Sabine Grützmacher MdB
11.04.2024

Sabine Grützmacher (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):

Vielen Dank. – Frau Präsidentin! Die grüne Mathematik ist angesprochen worden. Dazu hätte ich auch eine Hypothese. Ich glaube, dass eher die Riemann’sche Vermutung bewiesen wird, als dass Sie anfangen, Wirtschaftskompetenz aufzubauen.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)

Es ist schon ein bisschen spannend, dass ausgerechnet beim Thema Währung die AfD ihr Herz für Vielfalt entdeckt – nur leider für eine Vielfalt an Währungen und Wechselkursen, mit denen wir dann alle leben müssten, gäbe es den Euro nicht.

(Kay Gottschalk [AfD]: Da seid ihr nicht für Vielfalt!)

Und das Reisen und der Handel zwischen europäischen Ländern würden deutlich komplizierter. Das Wechselkursrisiko würde steigen und die Anzahl der nicht eintauschbaren Münzen aus dem Urlaub ebenso. Es wäre ein Leben mit mehr Handelshemmnissen und weniger Wettbewerbsfähigkeit, ein Leben mit deutlich mehr wirtschaftlicher Instabilität; denn nationale Währungen bedeuten auch ein Risiko für Schwankungen und Spekulation.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)

Aber viel wichtiger: Der Euro ist ein Sinnbild für die Zusammenarbeit der europäischen Länder und der gemeinsamen europäischen Identität. Diese Identität und Solidarität sollen hier gerade auf die Probe gestellt werden. Und das ist ein Kampf: nicht nur um unsere Wirtschaft, sondern auch um die Seele Europas selbst.

Der Euro ist mehr als nur eine Währung. Er ist das sichtbarste Zeichen unserer Entschlossenheit, gemeinschaftlich europäische Werte zu leben und zu prosperieren. Ohne den Euro würden wir zurückgeworfen in eine Ära der Trennung, der Unsicherheit und der Instabilität.

Die tatsächliche Stoßrichtung Ihres Antrages – das zeigt sich ja zum Beispiel auch in Ihrem Wahlprogramm; das ist schon angesprochen worden – ist: Dexit statt Euro. Auch dazu gibt es eine schöne Zahl: Nur noch 9 Prozent der Britinnen und Briten finden, dass der Brexit ein Erfolg ist. Man spricht ja mittlerweile vom Brexitkater.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)

Ich muss sagen: Ich hatte beim Lesen des Antrags Kopfschmerzen; denn das Experiment, was Sie da vorschlagen, möchte ich nicht ausprobieren. Das wäre eine wirkliche Katastrophe und ein Risiko für den Standort Deutschland; das sage nicht ich zu Ihnen, sondern das sagen das Institut der deutschen Wirtschaft und der Verband der Automobilwirtschaft. Ihr geliebter Dexit würde die deutsche Wirtschaft – das hat das IW berechnet – mittelfristig 400 Milliarden Euro kosten. Sie sehen nicht nur nicht die unzähligen Vorteile, die der Euro gebracht hat; Sie ignorieren auch, wie uns der Euro in den Finanzkrisen gestärkt und vereint hat. Und zu guter Letzt fordern Sie dann noch eine Bilanz in Buchform. Ich würde eher empfehlen, erst mal mit der Grundlagenliteratur der Volkswirtschaft anzufangen.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)

Ich kann Ihnen sagen: Wir verzichten dankend auf dieses Schauermärchen. Dieses Parlament wird sich dafür einsetzen, dass Spaltung und Desinformation nicht in den Geschichtsbüchern stehen werden, sondern der gemeinsame europäische Zusammenhalt und die gemeinsame europäische Solidarität.

Vielen herzlichen Dank.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)

Vizepräsidentin Yvonne Magwas:

Der letzte Redner in der Debatte ist für die Unionsfraktion der Kollege Dr. Michael Meister.

(Beifall bei der CDU/CSU)