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Junges Wohnen: Zelt und Turnhalle statt WG-Garantie?

  • Wohnheimplätze sind knapp und WG-Zimmer werden immer teurer. Die Wohnungskrise verbaut den Start in ein selbstbestimmtes Leben. Die Couch bei Freund*innen, Hotel Mama, oder Übernachtungen in Zelten oder Turnhallen sind zu oft die Notlösung.
  • Wir wollen mehr bezahlbaren Wohnraum für Auszubildende und Studierende, sei es in einer kleinen Mietwohnung, einem WG-Zimmer oder einem Wohnheim.
  • Hierfür braucht es eine echte Mietpreisbremse, regionale Mietenstopps, Vorfahrt für sozialen und gemeinnützigen Wohnungsbau und den Ausbau des Förderprogramms Junges Wohnen.

Knappes Angebot an kleinen Wohnungen und steigende Preise für WG-Zimmer

Wer jung ist und eine Ausbildung beginnt, sollte die Möglichkeit haben, ein neues Kapitel aufzuschlagen und selbstständig zu leben. Doch der Ausbildungsstart im Sommer und der bevorstehende Semesterstart zeigen auch dieses Jahr wieder: Für viele junge Menschen wird genau das zur finanziellen Zumutung. Das Angebot an kleinen, bezahlbaren Wohnungen nimmt stetig ab. Die Preise für kleine Wohnungen und WG-Zimmer steigen auf dem freifinanzierten Wohnungsmarkt stark an (vgl. MLP [2024]: Studentenwohnreport 2024). Die durchschnittliche Miete für ein WG-Zimmer in deutschen Hochschulstädten liegt mittlerweile bei 505 Euro (https://moses-mendelssohn-institut.de/aktuelles/Studentische_Wohnkosten_Hochschulorte_WiSe_2025_2026/).

Hohe Belastung junger Menschen durch Wohnkosten

Junge Menschen sind deutlich stärker von ihren Wohnkosten überlastet als der Durchschnitt der Gesamtbevölkerung. Ein Grund: Junge Menschen haben meist ein geringes Einkommen. Alleinlebende Studierende, die nicht mehr bei ihren Eltern wohnen, geben 54 Prozent ihres Haushaltseinkommens für Wohnkosten aus. Bei alleinlebenden Auszubildenden sind es 42 Prozent. Die drastisch gestiegenen Wohnkosten führen dazu, dass Wohnen für sie zunehmend unbezahlbar wird. Die Wohnpauschale von BAföG und BAB sehen gerade einmal 380 Euro dafür vor. 

Während der Ausbildung von Armut bedroht

Im Ergebnis sind viele junge Menschen während ihrer Ausbildung besonders stark von Armut gefährdet (https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilun-gen/2024/08/PD24_N044_62.html). Das bedeutet, es bleibt kaum Geld zum Leben. Freizeitaktivitäten sind häufig nicht bezahlbar. Wenn es im Winter kalt wird, stehen viele Menschen vor der Entscheidung: Heize ich, oder gehe ich einkaufen? Im schlimmsten Fall finden junge Menschen gar keine Wohnung an ihrem Ausbildungsort und müssen bei Freundinnen und Freunden auf der Couch unterkommen oder die ersten Semesterwochen in einer Turnhalle schlafen (vgl. https://www1.wdr.de/nach¬richten/westfalen-lippe/erstsemester-notquartier-turnhalle-100.html).

Bundesregierung ohne Zahlen und Plan

Die Antworten der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der Grünen Bundestagsfraktion (https://dip.bundestag.de/vorgang/situation-junger-menschen-auf-dem-wohnungsmarkt-und-pl%C3%A4ne-der-bundesregierung/325373) zeigen, dass die Regierung kaum Zahlen über die Situation von Auszubildenden und Studierenden am Wohnungsmarkt hat. Weder das Angebot noch der Bedarf an Wohnheimplätzen für Studierende und Auszubildende ist bekannt. Auch die durchschnittlichen Kosten für WG-Zimmer liegen der Bundesregierung nicht vor. Schlimmer ist, dass die versprochene Verdoppelung der Fördermittel für das Programm Junges Wohnen nicht vor 2027 kommt. Mit dem Programm sollte eigentlich der Neubau der so dringend benötigten Wohnheimplätze finanziert werden.

Mogelpackung WG-Garantie 

Die Koalition hatte eine “WG-Garantie” vereinbart. Diese sieht aber nur vor, einige Wohnheimplätze mehr für Auszubildende und Studierende zu bauen - und selbst diese kommen vorerst nicht. Das ist fernab von einer „WG-Garantie“, wie sie im Wahlkampf debattiert wurde, und damit aus unserer Sicht eine Mogelpackung. Die Merz-Regierung lässt junge Menschen auf Wohnungssuche im Regen stehen.

Mietpreisbremse scharf stellen – Bezahlbaren Wohnraum schaffen

Dabei ist klar: Es braucht dringend mehr bezahlbaren Wohnraum. Gerade für Menschen mit geringem Einkommen wie Auszubildende und Studierende, sei es in einer kleinen Mietwohnung, einem WG-Zimmer oder Wohnheim. Hierfür braucht es eine echte Mietpreisbremse, regionale Mietenstopps in angespannten Wohnungsmärkten, Vorfahrt für sozialen und gemeinnützigen Wohnungsbau (https://www.gruene-bundestag.de/fileadmin/dateien/downloads/autor_innenpapiere/beschl%C3%BCsse/Fraktionsbeschluss_Pakt_f%C3%BCr_bezahlbares_Leben_final.pdf) und einen schnellen Aufwuchs des Förderprogramms Junges Wohnen.

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