Rede von Tabea Rößner Filmförderung

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20.05.2021

Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Gestern habe ich ein Gespräch von jungen Leuten mitbekommen, die sich riesig darüber freuten, dass die Freilichtkinos wieder öffnen. Es dürstet die Menschen nach Kultur und nach dem gemeinschaftlichen Erlebnis, ins Kino zu gehen. Dafür braucht es gute, spannende und anspruchsvolle Filme. Dieses Ziel verfolgt die Filmförderung.

Nun muss das Filmförderungsgesetz turnusgemäß novelliert werden; aber es ist eben nur eine Mininovelle. Wenn Staatsministerin Grütters hofft, dass sie uns hier ein Angebot macht, das wir nicht ablehnen können: Wir können leider nicht zustimmen.

Bei Ihnen von der AfD ist heute deutlich geworden, dass Sie die Filmförderung als Zensurinstrument verwenden wollen. Geld bekommt nämlich nur, was Ihnen politisch gefällt. Das ist Ihre Art von Cancel Culture.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)

Im Gesetzentwurf werden zentrale Punkte aufgemacht, aber nicht zu Ende gedacht. Und unabhängig von der Krise: Manche Aspekte dulden eben keinen Aufschub, zum Beispiel die Geschlechtergerechtigkeit. Parität im Präsidium und Verwaltungsrat der Filmförderungsanstalt ist zwar dringend notwendig, es reicht aber nicht. Denn das führt nicht automatisch dazu, dass Frauen gleichermaßen gefördert werden. Es muss doch uns allen zu denken geben, dass Frauen nach den ersten Berufsjahren nach und nach aus der Branche verschwinden. Mal abgesehen davon, dass Frauen ihre Budgets deutlich effizienter einsetzen als ihre Kollegen, sollte unsere Gesellschaft doch nicht auf die Perspektive von 50 Prozent der Bevölkerung verzichten müssen. Wir wollen daher Zielquoten bei der Vergabe der Förderung im Bereich Regie, Drehbuch und Produktion. Nur so werden wir echte Geschlechtergerechtigkeit erreichen und den deutschen Film bereichern.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Gute Filme brauchen gute Ideen. Seit Jahren hören wir, dass die Stoffentwicklung gestärkt werden muss. Tun Sie das auch! Auf den ersten Blick ist es erfreulich, dass die Koalition bei den Sperrfristen auf uns zugekommen ist. Doch es ist nur eine Kannbestimmung, mit der von den regulären Sperrfristen abgewichen werden kann. Die aktuelle Situation zeigt aber, wie sehr die Branche unter der fehlenden Flexibilität bei der Auswertung leidet. Wir halten es für besser, Sperrfristen zukünftig immer in den Richtlinien der Filmförderungsanstalt zu regeln; denn der geförderte deutsche Film darf nicht wegen seiner Auswertungskaskade gegenüber internationalen Produktionen ins Hintertreffen geraten. Daher lassen Sie uns die aktuelle Krise im klassischen Sinn verstehen als entscheidende Wendung: Wir brauchen eine generelle Flexibilisierung der Sperrfrist, nicht nur bei höherer Gewalt, und eine Stärkung der Ideenentwicklung, aus der dann die erfolgreichen Filme entstehen. Diese müssen dann klimafreundlich und nachhaltig produziert werden und allen zugänglich sein; also Barrierefreiheit bitte auch zu Ende denken. Diese Vorschläge finden Sie in unseren Anträgen – bedienen Sie sich da gerne!

Die Filmförderung muss grundlegend reformiert werden. Wir müssen die nächsten zwei Jahre nutzen, um die Filmförderung wirklich modern und gerecht zu gestalten.

Vielen Dank.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Präsident Dr. Wolfgang Schäuble:

Nächste Rednerin ist die Kollegin Yvonne Magwas, CDU/CSU.

(Beifall bei der CDU/CSU)