Rede von Maria Klein-Schmeink Spätfolgen der Corona-Erkrankung
Maria Klein-Schmeink (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kollegen! Ich bin sehr dankbar für die beiden Anträge, die die Gelegenheit schaffen, hier auf die Probleme von Long Covid hinzuweisen und auch auf die Versorgungslücken, die wir derzeit in Deutschland an dieser Stelle haben. Dafür bin ich dankbar.
Ich wundere mich ein bisschen, dass diese ganzen Themen, die wir jetzt zur Sprache bringen, heute Morgen in der Aktuellen Stunde und in der Diskussion über Geimpfte und Nichtgeimpfte und die Verfassungseingriffe, Grundrechtseingriffe keine Rolle gespielt haben.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Gerade die Folgen von Long Covid sind ja ein wichtiger Grund, warum wir den Gesundheitsschutz so verdammt ernst nehmen müssen.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der Abg. Bärbel Bas [SPD])
Das an die Adresse der beiden Antragsteller.
Insgesamt sehen wir, dass die Folgen von Long Covid durchaus massiv sein können, und wir können im Moment auch noch nicht wirklich überschauen, wie lange sie eigentlich anhalten werden. Wenn wir von neurologischen Ausfallerscheinungen sprechen, wenn wir von Depression sprechen, wenn wir davon sprechen, dass Menschen Konzentrationsstörungen haben, wenn sie Kopfschmerzen haben, dauerhaft und in einem ganz großen Umfang, dann muss man sagen: Das sind schon sehr ernstzunehmende Beeinträchtigungen für diese Menschen, und in der Tat ist für viele noch nicht klar, wie lange das andauern wird. Sie sind deshalb auf eine gute Versorgung angewiesen.
Und da, Herr Albani und Frau Müller, muss ich sagen: Nein, es steht nicht zum Besten um die Forschung. Ja, es gibt Forschungsprogramme. Dabei geht es aber um die Akutversorgung von Infizierten und ganz wenig darum, wie die Nachsorge insgesamt aussehen muss und wie insgesamt mit Long Covid umgegangen werden muss. Das ist nicht Teil dieser Programme. Wir haben das hier abgefragt, und ich persönlich muss sagen: Ich war mehr als erschrocken, als ich die Antworten auf unsere Kleine Anfrage erhalten habe, wie wenig die Bundesregierung weiß und wie wenig sie dafür tut, das Wissen tatsächlich systematisch zu erweitern. Da besteht Handlungsbedarf.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Genauso besteht Handlungsbedarf bei den vielen Ambulanzen, die es an den Unikliniken in der Tat ja schon gibt. Die sind aber nicht durchfinanziert, sondern in der Regel kommt es zu einem Verschieben von einem Arbeitsfeld zu einem anderen Arbeitsfeld. Man hat einfach einen anderen Schwerpunkt gesetzt. Dann entstehen aber natürlich Lücken in diesem Bereich. Insofern stellt sich die Frage: Wie gehen wir mit der Versorgung von circa 300 000 Menschen, die bis jetzt betroffen sein werden, um? Das ist nicht geregelt, und deshalb werden wir sehr deutlich darüber sprechen müssen.
Vor einem möchte ich dringend warnen: Wir haben mit den ME/CFS-Erkrankten ganz massive und abschreckende Beispiele dafür, was passiert, wenn sich dieses Gesundheitswesen einer Erkrankung nicht stellt.
Vizepräsidentin Dagmar Ziegler:
Kommen Sie bitte zum Ende.
Maria Klein-Schmeink (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Das sind Menschen mit einem Fatigue-Syndrom, die seit Jahrzehnten auf eine gute Versorgung warten. In diesem Sinne kann uns das nur Warnung sein, und gleichzeitig muss das Auftrag sein, für eine gute Versorgung all dieser Gruppen zu sorgen.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Vizepräsidentin Dagmar Ziegler:
Danke schön. – Das Wort geht an die CDU/CSU-Fraktion mit Erwin Rüddel.
(Beifall bei der CDU/CSU)