen sich: Wird das schon wieder ein Katastrophenjahr? In manchen Ecken dieses Landes wird die Aussaat umgepflügt, weil sie nicht aufgegangen ist. Das muss uns in besonderer Weise beschäftigen.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)

Die Dürre betrifft aber nicht nur die klassischen Wirtschaftsbereiche Wald und Forstwirtschaft. Nein, ein Konzern wie thyssenkrupp – man glaubt es nicht – erlitt 2019 zusätzliche Verluste in Höhe von 100 Millionen Euro – er leidet ohnehin seit vielen Jahren – wegen der Austrocknung des Rheins, weswegen kein Erz an die Hochöfen in Duisburg geliefert werden konnte. Es scheint einige zu geben, denen die Land- und Forstwirtschaft und die Ökologie egal sind, aber spätestens an dieser Stelle muss doch klar sein: Die Klimakrise verursacht wirtschaftliche Schäden, und sie zerstört die Basis unseres Handelns und Lebens. Deshalb müssen wir handeln.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)

Das heißt vor allen Dingen, dass wir den Ausstoß von Treibhausgasen reduzieren müssen. Es heißt aber auch, dass wir uns resilienter, widerstandsfähiger, machen müssen, dass unsere Gesellschaft und unsere Wirtschaft mehr Schutz brauchen. Das ist die große Herausforderung.

Ich sage eines ganz klar: Herrn Bareiß, Herrn Pfeiffer und Herrn Linnemann sehe ich bei solchen Debatten übrigens nie. Nun wird gefordert, man müsse mit dem Klimaschutz ein bisschen langsamer machen und sich um die Bekämpfung der Folgen der Coronakrise kümmern. Ich sage Ihnen: Wer das fordert, der versündigt sich an diesem Land, der zerstört die Basis unserer Wirtschaft. Wir müssen die Bekämpfung beider Krisen zusammenbringen. Das ist die Aufgabe unserer Zeit, unserer Generation.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)

Es geht jetzt darum, klimaresiliente Wälder aufzubauen und naturnahe Waldwirtschaft voranzubringen; denn – das zeigt sich überall; das kann jeder sehen, der mit offenen Augen durch die Wälder spaziert – die naturnahen Wälder können Dürren eher überstehen. Wir brauchen eine klimaresiliente Landwirtschaft mit besseren Fruchtfolgen, mit neuen Pflanzen und mit neuen Systemen. Darum müssen wir uns kümmern.

(Dr. Gero Clemens Hocker [FDP]: Das sind nur Lippenbekenntnisse, Herr Kollege!)

Was wir nicht mehr brauchen, sind Notprogramme, die die Probleme nachträglich lösen. Wir brauchen Prävention, wir brauchen Wassermanagement, und wir brauchen eine Städtebaupolitik, die den Menschen auch noch bei 40 Grad plus Luft zum Atmen und die Möglichkeit zum Schlafen lässt.

Das alles steht jetzt an. Das müssen wir anpacken. Wir haben die Klimakrise durch unsere fossile Wirtschaftsweise verursacht. Jetzt müssen wir die Auswirkungen bekämpfen. Wir müssen das Land resilienter machen. Das ist die Herausforderung unserer Zeit.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Vizepräsidentin Petra Pau:

Für die CDU/CSU-Fraktion hat nun Dr. Anja Weisgerber das Wort.

(Beifall bei der CDU/CSU)