Rede von Dr. Zoe Mayer Wölfe
Zoe Mayer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Und täglich grüßt uns der Wolf hier im Bundestag. Was leider nicht grüßt, sind neue Vorschläge der Opposition. Gerade erst im September letzten Jahres hatten wir im Bundestag genau die gleiche Debatte schon einmal.
(Lachen bei der CDU/CSU – Daniela Ludwig [CDU/CSU]: Das war die erste Lesung!)
Wir hatten die öffentliche Anhörung zum Thema Wolf, aus der ganz klar hervorging, wie kritisch es ist, den Wolf zum Abschuss freizugeben.
(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Ihre Anträge wurden in den Ausschüssen klar abgelehnt, und trotzdem sprechen wir heute wieder darüber.
(Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU], an BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN gewandt: Einführungsseminar für neue Abgeordnete! Das wäre bei den Grünen nötig!)
Man wird den Eindruck nicht los, es geht hier gar nicht so sehr um einen konstruktiven Beitrag zum Weidetierschutz, sondern um einen populistischen Beitrag für den Bayern-Wahlkampf. Ich gehe also davon aus: Das wird heute nicht das letzte Mal sein, dass wir vor den Bayern-Wahlen über den Wolf reden.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Andreas Bleck [AfD]: So lange, bis Sie sich bewegen!)
Nichtsdestotrotz: Sie sind uns nach wie vor den Nachweis schuldig, dass die Aufnahme des Wolfes ins Jagdgesetz irgendeinen Nutzen hätte – schon alleine aus EU-rechtlichen Gründen –, vor allem, dass das mehr Nutzen hätte als Herdenschutz. Was Sie uns sogar verschweigen, ist, dass in knapp 75 Prozent der Fälle, in der es zu Wolfsrissen kam, kein ausreichender Herdenschutz vorhanden war. Dabei sehen wir gerade in einigen Regionen in Deutschland, in Sachsen-Anhalt, in Niedersachsen, eine steigende Wolfspopulation und einen Rückgang der Wolfsrisse. Wie passt das zusammen? Die Antwort ist: Herdenschutz. Genau auf den Herdenschutz müssen wir uns jetzt konzentrieren, um Tierschutz, Artenschutz, EU-Recht und alles Weitere zusammenzubringen.
(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)
Das ist unser Fokus.
Vizepräsident Wolfgang Kubicki:
Frau Kollegin, stopp, bitte. Erlauben Sie eine Zwischenfrage der Kollegin Dr. Weisgerber aus der CDU/CSU-Bundestagsfraktion?
Zoe Mayer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Nein. Die Union kommt ja noch mit zwei Wortbeiträgen. Ich glaube, das reicht an dieser Stelle.
(Abg. Frank Rinck [AfD] meldet sich zu einer Zwischenfrage)
Vizepräsident Wolfgang Kubicki:
Es gibt noch eine Wortmeldung aus der AfD-Fraktion.
Zoe Mayer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Auch das, glaube ich, ersparen wir alle uns heute.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Vizepräsident Wolfgang Kubicki:
Frau Damerow, von Ihnen auch nicht. – Sie haben weiter das Wort, Frau Mayer.
Zoe Mayer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Was mich an dieser ganzen Debatte heute am meisten stört, ist, dass sich die Union erdreistet, sich hier als Retterin der Weidetierhaltung aufzuspielen.
(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Liebe Union, das ist doch unwürdig, nachdem Sie 16 Jahre lang die Möglichkeit hatten, den Weidetierschutz in Deutschland zu stärken.
(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Klaus Mack [CDU/CSU]: Die Situation hat sich ein bisschen geändert inzwischen! – Weitere Zurufe von der CDU/CSU)
Die Einführung der Weidetierprämie – Sie haben nichts dafür getan, Sie haben das ganze Projekt blockiert. Das ist unwürdig.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)
Was die Union versäumt hat, das holt die Ampel jetzt nach. Wir stärken die Weidetierhaltung in Deutschland tatsächlich. Ein wichtiger Baustein ist die Tierhaltungskennzeichnung. Wir machen die Weidetierhaltung kenntlich. Wir schaffen mehr Transparenz für eine bessere Vermarktung. Das ist nur einer der Bausteine für mehr Tierschutz in Deutschland, für einen konsequenten Umbau, einen konsequenten Abbau der Tierhaltung.
(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Wir haben viel vor, und ich freue mich, wenn die Union, die Opposition uns dabei konstruktiv begleitet.
Vielen Dank.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)
Vizepräsidentin Petra Pau:
Für die CDU/CSU-Fraktion hat nun der Kollege Hans-Jürgen Thies das Wort.
(Beifall bei der CDU/CSU)