Rede von Marlene Schönberger Geschlechtergerechte Sprache und Bildung

Marlene Schönberger MdB
18.10.2023

Marlene Schönberger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen der demokratischen Fraktionen! Keine Fraktion scheint so besessen vom Thema „Genderideologie“ zu sein wie die AfD.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Dr. Götz Frömming [AfD]: Wie die Grünen!)

Regelmäßig stellt sie Anfragen zu diesem Thema, nutzt ihr Fragerecht im Ausschuss dazu,

(Beatrix von Storch [AfD]: Unerhört!)

bringt es auf die Agenda hier im Plenum, trifft Parteitagsbeschlüsse

(Dr. Götz Frömming [AfD]: Das nennt man „Demokratie!“)

und postet sich in Telegram-Gruppen die Finger wund. Das große Interesse der AfD an „Genderideologie“ irritiert; das muss ich schon mal sagen.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Es gibt noch andere Parteien, die in der Öffentlichkeit ständig übers Gendern sprechen: CDU und CSU. Während eigentlich die Hütte brennt – Rechtsruck, Bildungsungerechtigkeiten, Versäumnisse beim Klimaschutz –, spricht etwa der Bayerische Ministerpräsident Söder lieber übers Gendern, als die wichtigen und richtigen Probleme anzupacken.

(Alexander Föhr [CDU/CSU]: Ja, Migration zum Beispiel!)

Eine Pflicht zum Gendern wird es in Bayern nicht geben – mit diesem Slogan ist Söder durch den Wahlkampf gezogen. In Bayern soll jeder und jede so reden können, wie er oder sie will, so das Credo. Nicht abgestimmt war das offenbar mit der CDU in Sachsen, die fast zeitgleich ein Genderverbot erlassen hat. Peinlich!

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN – Zurufe von der AfD)

Dass es in der Union dazu auch sehr differenzierte Stimmen gibt, das hat Frau Gräßle gerade bewiesen, und dafür möchte ich auch Danke sagen.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD, der CDU/CSU, der FDP und der LINKEN – Beifall bei Abgeordneten der AfD – Beatrix von Storch [AfD]: Ja, genau! – Karsten Hilse [AfD]: Bravo!)

„Genderideologie“ ist ein reines Nonsensthema. Aber im Bereich „Frauen- und Queerpolitik“ gibt es so viel Drängendes, über das wir sprechen müssen, zum Beispiel die Zunahme von queerfeindlichen Angriffen. Eine Kleine Anfrage – übrigens aus der Unionsfraktion – zeigt wenig überraschend: Diese Angriffe kommen meistens aus dem extrem rechten Spektrum.

(Beatrix von Storch [AfD]: Die kommen von Tschetschenen!)

Das werden wir nicht weiter zulassen. Wir stehen solidarisch an der Seite der queeren Community.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)

Auch über Genderforschung müssen wir natürlich sprechen. Der Wissenschaftsrat hat uns ein ganzes Bündel an Empfehlungen zur Weiterentwicklung auf den Tisch gelegt. Er bekräftigt darin ausdrücklich, dass die Genderforschung und auch die Wissenschaftsfreiheit vor Angriffen der extremen Rechten geschützt werden müssen. Und dass die Wissenschaftsfreiheit auch vor der AfD geschützt werden muss, das zeigt diese Debatte.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Dr. Götz Frömming [AfD]: Wer konnte denn an der Humboldt-Uni nicht sprechen? Eine Biologin!)

Ein Thema, über das wir auch ganz dringend sprechen müssen, ist das Selbstbestimmungsgesetz. Jeder Tag, an dem Betroffene auf dieses Gesetz warten müssen, ist einer zu viel, weil es hier um die Beseitigung krasser Diskriminierung und demütigender Ungerechtigkeiten geht.

(Zuruf des Abg. Dr. Rainer Kraft [AfD])

2024 muss das Jahr sein, in dem Selbstbestimmung Wirklichkeit wird.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Ampel kümmert sich um all diese Dinge. Anträge wie den vorliegenden braucht kein Mensch.

(Dr. Götz Frömming [AfD]: Menschinnen!)

Vielen Dank.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)

Vizepräsidentin Aydan Özoğuz:

Für Die Linke erhält das Wort Nicole Gohlke.

(Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Laura Kraft [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])