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Verspäteter Berufsbildungsbericht zeigt politischen Stillstand – fehlende Priorität gefährdet Fachkräftesicherung

Zur Verabschiedung des Berufsbildungsberichts 2025 im Kabinett erklären Dr. Anja Reinalter, Parlamentarische Geschäftsführerin sowie Mitglied des Ausschusses für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend und Sylvia Rietenberg, Mitglied im Ausschuss für Arbeit und Soziales:


Dr. Anja Reinalter:
„Das monatelange Warten auf den Berufsbildungsbericht zeigt einmal mehr: Berufliche Bildung ist für Union und SPD kein Gestaltungsfeld, sondern gekennzeichnet durch Zuständigkeitschaos und fehlende Priorität. Der Bericht ist schon seit Frühjahr fertig und hätte laut Berufsbildungsgesetz bereits zum 15. Mai vorgelegt werden müssen. Das ist kein Verwaltungsdetail, sondern Ausdruck politischen Stillstands. Wer die berufliche Bildung so behandelt, riskiert den Fachkräftenachwuchs und schwächt den Wirtschaftsstandort Deutschland. 

Der Bericht zeigt den Handlungsdruck: Das Ausbildungsangebot geht erstmals wieder zurück – und das in einer Phase, in der die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen wieder steigt. Unternehmen brauchen Planungssicherheit und politische Ermutigung, wieder mehr auszubilden. Dafür braucht es verlässliche Rahmenbedingungen: Berufsschulen und überbetriebliche Bildungsstätten müssen dringend saniert, modernisiert und digital ausgestattet werden. Außerdem muss das Aufstiegs-BAföG jetzt strukturell reformiert werden.“ 

 

Sylvia Rietenberg:
„Ausbildung und Weiterbildung sind die beiden Pfeiler einer Arbeitsmarktpolitik, die Chancen eröffnet, Fachkräfte sichert und niemanden zurücklässt. Die Ampel-Regierung hat mit der Einführung der Ausbildungsgarantie für Jugendliche erstmals einen Rechtsanspruch auf eine vollqualifizierende Ausbildung geschaffen.

Entscheidend ist nun, dass Jugendberufsagenturen bundesweit gestärkt und flächendeckend ausgebaut werden. Der Berufsbildungsbericht zeigt: Dort, wo Agenturen gut vernetzt arbeiten, gelingt der Übergang von der Schule in Ausbildung deutlich besser.

Der Berufsbildungsbericht zeigt leider auch, dass Beschäftigte mit geringerer Qualifikation, niedrigen Löhnen, Frauen, Ältere und Menschen in kleinen Betrieben seltener an Weiterbildungen teilnehmen. Mit dem Qualifizierungsgeld und dem Weiterbildungsgeld haben wir gemeinsam in der Ampel-Regierung bereits erste wichtige Instrumente geschaffen, um Weiterbildung auch während der Arbeit oder Arbeitslosigkeit finanziell abzusichern. Aber auch diese Instrumente müssen bekannter werden.

Mit dem Aufbau der Servicestelle für Weiterbildungsagenturen hat die Ampelkoalition einen wichtigen Baustein gelegt, jetzt müssen diese Agenturen aber auch flächendeckend ausgebaut und dauerhaft finanziert werden. Sonst verspielt die Bundesregierung direkt wieder das mühsam Erreichte.“