Rede von Dr. Anna Christmann Quantentechnologien
Dr. Anna Christmann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Quantentechnologien – was ist das eigentlich? Die Frage stellen sich wahrscheinlich immer noch viele. Die Antwort ist eigentlich ganz einfach: Es ist wie Lego für Erwachsene. – Das ist nicht meine Antwort, sondern das war die Antwort von Stefanie Barz, einer Professorin aus Stuttgart, die mir vor einigen Jahren die Freude gemacht hat, so etwas mal vor Ort anschauen zu können, und zwar einen Aufbau für ein photonisches System, das da zusammengeschraubt war.
(Zuruf des Abg. Dr. Rainer Kraft [AfD])
Es war einerseits ganz anschaulich; andererseits ist es natürlich kaum zu erfassen, was es bedeutet, dass Teile irgendwie gleichzeitig an zwei Orten sein sollen.
Fest steht aber: Es ist eine Technologie, die eine Schlüsselfunktion haben wird für vieles, was wir brauchen: für Anwendungen im Klimabereich, im Logistikbereich, um ressourceneffizienter zu werden, in der Cybersicherheit. In all diesen Bereichen wird diese Technologie zukunftsweisend sein. Deswegen ist es richtig, dass wir sie sehr engagiert vorantreiben.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)
Wenn wir auf die Entwicklung im Bereich Digitalisierung gucken, dann erkennen wir, dass es für Deutschland und Europa in den letzten Jahren nicht immer so einfach war. Wir haben Entwicklungen gesehen, bei denen man am Anfang gedacht hat: Na ja, gut, wie relevant wird das werden? Der Zuse-Computer wurde 1941 zum ersten Mal vorgestellt. Irgendwie dachte man danach: Na ja, gut, vielleicht braucht man weltweit so fünf Computer. – Solche Einschätzungen gab es mal. Es ist anders gekommen. Auch das Internet, das 1971 nur an 23 Computern zur Verfügung stand, haben wir heute beinahe überall zur Verfügung. Das heißt: Auch wenn Quantencomputer heutzutage noch sehr unförmig aussehen und wir 2021 gerade mal einen einzigen dieser Computer in Europa stehen hatten, ist es trotzdem so, dass die Entwicklung in der Zukunft vermutlich noch sehr rasant weitergehen wird.
Es ist wichtig, dass wir diesmal einen Unterschied machen, dass wir ein klares Verständnis von europäischer Souveränität haben und den Anspruch haben, einen eigenen Quantencomputer in Europa zu entwickeln.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP – Thomas Jarzombek [CDU/CSU]: Und wer baut den jetzt?)
Es ist richtig, dass wir dabei gute Vorarbeiten geleistet haben. Es war gut, dass in der vergangenen Wahlperiode investiert worden ist, ein Programm aufgesetzt worden ist, das sich jetzt auch im Handlungskonzept Quantentechnologien niederschlägt, im Umfang von 2 Milliarden Euro.
In der Tat ist es richtig, dass wir hier auch neue Wege in der Technologieförderung gehen, dass wir eben einerseits die Forschung haben, aber andererseits auch die Aufträge. Wir vergeben also Aufträge an Start-ups, die dafür Systeme entwickeln, und schauen uns jetzt natürlich diese Entwicklung an. Es ist ja derzeit so, dass wir diese Aufträge über das DLR vergeben. Die Firmen fangen jetzt an, sind unterschiedlich weit. Und richtig ist: Bald ist dann der Zeitpunkt, an dem man sich anschauen kann, wohin diese verschiedenen Entwicklungen gehen – im privaten Bereich, im öffentlichen Bereich. Wir haben deswegen jetzt einen Begleitkreis zu den Quantentechnologieinitiativen mit Expertinnen und Experten eingerichtet. Im Austausch mit denen und nach einer scharfen Analyse, was bei uns passiert, was international passiert, werden dann die nächsten Schritte zu gehen sein, damit wir 2026 das Ziel „europäischer Quantencomputer“ erreichen. Diese Bundesregierung unterstützt das mit aller Energie, die notwendig ist.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)
Vizepräsidentin Petra Pau:
Das Wort hat Dr. Petra Sitte für die Fraktion Die Linke.
(Beifall bei der LINKEN)