Zoe Mayer MdB
30.11.2023

Dr.-Ing. Zoe Mayer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich zitiere mal aus dem Antrag der Union: Zur Bekämpfung des Klimawandels soll „einer wissenschaftsorientierten Agrar- und Ernährungspolitik … Vorrang“ gegeben werden.

(Zuruf von der CDU/CSU: Das ist auch richtig!)

Liebe Union, wir sind dabei; aber es gibt ein grundsätzliches Problem. Die Union erkennt eine Tatsache, die wissenschaftlich fundiert ist, nicht an: Die Tierhaltung ist der größte Treiber landwirtschaftlicher Emissionen, die wir haben.

(Henning Rehbaum [CDU/CSU]: Und die wollen Sie abschaffen!)

Deswegen gerne noch mal die Frage an Sie in dieser Runde: Erkennen Sie das an? Erkennt das irgendjemand von Ihnen an? Niemand?

(Henning Rehbaum [CDU/CSU]: Wollen Sie die abschaffen? – Albert Stegemann [CDU/CSU]: Sie wollen das angebots-, aber nicht nachfrageinduziert ändern!)

Deswegen ist es schon eine schwierige Debatte. Wenn wir wissenschaftsorientierte Politik machen wollen, dann müssen wir diesen grundsätzlichen Fakt doch alle anerkennen.

(Albert Stegemann [CDU/CSU]: Falscher Ansatz!)

Er muss uns nicht gefallen. Aber Tatsache ist: 25 Prozent der globalen Emissionen kommen aus der Landwirtschaft, mehr als die Hälfte davon aus der Tierhaltung. Das ist mehr als der internationale Flugverkehr zusammen.

(Albert Stegemann [CDU/CSU]: Sie wollen nur neue Leakage-Effekte, Frau Mayer! Neue Leakage-Effekte, wenn die Deutschen weiter Fleisch essen!)

Das können wir doch nicht ignorieren.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Was Sie betreiben, ist Realitätsverweigerung. In Ihrem Antrag sagen Sie sogar, Sie wollen den Konsum von Fleisch, von tierischen Produkten künstlich aufrechterhalten.

(Albert Stegemann [CDU/CSU]: Künstlich?)

Wir erinnern uns an die Debatte von Dienstag: Friedrich Merz hat noch mal betont, er wünsche sich Politik aus den 90ern.

(Zuruf von der CDU/CSU: Sie arbeiten mit Verboten, Frau Mayer!)

Man sieht hier: Auch die Landwirtschaftspolitik der Union ist in den 90er-Jahren hängen geblieben.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Nina Warken [CDU/CSU]: Wir lassen uns unser Steak nicht verbieten! – Albert Stegemann [CDU/CSU]: Sie sind in den 90ern!)

Das ist wirklich ein Problem. Sie haben nicht gemerkt, dass die Welt sich weiterentwickelt hat. Die größte Gruppe der Menschen in Deutschland bezeichnet sich mittlerweile als flexitarisch.

(Albert Stegemann [CDU/CSU]: 8 Prozent! Das ist keine Mehrheit, Frau Zoe Mayer!)

Wir sehen ein zunehmendes Interesse an pflanzenbasierter Ernährung. Und was Sie tun, ist: In jeder Debatte von Bayern bis Berlin erklären Sie: Wir lassen uns das Schnitzel nicht verbieten. – Das Gegenteil ist doch der Fall. Sie drängen den Menschen das Schnitzel auf.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Lachen bei der CDU/CSU – Albert Stegemann [CDU/CSU]: Das ist doch albern! Sie wollen das verbieten!)

– Sie müssen gar nicht so schreien. Sie wissen, dass es so ist. Ruhe in der Aufregung! Es ist, wie es ist.

Ähnliches beobachten wir beispielsweise in den Bundesländern. Schauen Sie mal nach Bayern! Da wird das Schulmilchprogramm als ein großer Punkt dargestellt. Das ist da, um einen Absatzmarkt für ein Produkt zu finden, das sich so auf dem freien Markt in der Menge nicht mehr verkaufen lässt.

(Lachen bei der CDU/CSU und der AfD)

Deswegen müssen unsere Kinder jetzt mit dem Schulmilchprogramm konfrontiert werden. Das ist doch unehrlich. Die Union betreibt eine Fleischzwangpolitik, und damit machen wir Schluss.

(Albert Stegemann [CDU/CSU]: Sie verzetteln sich! – Nina Warken [CDU/CSU]: Da müssen wir gar nichts machen! Da müssen die Wähler nur Ihre Rede anhören!)

Liebe Union, Sie haben selber erkannt: Unser Selbstversorgungsgrad im Bereich „Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte“ ist lächerlich gering. Daran arbeiten wir. Das ist wirklich Ernährungssicherung, das ist resilient, das ist klimagerecht.

(Albert Stegemann [CDU/CSU]: Danke für Ihre Rede!)

Darum stellen wir jetzt auch Geld in den Haushalt ein, um endlich ein pflanzenbasiertes Ernährungssystem nach vorne zu bringen. Wir bieten den Landwirten Perspektiven und Chancen für pflanzliche Produktion.

Liebe Union, ich will nicht zurück in die 90er, auch wenn ich da aufgewachsen bin. Es gab gute Punkte, aber es war nicht alles perfekt.

Vizepräsident Wolfgang Kubicki:

Frau Kollegin, kommen Sie zum Schluss, bitte.

Dr.-Ing. Zoe Mayer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):

Deswegen: Gehen Sie mit uns nach vorne!

Vielen Dank.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP – Albert Stegemann [CDU/CSU]: Vielen Dank für Ihren Einblick!)

Vizepräsident Wolfgang Kubicki:

Vielen Dank, Frau Kollegin Mayer. – Nächster Redner ist der Kollege Artur Auernhammer, CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Oliver Vogt [CDU/CSU]: Jetzt bring mal ein bisschen Sachlichkeit hier rein! – Stephan Protschka [AfD]: Freie Schnitzel für alle!)