Rede von Claudia Roth Entwicklung und internationale Zusammenarbeit

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17.09.2020

Claudia Roth (Augsburg) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):

Sehr verehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die Klimakrise führt zu dramatischen Veränderungen in der Welt, schon heute, auch bei uns. Wir alle sehen die Bilder aus Kalifornien, Bilder wie aus einem apokalyptischen Hollywood-Movie: der Himmel in toxischem Orange.

(Dr. Franziska Brantner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt!)

Gleichzeitig – davon sehen wir leider weniger Bilder – ertrinkt das östliche Afrika gerade in braunen Fluten. 2,5 Millionen Menschen sind davon betroffen, Hunderttausende auf der Flucht.

Schon heute werden innerstaatlich mehr Menschen durch die Folgen der Klimakrise vertrieben als durch Gewalt und Konflikte. Am härtesten trifft es den Globalen Süden und damit just jene Regionen, die historisch am allerallerwenigsten zur Erderwärmung beigetragen haben. Darum ist die Klimakrise auch und vor allem eine Krise der globalen Gerechtigkeit.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)

Der neue WeltRisikoBericht – vor ein paar Tagen erschienen – bestätigt: Die Zahl extremer Wetterereignisse nimmt zu, Wüsten breiten sich aus, der Meeresspiegel steigt, fruchtbare Böden versalzen, der Permafrost taut ab. Hinzu kommt nun auch noch die weltweite Coronapandemie. Sie verschärft ja auch die Situation in vielen Ländern und wird mit der Klimakrise zusammen zu einem lebensbedrohlichen Gemisch.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, es ist allerhöchste Zeit, die millionenfache klimabedingte Flucht und Vertreibung endlich wahr- und endlich ernst zu nehmen.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)

Es ist höchste Zeit – höchste Zeit! –, über die eigenen Grenzen hinwegzublicken, statt sich von der Pandemie des Nationalismus anstecken zu lassen,

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN – Lachen bei der AfD)

gerade im 75. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen.

Unsere oberste Priorität muss sein, die Klimakrise radikal einzudämmen, damit Menschen ihre Heimat erst gar nicht verlieren. Gleichzeitig brauchen aber die betroffenen Länder dringend unsere Unterstützung. Die globale Klima- und Entwicklungsagenda müssen viel konsequenter miteinander verzahnt werden, die internationale Klimafinanzierung massiv aufgestockt und die Schulden den ärmsten Staaten endlich erlassen werden.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)

Warum? Um damit Gesundheitssysteme und Resilienz aufzubauen, um Schäden und Verluste zu kompensieren, um Menschen Perspektiven zu bieten.

Es gibt aber auch diejenigen, die nicht bleiben können, die von der Klimakrise gezwungen werden, ihr Zuhause zu verlassen.

(Dietmar Friedhoff [AfD]: Wir nehmen sie auf!)

Für sie muss eine selbstbestimmte und frühzeitige und legale und würdevolle Migration möglich sein.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN – Lachen bei der AfD – Dietmar Friedhoff [AfD]: Von der Illegalität in die Legalität!)

Die Agenda 2030, liebe Kolleginnen und Kollegen, und das Pariser Klimaabkommen sind keine Almosen; sie sind Ausdruck globaler Gerechtigkeit.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Und gerade Deutschland hat als Mitverursacher der Klimakrise eine völkerrechtliche Verpflichtung und eine historische Verantwortung.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Dr. Nina Scheer [SPD])

Als Augsburgerin sei mir erlaubt, mit Bert Brecht zu sagen: „Ändere die Welt: sie braucht es!“

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)

Vizepräsident Dr. Hans-Peter Friedrich:

Für die CDU/CSU-Fraktion hat das Wort der Kollege Volkmar Klein.

(Beifall bei der CDU/CSU)