Rede von Saskia Weishaupt Gesundheit

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13.01.2022

Saskia Weishaupt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! 28 Prozent – 28 Prozent! – der Auszubildenden in der Pflege brechen ihre Ausbildung wieder ab. Bei kaum einem anderen Bereich ist die Abbruchquote so hoch. Die Gründe hierfür sind so vielfältig wie die Menschen, die die Ausbildung machen. Es lässt sich aber leider ein Muster erkennen: Auszubildende kehren der Pflege den Rücken zu, weil sie von den Bedingungen so erschöpft und enttäuscht sind, dass sie in der Pflege einfach keine Zukunftsperspektive mehr sehen.

In einer Gesellschaft, die so stark vom demografischen Wandel betroffen ist, stehen wir vor einem Dilemma: Auf der einen Seite stehen die Menschen, die auf pflegerische Hilfe und Unterstützung angewiesen sind, aber auf der anderen Seite halten immer mehr Pflegende die herrschenden Arbeitsbedingungen einfach nicht mehr aus. Die Pflege muss attraktiver werden. Dazu gehört eben auch die Ausbildung, und genau das haben wir uns zur Aufgabe gemacht.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)

Es geht aber nicht nur um junge Menschen, die ihren Beruf in der Pflege finden wollen, sondern es geht auch um die Menschen, die seit Jahren und Jahrzehnten bereits im Krankenhaus, in Praxen oder Seniorenheimen arbeiten. Sie verdienen nicht nur unseren Applaus und unseren Respekt, sondern auch eine ernsthafte Umsetzung ihrer Anliegen.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)

Es ist daher lange überfällig, was wir als Koalition auf den Weg bringen. Wir schaffen eine funktionierende und verbindliche Personalbemessung im Krankenhaus

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)

und schließen endlich die Gehaltslücke zwischen der Alten- und Krankenpflege, und wir ergänzen die professionelle Pflege durch neue Berufsbilder.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)

Und ja, das muss natürlich auch gesagt werden: Bonuszahlungen sind nett. Aber die meisten wissen doch hier, dass Pfleger/-innen, ob in der Intensivpflege oder in der Altenpflege, und die medizinischen Fachangestellten – kurzum: die Menschen, die unser Gesundheitssystem am Laufen halten – mehr brauchen. Sie verdienen ein Gesundheitssystem, in dem sie ihren Job wieder so machen können, wie sie ihn gelernt haben: nah am Menschen und für den Menschen. Das gehen wir an.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der FDP)

Ich will noch eine zweite Zahl in die Runde geben: acht. Acht Ärztinnen und Ärzte sind derzeit auf der Seite der Bundesärztekammer gelistet, die in Bayern Schwangerschaftsabbrüche durchführen. Kaum woanders ist die Versorgungslage von ungewollt Schwangeren so mangelhaft wie in Bayern. In manchen Regionen gibt es im Umkreis von 200 Kilometern keine Versorgung. Wer Schwangere und das Leben wirklich schützen will, der gibt Informationen frei, und das tun wir endlich mit der Streichung von § 219a.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD, der FDP und der LINKEN)

Es ist ein Befreiungsschlag für ungewollt Schwangere, die sich endlich über eine Gesundheitsleistung vernünftig informieren können. Dieser Schritt ist weitreichend und ein erstes richtiges und wichtiges Signal für mehr Selbstbestimmung. Und da hören wir nicht auf; denn gemeinsam wollen wir auch § 218 auf den Prüfstand stellen und endlich eine Regelung erarbeiten, die dem 21. Jahrhundert gerecht wird.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der FDP)

Es geht aber nicht nur um ungewollt Schwangere. Auch Frauen, die ihre Schwangerschaft weiterführen wollen, haben mit einer wirklich mangelhaften Versorgung zu kämpfen. Mit einem Aktionsplan rund um die Geburt wollen wir Müttern und Hebammen eine Eins-zu-eins-Betreuung garantieren und die Versorgungslücke während der Schwangerschaft endlich schließen.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der FDP)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Damen und Herren, im Jahr 2022 ist es schließlich Zeit für eine Koalition, die den Pflegerinnen und Pflegern hier in diesem Land eine Perspektive gibt und die Bedürfnisse von Frauen endlich ernst nimmt.

Danke schön.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der FDP)

Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt:

Der Kollege Professor Dr. Andrew Ullmann ergreift das Wort für die FDP-Fraktion.

(Beifall bei der FDP, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)