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Verbrenner-Aus: Merz führt Europas Klimaschutz auf Abwege

  • Seit Jahresbeginn 2025 ist die Nachfrageentwicklung bei Elektroautos sehr positiv, ihr Marktanteil wächst – ein weltweiter Trend.
  • Warum die Bundesregierung auf EU-Ebene dennoch unbeirrt für den Fortbestand klimaschädlicher Verbrenner kämpft, ist völlig unverständlich.
  • Deutschland und Europa werden absehbar bei Klimaschutz, Innovationen und Wettbewerbsstärke zurückfallen – das setzt Wohlstand und Arbeitsplätze aufs Spiel.

56.000 rein batterieelektrisch betriebene Pkw (BEV) wurden im November 2025 in Deutschland neu zugelassen – das ist ein Plus von fast 60 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Ihr Gesamtmarktanteil lag im November 2025 bei 22,2 Prozent aller Pkw-Neuzulassungen. Dies sind rund acht Prozentpunkte über dem Vorjahresmonat und damit der höchste Wert seit dem Ende der Kaufförderung vor fast zwei Jahren. Neuwagen mit Diesel- und Benzinmotoren sind dagegen immer weniger gefragt.

Elektromobilität geht ab – aber Friedrich Merz schickt Europa in die falsche Richtung 

Elektroautos erleben – auch gänzlich ohne Förderprogramm – eine positive Marktentwicklung. Das Angebot stimmt, immer mehr attraktive Fahrzeuge kommen auf den Markt und offenbar geht der Ausbau der Ladeinfrastruktur so voran, dass das Vertrauen der Autokäufer*innen immer weiter zunimmt. Auch China, der größte Automobilmarkt, verzeichnet hohe Wachstumsraten bei E-Autos, chinesische Hersteller werden als E-Auto-Exporteure immer erfolgreicher. Heute ist längst klar, dass nur Elektromobilität im Straßenverkehr zukunftsfähig ist.

Warum Kanzler Friedrich Merz (CDU) ausgerechnet in dieser Situation zusammen mit der europäischen Volkspartei (EVP) die Axt an die europäischen Klimaschutzregeln für Neuwagen ansetzt, ist nicht nachvollziehbar. Statt wie andere Länder in der EU die Elektromobilität im Autoverkehr gezielt zu fördern, will die Bundesregierung der Welt weismachen, man könne genauso gut mit Plug-In-Hybriden (die de facto hauptsächlich fossil fahren) und sogenannten „hocheffizienten Verbrennern“ die Klimaziele erreichen. Sorry, Herr Merz, aber Sie leisten mit Ihrer Wirtschafts- und Umweltpolitik dem Klima und der Automobilindustrie absehbar den größten anzunehmenden Bärendienst! 

Verbrenner weiter zulassen? Sehr schlechte Idee!

Obwohl die Bundesregierung selbst davon spricht, dass die Elektromobilität „die zentrale Zukunftstechnologie“ sei – und real Milliarden in neue Fahrzeugentwicklungen und den Ausbau der Ladeinfrastruktur investiert wurden und werden -, hat sie massiven Druck auf die EU-Kommission ausgeübt, bestehende Abgasvorschriften für Neuwagen zu kippen und über 2035 hinaus Pkw mit Verbrennungsmotoren zuzulassen. 

Die vermeintliche „Technologieoffenheit“, die die Konservativen seit Jahren propagieren, hilft der europäischen und insbesondere der stark exportabhängigen deutschen Automobilindustrie jedoch nicht. Im Gegenteil, die Branche wird nun voraussichtlich immer weiter an einer teuren Doppelstrategie festhalten, ohne mit Verbrennern länger Exporterfolgezu erzielen noch den Wettlauf mit China um das Elektroauto der Zukunft  zu gewinnen. Vielmehr macht Friedrich Merz chinesischen Herstellern regelrecht den Weg frei, um mit modernsten E-Autos das Rennen zu machen. Der Angriff auf den Klimaschutz und Technologieoffenheit sind der falscheste Ansatz, wenn man als Bundesregierung dafür Verantwortung trägt, dass die deutsche Automobilindustrie Investitionssicherheit erfährt und wettbewerbsfähig bleibt. Aktuell ist Volkswagen in Europa der erfolgreichste E-Auto-Produzent.

Elektromobilität fördern 

Ebenso wenig plausibel ist daher auch die Vorstellung, synthetische Kraftstoffe, sogenannte E-Fuels, und noch mehr Biokraftstoffe im Pkw-Verkehr einzusetzen, um so neue Verbrenner über 2035 zuzulassen und klimaschädliche Abgase auszugleichen. Denn Fakt ist: Der Energieverbrauch für die Produktion grünen Wasserstoffs und daran anschließend synthetischen Benzins ist immens. Autos, die mit E-Fuels betankt werden, benötigen im Vergleich zu Batteriefahrzeugen für die gleiche Strecke etwas fünf Mal so viel Strom. Auf E-Fuels im Autoverkehr zu setzen, hieße also, enorme Importkosten und enorme Belastungen für Autofahrer und Wirtschaft in Kauf zu nehmen. Auch die Verfügbarkeit von Biokraftstoffen ist eng begrenzt und ihr Einsatz bereits zur Dekarbonisierung der Bestandsflotte vorgesehen. Diese Rechnung der Verbrenner-Lobby wird nicht aufgehen.

Wir Grüne im Bundestag fordern, Verbraucherinnen und Verbraucher nicht immer weiter zu verunsichern und nationale Rahmenbedingungen so anzupassen, dass der Hochlauf der Elektromobilität in Deutschland dynamischer wird. Andere machen vor, wie es geht. Neben Spitzenreiter Norwegen zeigen Dänemark (BEV-Marktanteil 50 Prozent), die Niederlande, Belgien, Schweden (32-24 Prozent) und Großbritannien (fast 30 Prozent), wie durch Steuervorteile klare Anreize für Verbraucherinnen und Verbraucher entstehen, sich immer öfter für ein E-Auto zu entscheiden. Wer wie Deutschland auf den Verbrenner setzt und sie mit Subventionen für Dieselkraftstoff und überdimensionierte Dienstwagen immer weiter fördert, dem brechen absehbar wichtige Automobilmärkte in Asien und Westeuropa weg.    

Hintergrund

Der Elektromotor ist nicht nur deutlich energieeffizienter. Er ist vor allem der ideale Beifahrer der Energiewende, der Umstellung von fossilen auf saubere erneuerbare Energien. Sein Erfolg ist Voraussetzung dafür, die Klimaschutzziele zu erreichen, Städte zu entlasten und die Wettbewerbsfähigkeit der Automobilindustrie zu erhalten. Und nicht zuletzt zu garantieren, dass Autofahren bezahlbar bleibt.

Im Jahr 2021 hat sich die Europäische Union im Rahmen des Green Deal darauf verständigt, ab 2035 nur noch neue Pkw und leichte Nutzfahrzeuge zuzulassen, die im Betrieb keine CO₂-Emissionen ausstoßen. Die Regelung sieht vor, dass die durchschnittlichen Abgaswerte aller neu zugelassenen Fahrzeuge eines Herstellers stufenweise abgesenkt und ab 2035 keine neuen Benziner und Diesel zugelassen werden. Die Regelung betrifft ausschließlich Neuzulassungen ab 2035. Bereits zugelassene Autos mit Verbrennungsmotor dürfen weiterhin gefahren und als Gebrauchtwagen verkauft werden. Die Maßnahme ist ein wesentlicher Baustein, um den Verkehrssektor bis 2050 klimaneutral zu machen. Bis auf eine Ausnahme erreichen aktuell alle europäischen Hersteller die gesetzlichen Vorgaben und haben bereits erfolgreich die CO2-Werte ihrer Fahrzeugflotten verringert.

Auf Druck der Bundesregierung und anderer europäischer Mitgliedstaaten schlägt die EU-Kommission in ihrem Automotive Package vom 16. Dezember 2025 vor, über 2035 einen kleineren Anteil von Plug-In-Hybriden, Fahrzeugen mit Range Extendern und sogar reine Verbrenner zuzulassen, wenn die Hersteller nachweislich Emissionen durch den Einsatz von E- und Biokraftstoffen und von grünem Stahl in der Automobilproduktion ausgleichen. Bis 2035 sollen die Hersteller Auspuffemissionen nur um 90 Prozent senken müssen. Weitere Vorschläge der EU-Kommissionen sehen unter anderem die Elektrifizierung größerer Unternehmensflotten und die Einführungen einer neuen Fahrzeugkategorie „kleines Elektrofahrzeug“ vor, um Angebot und Nachfrage weiter zu stärken.

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