Rede von Harald Ebner Fusionsforschung

Foto von Harald Ebner MdB
25.05.2023

Harald Ebner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Heute, Kollege Jarzombek, ist nicht die Stunde der Wahrheit, sondern mal wieder Unions-Märchenstunde, würde ich sagen. Heute geht es aber nicht um „Rotkäppchen und den bösen Wolf“, sondern um „Tischleindeckdich“, um „Goldesel“ und um „Den süßen Brei“.

(Zuruf von der CDU/CSU: Ha, ha, ha!)

Ich darf an dieser Stelle noch mal auf die sogenannte Kernfusionskonstante hinweisen – vielleicht ist mit ihr irgendwann mal Schluss, bis zum heutigen Tage noch nicht –, die da sagt: In 30 bis 40 Jahren wird es mal so weit sein. – Also: Sie jagen mit der Kernfusion offenbar einem Tagtraum oder einem Märchen von der anstrengungslos erzeugten unendlichen Energie hinterher.

(Zuruf von der CDU/CSU: Eijeijei!)

Wenn das nicht so traurig wäre, müsste man sagen: Das ist folgerichtig, liebe Union. Nach 16 Jahren blockierter Energiewende und blockiertem Netzausbau brauchen Sie dringend so was wie eine Wunderlösung, einen Gamechanger, um aus dem selber verschuldeten Schlamassel auch wieder rauszukommen.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Lisa Badum [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Selbstverschuldete Unmündigkeit!)

In der Nutzung der Fusionsenergie könnten wir in der Tat schon viel weiter sein, wenn Sie und Ihre fossilen Gas- und Ölfreunde nicht den Ausbau der Photovoltaik in Deutschland so radikal blockiert und einen ganzen Industriezweig in Deutschland ausradiert hätten. Damit könnten wir den einzig wirklich funktionierenden Fusionsreaktor in unserem Sonnensystem, unsere Sonne, schon viel klüger und besser nutzen.

(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Nina Warken [CDU/CSU]: Die Rede ist wie immer!)

Das Expertengremium des Forschungsministeriums geht davon aus, dass – ich zitiere – „die Fusionsenergie voraussichtlich nicht zur laufenden Energiewende beitragen wird.“ Oh Wunder!

Auch die Union sagt, sie wolle trotzdem die heute verfügbaren klimaneutralen Energiesysteme maximal vorantreiben. Aber genau das ist der zweite Tagtraum, den Sie träumen. Sie wollen noch mehr Geld ausgeben, obwohl Sie es nicht haben; denn für den Durchbruch dieser Technologie brauchen Sie unendlich viel Geld. Aber auch Sie können jeden Euro nur einmal ausgeben.

Ja, Kernfusion ist – auch physikalisch – hochspannend, und falls sie jemals funktionieren sollte, könnte sie einen Beitrag zu einer weitgehend CO2-freien Energieversorgung leisten. Die Betonung liegt aber auf „falls“ und „könnte“, und das sind einfach zu viele Konjunktive für die heutige Zeit, wo wir umsetzbare, praktikable Lösungen brauchen.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der Abg. Dr. Petra Sitte [DIE LINKE])

Das BMBF, das Forschungsministerium, sagt: Konkrete anerkannte Prognosen über die Zeit bis zur technischen Anwendungsreife gibt es derzeit nicht. – Also auf gut Deutsch: Die Fusionskonstante scheint derzeit weiterhin zu gelten.

Liebe Kolleginnen und Kollegen von der Union, Ihnen reicht es bisher nicht aus; Sie wollen doch lieber noch mehr Geld rausschmeißen. Ich sage Ihnen aber eines: Sie wollen Reaktoren bauen; die müssen aber noch um den Faktor 1 Million effizienter werden, um überhaupt Energie rauszubekommen. Ich würde Ihnen empfehlen: Stecken Sie Ihre Energie lieber in Faktentreue beim Thema „Energieeffizienz bei der Gebäudewärme“!

(Thomas Jarzombek [CDU/CSU]: Da müssen Sie sich, glaube ich, erst mal intern einig werden! – Nina Warken [CDU/CSU]: Schaut ihr mal, dass ihr ein Gesetz einbringt!)

Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt:

Herr Kollege.

Harald Ebner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):

Dann kämen wir deutlich weiter.

Vielen herzlichen Dank.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)

Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt:

Ruppert Stüwe ist der nächste Redner für die SPD-Fraktion.

(Beifall bei der SPD)