Rede von Tobias B. Bacherle Quantentechnologien
Tobias B. Bacherle (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Quantenzeitalter – das klingt eigentlich sehr futuristisch. Ich bin jetzt aber so ein bisschen beim Teebeutel hängen geblieben. Meine Teeexpertinnen in der Fraktion meinten, einen grünen Tee kann man wohl auch zweimal aufgießen.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Nee, schmeckt auch nicht! – Weitere Zurufe von der CDU/CSU)
Aber vielleicht zeigt das auch nur, dass es sich immer lohnt, eine nachhaltige Dimension mitzudenken. Das gilt natürlich auch bei der Fragestellung Quantencomputing.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Eigentlich – zumindest bevor es um Tee ging – fand ich, dass diese Debatte wirklich Lust auf Zukunft gemacht hat und ein sehr, sehr spannendes Thema angerissen hat. Es ist nämlich, glaube ich, für uns wichtig, dass wir erkennen: Okay, es ist eine Zukunftsdebatte; aber die Zukunft warten wir nicht ab, sondern die wollen wir eben auch gestalten.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Detlef Müller [Chemnitz] [SPD])
Was heißt gestalten? Da geht es auch wieder um Nachhaltigkeit, ja. Gerade wenn es um die Materialien für Quantencomputing geht, sind wir ja schon mit an der Weltspitze, gerade bei uns in Baden-Württemberg, in Stuttgart, in Ulm, in Karlsruhe; da machen wir richtig mit. Aber – auch das wurde angedeutet – wenn wir ehrlich mit uns sind, müssen wir zugeben: Die USA haben im Gesamtpaket Quantentechnologie noch ein bisschen die Nase vorn. Und angesichts der vielen Milliarden, die die Chinesen gerade investieren, wird uns auch klar: Die wollen mitmischen. Also: Dranbleiben und gucken, dass wir die Spitzenforschung auch in die Anwendung bekommen.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)
Aber da wir von diesen langfristigen Überlegungen sprechen, möchte ich auf ein paar Punkte kurz eingehen, die, glaube ich, zeigen, wie wir die Zukunft gestalten können und dass wir nicht abwarten dürfen, bis sie auf uns zukommt.
Der erste Punkt ist das Thema Verschlüsselung. Wir müssen darauf achten, dass digitale Privatsphäre und Bürgerrechte nicht unter die Räder von Quantencomputing kommen, das viel leistungsstärker ist und aktuelle Encryption, aktuelle Verschlüsselungstechnologien, viel einfacher umgehen kann. Deswegen: Sehr gut, dass die Bundesregierung in ihrem Papier klar sagt: Post-Quanten-Kryptografie, also Kryptografie- und Verschlüsselungstechnologien, die auch gegen leistungsstarke Quantencomputer bestehen, wollen wir weiter bei uns fördern.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)
Der zweite Punkt. Es ist ja so, dass beim Quantencomputing eine neue Programmierlogik notwendig wird. Das, finde ich, ist der Teil, der sehr spannend wird. Aber wahr ist auch, dass wir gerade noch diskutieren: Wie kriegen wir eigentlich grundlegende Informatikkenntnisse, IT-Kenntnisse und ein Verständnis für Algorithmen in die Breite? Umso wichtiger ist es, dass die Bundesregierung auch partizipative Schulprojekte noch mal klar anspricht. Aber auch darüber hinaus müssen wir versuchen – Menschen sind ja irgendwann nicht mehr in der Schule –, die Breite der Bevölkerung mit Outreach-Konzepten mitzunehmen und ihnen zu zeigen: Ja, diese Technologie kann uns wirklich weiterhelfen.
Ein letzter Punkt. Ich weiß nicht, wie es den anderen demokratischen Fraktionen ging, als hier gerade wieder ganz rechts außen geredet hat. Ich war ein bisschen gebannt, weil ich dachte: Was passiert hier gerade? Kriegen die es gerade wirklich hin? Die reden davon, in welchem internationalen Wettbewerb um Fachkräfte wir stehen.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)
Es ging dann aber doch noch ganz weit rechts dran vorbei.
Aber ich fände es wichtig, dass wir mit dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz und anderen Initiativen an den Punkt kommen, dass, wenn ich das nächste Mal mit Mitarbeiten von Quantum Brilliance oder in Zukunft von den Start-ups in den Quantum Gardens in Ehningen rede, die sich nicht mehr beschweren müssen, dass ihre Leute nicht nach Deutschland kommen, weil sie so lange warten müssen, weil es so hohe Hürden gibt, sondern sagen: Ja, Deutschland ist ein weltoffenes Land. Da habe ich Bock, zu forschen, da arbeite ich mit, da gestalten wir die Zukunft.
Vielen herzlichen Dank.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der FDP)
Vizepräsidentin Petra Pau:
Das Wort hat der Kollege Norbert Maria Altenkamp für die CDU/CSU-Fraktion.
(Beifall bei der CDU/CSU)