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Deutsche Bahn streicht Familienreservierung

  • Die Pünktlichkeit im Fernverkehr der Deutschen Bahn lässt weiter stark zu wünschen übrig und liegt bei nur noch knapp über 60 Prozent.
  • Gerade für Reisende mit Kindern wird die Fahrt mit Zügen oft zur Mühsal – und für die Kleinsten zur Belastung.
  • Jetzt will die Deutsche Bahn obendrein die familienfreundliche Platzreservierung einkassieren – für Familien wird Bahnfahren dadurch deutlich teurer.

Ob wir den Zug noch kriegen? Ob wir bald endlich ankommen? Ob wir einen Sitzplatz finden? Mit diesen und ähnlichen Fragen sind alle beschäftigt, die in ihrem Mobilitätsalltag regelmäßig auf die Züge der Deutschen Bahn setzen. Die peinliche Unpünktlichkeit im Fernverkehr ist ärgerlich, aber mittlerweile fast schon zu einer deutschen Normalität geworden. Die Redewendung „pünktlich wie die Eisenbahn“ kennen nur noch die Älteren. Aber trotz aller Gewöhnung: Die Qualität der Bahnreise insgesamt gerät immer mehr unter die Räder, je unzuverlässiger die Deutsche Bahn wird und je mehr sie ihre Kundinnen und Kunden mit ihrem Preissystem irritiert. 

Der alltägliche Wahnsinn

Fällt die S-Bahn zum Bahnhof unverhofft aus, beginnt das Bangen. Unterwegs im unpünktlichen ICE werden Ankunftszeiten oder gar Anschlussverbindungen unsicher und Stress und Ärger nehmen zu. Und wenn ein Zug gar nicht mehr erreicht werden kann, gilt auch die Sitzplatzreservierung nicht mehr. Ist der Folgezug obendrein noch überfüllt, bleibt nur längeres und unbequemes Stehen im Gang.

Das alles ist für keine Kundin, keinen Kunden erfreulich. Für Kinder aber werden die gravierenden Missstände im Zugverkehr zur starken Belastung. Kinder haben Angst vor Bahnfahrten, wenn sie die Unsicherheit und den zunehmenden Stress der Erwachsenen auf der Reise unmittelbar spüren. Auf sie wirkt sich die Unsicherheit des Bahnfahrens besonders aus. Sie haben Angst, wenn es heißt, unseren Zug werden wir nicht mehr erreichen, wir können noch nicht sicher sagen, wie wir unser Ziel erreichen.

Angriff auf die Familienfreundlichkeit

Wenn Familien sich für die Bahnfahrt und gegen das Auto entscheiden, dann ist das für alle erst einmal eine gute Nachricht: Bahnfahren ist deutlich klima- und umweltfreundlicher und auch sicherer. Deswegen ist es auch richtig, dass Kinder bis zum 14. Lebensjahr im Fernverkehr kostenfrei mit Erwachsenen mitreisen können. Andernfalls könnten sich viele Menschen die Bahnfahrt, insbesondere die kurzfristige Buchung, nicht leisten, wären Familien ohne Auto in ihrer Mobilität stark eingeschränkt. 

Bis 12. Juni 2025 hatte die Deutsche Bahn auch eine attraktive Familienreservierung für Sitzplätze im Angebot, die nun jedoch ersatzlos und sehr plötzlich aufgehoben wurde. Wer mit zwei oder mehr Kindern Bahn fährt, zahlt für Sitzplätze im IC oder ICE jetzt mehr als das Doppelte. Auf einer Hin- und Rückfahrt bedeutet das 20 bis 30 Euro Mehrkosten.

Warum die Deutsche Bahn nun vor allem Familien mit Kindern preislich deutlich schlechterstellt, kann nur ökonomisch erklärt werden. Weniger Kinder im Zug bedeutet, dass mehr Fahrkarten und Plätze an Vollzahler verkauft werden können. Das größte deutsche Mobilitätsunternehmen stellt sich damit neuerdings deutlich weniger kinder- und familienfreundlich auf. Für den Klimaschutz sind das schlechte Nachrichten, denn gerade wenn Menschen Eltern werden, stehen sie vor der Entscheidung, ein eigenes Auto anzuschaffen. Die Option, auch mit Kindern auf Bahn und ÖPNV zu setzen, wird nun schlechter. 

Die Deutsche Bahn neu aufstellen 

Angesichts der gebotenen Leistungen von DB Fernverkehr und der Art und Weise, wie Kinder das Bahnfahren in Deutschland erleben, ist die massive Verteuerung der Sitzplatzreservierung für Familien nur eines: eine Frechheit, die zurückgenommen werden muss. 

Für die Bahnpolitik bedeutet die Entscheidung der DB eigentlich nur eins: Deutschland darf sich nicht länger dem Fast-Monopol eines Eisenbahnanbieters ausliefern. Nur mit einer echten Bahnreform und der klaren öffentlichen Zuständigkeit für eine funktionierende Eisenbahninfrastruktur kann mehr Wettbewerb entstehen. Dann hätten andere Anbieter die Chance, mit mehr Familienfreundlichkeit und attraktiven Ticketpreisen einen Unterschied zu machen und mehr zufriedene Kundinnen und Kunden zu gewinnen. Die Bundesregierung ist am Zug.

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