Rede von Dr. Zoe Mayer Öko-Landbau

Zoe Mayer MdB
15.06.2023

Dr.-Ing. Zoe Mayer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Seit dem Jahr 2022 haben wir in Deutschland das Verbot des Tötens männlicher Eintagsküken. Millionen von Tieren wurden jedes Jahr in Deutschland vergast oder geschreddert, weil sie ein ungewolltes Nebenprodukt der Eierproduktion waren, und sie sind es immer noch.

(Albert Stegemann [CDU/CSU]: Deswegen haben wir es geändert!)

Oberster Grundsatz unseres Tierschutzgesetzes ist, dass keinem Tier ohne einen vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden bis hin zum Tod zugefügt werden dürfen. Und wenn es überhaupt einen vernünftigen Grund gibt, ein Tier zu töten, dann ist eines ganz klar: Die wirtschaftlichen Interessen eines Unternehmens gehören nicht dazu. So hat es auch das Bundesverwaltungsgericht im Jahre 2019 klar geurteilt.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Peggy Schierenbeck [SPD])

Seit dem Verbot des Kükentötens hat sich das Problem allerdings nicht erledigt, sondern in vielen Teilen einfach über die Grenzen Deutschlands verschoben, nämlich in unsere EU-Nachbarstaaten,

(Mike Moncsek [AfD]: Wen wundert’s? Völlig überraschend!)

wohin jetzt viele lebende Küken exportiert werden, um dort das gleiche traurige Schicksal zu erfahren. Deswegen ist es genau richtig, dass wir einheitliche EU-Regeln bekommen. Auch die Union fordert das ja in ihrem Antrag. Unser Bundesminister Cem Özdemir setzt sich bereits dafür ein.

(Astrid Damerow [CDU/CSU]: Dann können Sie ja zustimmen!)

Ich kann auch einmal an Sie von der Union klar appellieren: Sie haben eine Parteikollegin, nämlich Ursula von der Leyen, die aktuell EU-Kommissionspräsidentin ist und die hier sicherlich ein gutes und starkes Wort einlegen kann. Bitte wenden Sie sich doch auch an Ihre Parteikollegin. Dann kommen wir nämlich bei dieser ganzen Sache wirklich voran.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des Abg. Albert Stegemann [CDU/CSU] – Albert Stegemann [CDU/CSU]: Das nehmen wir sogar gerne auf!)

– Schön, dass Sie das aufnehmen.

Es geht heute auch darum, dass männliche Eintagsküken einfach an Zootiere verfüttert werden. Für uns ist das ganz klar eine Scheinlösung, weil wir wissen, dass es auch ernährungsphysiologisch an vielen Stellen gar nicht sinnvoll ist, sondern einfach wieder nur die günstigste Alternative. Sprich: Es sind wirtschaftliche Gründe, und die sind bekanntlich keine vernünftigen Gründe. Deswegen lehnen wir Grünen das heute auch klar ab.

(Stephan Protschka [AfD]: Ui!)

Wir beschließen heute die Geschlechtsbestimmung im Ei bis zum zwölften Bruttag. Dadurch schaffen wir es, dass künftig weniger lebende Küken getötet werden. Klar ist aber auch: Dadurch ist das Problem, das wir in dem pervertierten System unserer Intensivtierhaltung haben, mit Qualzuchten und Nutzenmaximierung bei den Tieren, nicht gelöst. Da müssen wir dringend etwas ändern, und das schaffen wir nur, indem wir viele Maßnahmen auf den Weg bringen. Die Ampel setzt da jetzt mit vielen Maßnahmen an, wie beispielsweise mehr Forschung im Bereich der Zweinutzungsrassen. Wir schaffen durch die neue Tierhaltungskennzeichnung, über die wir morgen noch reden, mehr Verbraucher/-innentransparenz.

Wir wissen natürlich auch – und ich werde nicht müde, das zu betonen –: Einen wahren Wechsel in unserer Landwirtschaft werden wir nur schaffen, wenn wir auch hinterfragen, was auf unsere Teller kommt, sprich: Weniger Tiere auf den Teller, mehr Pflanzen auf den Teller.

(Dr. Oliver Vogt [CDU/CSU]: Nicht schon wieder die Propaganda da vorne!)

Dafür brauchen wir künftig eine anständige Plant-based-Strategie – neue Chancen für unsere Teller, neue Chancen für unsere Landwirtschaft.

Vielen Dank an dieser Stelle.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)

Vizepräsidentin Aydan Özoğuz:

Für die CDU/CSU-Fraktion erhält das Wort Alexander Engelhard.

(Beifall bei der CDU/CSU)