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Konservative führen einen Kulturkampf gegen "Veggie-Burger"
- Konservative und Rechte führen ein Kulturkampf gegen vegane Produkte. Künftig sollen Begriffe wie „Burger“, „Wurst“ oder „Steak“ nicht mehr für pflanzliche Produkte verwendet werden dürfen.
- Unter dem Vorwand angeblichen Verbraucherschutzes schadet das einer Zukunftsbranche, schwächt die Wirtschaft und verschlechtert in Wahrheit die Lebensmitteltransparenz.
- Wir Grüne im Bundestag fordern die Bundesregierung auf, sich auf europäischer Ebene gegen dieses sinnlose, rückwärtsgewandte und wirtschaftsschädliche Verbot zu stellen.
Am 8. Oktober stimmte das EU-Parlament mit 355 Stimmen aus dem konservativen bis populistischen Lager (247 dagegen, 30 Enthaltungen) mehrheitlich für Bezeichnungsverbote für pflanzliche Fleischalternativen. Künftig sollen Begriffsbestandteile wie „-Burger“, „-Wurst“ oder „-Steak“ nicht mehr für pflanzliche Produkte wie „Soja-Wurst“ oder „Erbsenprotein-Burger“ verwendet werden dürfen. Was als „Verbraucherschutz“ verkauft wird, ist in Wahrheit ein ideologischer Kulturkampf auf Kosten einer zukunftsfähigen Branche.
Verbotspolitik statt Verbraucherschutz
Die klare Kennzeichnung von pflanzlichen Alternativen als „vegane Schnitzel-Alternative“ oder „vegetarischer Burger“ bietet bereits genügend Orientierung. 53 Prozent der Deutschen haben bereits pflanzliche Alternativen gekauft, vor allem aus Geschmack, Tierschutz- und Umweltgründen. Die Leitsätze der Deutschen Lebensmittelbuchkommission bieten eine ausreichende Orientierung. Es besteht hierbei keinerlei politischer Handlungsbedarf. Im Gegenteil: Die Bezeichnungsverbote führen nicht zu mehr Klarheit, sondern schaffen Verwirrung, bremsen Innovation und Schaden Verbraucher*innen wie auch der Wirtschaft.
Verunsicherung und Schaden für Wirtschaft und Innovationen
Das Marktpotenzial für pflanzliche Alternativen ist enorm. Deutschland ist der größte Markt in Europa, und der Umsatz ist seit 2020 um 21 Prozent gestiegen. Studien zeigen, dass bis 2045 bis zu 250.000 Arbeitsplätze entstehen und bis zu 65 Milliarden Euro zur Wirtschaftsleistung beitragen könnten. Ein Verbot würde diese Erfolgsgeschichte abbremsen. Statt Innovation zu fördern, sorgt es für Unsicherheit bei Unternehmen und Verbraucher*innen. Dabei will die Bundesregierung eigentlich nachhaltige Proteine und klimafreundliche Ernährung fördern. Das EU-Verbot steht diesen Zielen diametral entgegen. Statt die Wirtschaft zu stärken, verunsichern die selbsternannten Fleisch-Kulturkämpfer nur den wachsenden Markt für pflanzliche Alternativen. Objektiv steht das im Widerspruch zu den Zielen der Bundesregierung, Klimaschutz, nachhaltige Proteine und neue Zukunftstechnologien zu fördern.
Kein Mehrwert für die Landwirtschaft
Bezeichnungsverbote werden die Lage der Landwirt*innen nicht verbessern: kein einziger Mensch wird wegen neuer Etiketten wieder mehr Fleisch essen. Die Lösung liegt im Umbau der Tierhaltung, Umweltschutz und einer klaren Proteinstrategie. Die Krise in der Tierhaltung und der Rückgang des Fleischkonsums resultieren nicht aus pflanzlichen Alternativen – die die Menschen ja aus freien Stücken kaufen und verzehren, sondern aus Tierschutzskandalen und dem wachsenden Bewusstsein der Verbraucher.
Wir Grüne im Bundestag stehen für eine klare Kennzeichnung und gegen ideologische Verbote
Wir sprechen uns deshalb klar gegen Bezeichnungsverbote für pflanzliche Produkte aus und fordern die Bundesregierung auf, sich im Rat und in den kommenden Trilog-Verhandlungen für eine Förderung von pflanzlichen Alternativen einzusetzen und die Wirtschaft nicht durch unnötige Einschränkungen zu belasten. Statt Fleisch-Ideologie und Verboten sollten wir die echten Herausforderungen der Landwirtschaft und Ernährung angehen und die Weichen für eine zukunftsfähige, klimafreundliche Ernährungswirtschaft und mehr Tierschutz stellen. Ein „Veggie-Burger“ ist kein politisches Problem. Aber der Versuch, ihn zu verbieten, ist es.
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