Veröffentlicht am
Schlupflöcher und falsche Lösungen statt echtem Klimaschutz
- Deutschland fällt für europäischen Klimaschutz aus: Unseriöse Emissionsreduktionen im Ausland statt ambitioniert Europa nach vorne zu bringen.
- Übermäßiger Fokus auf CCS-Technologie statt wirkungsvolle Reduktion von Emissionen.
- Kein Bekenntnis für das Ziel 100 Prozent Erneuerbare, stattdessen wird der Kohleausstieg verzögert und eine Überkapazität an neuen Gaskraftwerken gebaut.
Der Koalitionsvertrag von Union und SPD legt offen, was bereits befürchtet wurde: Klimaschutz wird ausgehöhlt und an den Rand geschoben. Mit diesem Vertrag holt die künftige Koalition das fossile Zeitalter zurück und verabschiedet sich gleichzeitig aus der Vorreiterrolle beim Klimaschutz auf dem internationalen Parkett. Genau das Gegenteil wäre notwendig angesichts des Anti-Klimaschutz-Kurses der neuen US-Regierung sowie Hitzewellen, Dürren und Überschwemmungen. Auch die Regierung Merz wird lernen müssen, dass das Ignorieren der Klimakrise alles nur Schlimmer macht, leider werden es aber die Menschen in Deutschland und überall sein, die darunter leiden müssen. 16 Jahre klimapolitische Verhaltensstarre bei gleichzeitiger verbalen Offenheit um wirksame Maßnahmen zu vermeiden, waren eigentlich schon schlimm genug. Das droht jetzt wieder, nachdem gerade erst die Grüne Regierungsbeteiligung den Klimaschutz erstmals auf Kurs gebracht hatte. Die folgenden Beispiele machen deutlich, wie rückwärtsgewandt die neue Koalition ist – und das auf Kosten der künftigen Generationen.
Deutschland fällt im europäischen Klimaschutz aus
Für das wichtige europäische Klimaziel 2040 legt die Koalition bereits jetzt ihre roten Linien fest: statt Europa und damit auch Deutschland ambitioniert voranzubringen soll das derzeit auf EU-Ebene diskutierte 90-Prozent-Reduktionsziel durch unseriöse Fakebuchungen erreicht werden. Dabei bringt die Koalition auch fragwürdige Emissionsreduktionen im Ausland als Maßnahme ein – das Gegenteil von ambitionierten Klimaschutzmaßnahmen. Stattdessen müssten gerade jetzt Deutschland und die EU ihre Reduktionsziele im Inland und durch eigene Anstrengungen erfüllen. Ein Rauskaufen durch oft unglaubwürdige Minderungszertifikate aus anderen Ländern darf nicht in Frage kommen.
Das EU-Ziel 2040 ist auch für die internationale Klimapolitik sehr wichtig, denn noch in diesem Jahr muss die EU bei der UN ihr Klimaschutzziel für 2035 einreichen. Es ist angesichts der Entwicklung in den USA zentral, dass die EU hier ambitioniert vorangeht und die Welt auf Kurs hält.
Durch den übermäßigen Fokus auf CCS-Technologie hebelt die Koalition den Klimaschutz außerdem noch weiter aus. Damit legitimiert sie die Weiterführung fossiler Energieerzeugung, obwohl unklar ist, ob Gaskraftwerke tatsächlich im großen Stil mit CO2-Abscheidung betrieben werden können und wo das CO2 gespeichert werden soll – es droht ein fossiler Lock-in.
Das fossile Zeitalter kehrt zurück
Statt sich klar zu dem Ziel 100 Prozent Erneuerbare zu bekennen, holt die neue Koalition fossile Energieträger wieder aus der Mottenkiste – als gäbe es die Klimakrise nicht, die sich von Woche zu Woche stärker zeigt mit Dürren, Hitzewellen und Überschwemmungen.
Die Koalition holt alte, dreckige Kraftwerke zurück in den Strommarkt und baut mit 20 GW fossiler Gaskraftwerke ohne Umstiegspläne auf erneuerbaren Wasserstoff einen Energieerzeugungsfriedhof für 2045 auf. Außerdem wird der Kohleausstieg hinausgezögert und im Inland soll Gas gefördert werden. Das ist nichts als eine unverantwortliche, klimapolitische Bankrotterklärung.
Immerhin einen Fakt hat die CDU/CSU/SPD-Koalition eingesehen: Atomkraftwerke können nichts zur nachhaltigen Energieerzeugung beitragen und haben keine Zukunft. Damit ist klargestellt, dass wir das Atomzeitalter in Deutschland vor zwei Jahren definitiv beendet haben.
Die Energiewende und insbesondere der Ausbau der Erneuerbaren, den wir in den letzten Jahren entscheidend beschleunigen konnten, hat bisher einen enormen Anteil zum Klimaschutz beigetragen. Dieser Ausbauturbo muss weiter vorangebracht und der Strommarkt fit für 100 Prozent Erneuerbare gemacht werden. Diese Arbeit hatten wir in der letzten Legislaturperiode bereits erfolgreich angestoßen und daran werden wir die neue Koalition messen.
Weitere Texte und Dokumente zum Thema
Beim EU-Umweltrat am 5.11. haben sich die europäischen Umweltminister*innen auf ein Minderungsziel von minus 90 Prozent Emissionen bis 2040 geeinigt - und es gleichzeitig so ausgehöhlt, dass es nur noch auf dem Papier erreicht werden kann.
Zur Teilnahme des Bundeskanzlers an der Klimakonferenz COP erklären Julia Verlinden, Stellvertretende Fraktionsvorsitzende, und Lisa Badum, Sprecherin für Klimapolitik:
Anlässlich der heutigen Fraktionssitzung der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen finden Sie nachfolgend Statements der Fraktionsvorsitzenden Katharina Dröge
Der Emissionshandel ist die größte Erfolgsgeschichte der EU-Klimapolitik. Er hat die Emissionen in den betroffenen Sektoren in 20 Jahren halbiert – und die Wirtschaft ist weiter gewachsen.
Die Folgen der Klimakrise werden immer deutlicher und zeigen, wie unsere Emissionen schon heute unsere Lebensgrundlage bedrohen. Schnelles und entschlossenes politisches und gesellschaftliches Handeln machen dabei einen großen Unterscheid.