Rede von Dr. Sandra Detzer Zu Protokoll: Strompreise

20.10.2023

Dr. Sandra Detzer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):

Der russische Angriffskrieg hatte auch das Ziel, unsere Wirtschaftsstärke, unsere energieintensive Industrie zu schwächen, und zwar durch die Verteuerung der Gaspreise. Warum war das überhaupt denkbar? Weil das Risikomanagement der CDU-geführten Bundesregierungen miserabel war, aber auch, weil es einen gesellschaftlichen Konsens gab, die große Abhängigkeit von russischem Gas zu tolerieren. Gegen diesen Konsens haben wir Grüne uns jahrzehntelang die Zähne ausgebissen.

Bezahlbare Energiepreise sind entscheidend für die Attraktivität unseres Wirtschaftsstandorts. Wir wollen ohne Wenn und Aber einen starken Industriestandort; bei den Antragstellerinnen und Antragstellern habe ich da meine Zweifel. Wir wollen Wertschöpfungsketten gerade bei der Grundstoffindustrie halten. Wir wollen, dass diese Industrien eine Chance bekommen, sich zu transformieren und klimaneutral zu werden, um auf den Märkten der Zukunft wettbewerbsfähig zu sein. Deswegen braucht es jetzt einen zeitlich begrenzten, sehr klar zugeschnittenen Brückenstrompreis, um den Energiepreisschock abzufedern und um Raum zu geben für eine erfolgreiche Weiterentwicklung der Geschäftsmodelle.

Jetzt kommt oft die Frage: Brückenstrompreis, wohin soll diese Brücke eigentlich gehen? Es soll eine Brücke sein in eine Zeit, in der wir die Kostenvorteile der erneuerbaren Energien umfassend nutzen können. 6 Cent Gestehungskosten, das ist unschlagbar günstig; da hält keine fossile Energie mit, übrigens bei Weitem auch keine Kernkraft.

Es ist eine Brücke in eine Zeit, in der wir das Kernnetz Wasserstoff haben, gerade für Schwerlastanwendungen und die energieintensive Industrie. Die Umsetzung der Wasserstoffstrategie dafür läuft: mit einer Importstrategie, mit der Ausweitung der heimischen Elektrolysekapazitäten, mit dem Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur. Es ist eine Brücke in eine Zeit, in der wir im ganzen Land dezentrale kleine und große Speicher haben werden, wie sie gerade überall entstehen. Diese Speicherkapazitäten werden Schwankungen im Netz ausgleichen und eine stabile Energieversorgung sicherstellen. Es ist eine Brücke in eine Zeit, in der Transport- und Verteilnetze modernisiert und digitalisiert sind, damit die Erzeugung und der Verbrauch von Energie viel effizienter erfolgen kann.

Mit ihrer ambitionierten Agenda kommt die Ampelregierung der neuen Energiewelt täglich näher. Das andere Ende der Brücke ist schon in Sicht. Und die Ampel hält hier klar Kurs.