Gleiche Chancen für alle Kinder - Unsere Strategie gegen Kinderarmut
Jedes fünfte Kind in Deutschland lebt in Armut, eine erschreckende Realität für fast drei Millionen Kinder und Jugendliche. Armut bedeutet beengte Wohnverhältnisse, nicht den Hobbies nachgehen zu können, Talente werden nicht gefördert. Das schadet ihrer Entwicklung, ihrer psychischen Gesundheit und ihren Zukunftschancen. Wir als Grüne Bundestagsfraktion setzen uns mit einer umfassenden Strategie dafür ein, dem ein Ende zu setzen und jedem Kind ein Aufwachsen in Würde zu ermöglichen.

picture alliance / ZB | Thomas Eisenhuth
Kurz & Knapp: Starke Strategie gegen Kinderarmut und weniger Bürokratie
Wir wollen Kinderarmut mit einer Gesamtstrategie bekämpfen, die finanzielle Hilfen bündelt, die Inanspruchnahme von Leistungen durch einen digitalen Kinderleistungscheck vereinfacht und Alleinerziehende gezielt unterstützt. Dazu gehört auch, dass kindbezogene Leistungen wie das Kindergeld künftig automatisch ausgezahlt werden. Damit machen wir den Alltag von Familien einfacher, bekämpfen verdeckte Armut und sorgen dafür, dass kein Kind mehr ohne die ihm zustehende Unterstützung aufwachsen muss.
Um was geht es?
In Deutschland, einem der reichsten Länder der Welt, wächst jedes fünfte Kind in Armut auf. Das sind fast drei Millionen Kinder und Jugendliche. Für sie ist es Alltag, in beengten Wohnungen keinen ruhigen Ort für die Hausaufgaben zu finden oder aus Scham die Einladung zum Kindergeburtstag abzusagen, weil das Geld für ein Geschenk fehlt. Die Armut isoliert diese Kinder und beeinträchtigt ihre Chancen im Bildungssystem, damit erhöht sich das Risiko, später in schlechter bezahlten Jobs zu arbeiten und dadurch auch als Erwachsene arm zu bleiben. Hinzu kommen die Belastungen für ihre körperliche und psychische Gesundheit, die unter sozialer Isolation und Existenzsorgen der Eltern leidet. Dies ist ein Zustand, der in unserer Gesellschaft nicht hinnehmbar ist und dringend politisches Handeln erfordert.
Unsere Maßnahmen im Überblick
Wir Grüne im Bundestag haben in der Vergangenheit bereits wichtige Projekte umgesetzt, indem wir unter anderem den Kinderzuschlag und das Kindergeld erhöht haben. Nun wollen wir einen neuen Anlauf nehmen, um Kinderarmut umfassend zu bekämpfen.
Unsere Strategie umfasst mehrere konkrete Schritte:
- Digitaler Kinderleistungscheck: Viele Familien wissen nicht, auf welche Leistungen sie Anspruch haben. Ein digitaler Check soll ihnen einfach und datenschutzkonform einen Überblick verschaffen und die Beantragung erleichtern.
- Proaktiver Sozialstaat: Wir wollen, dass Leistungen wie das Kindergeld künftig automatisch ausgezahlt werden, ohne dass Eltern sie kompliziert beantragen müssen. Das entlastet Familien in stressigen Phasen und verringert die Bürokratie.
- Bündelung von Leistungen: Es gibt viele verschiedene kindbezogene Leistungen, die oft unübersichtlich sind. Wir wollen sie bündeln und die Beantragung in den verschiedenen Behörden vereinfachen.
- Neuberechnung des Existenzminimums: Die Höhe der Sozialleistungen für Kinder basiert auf veralteten Studien. Wir fordern eine Neuberechnung, die sich an den tatsächlichen Bedarfen von Kindern orientiert und sie selbst einbezieht.
- Gezielte Unterstützung für Alleinerziehende: Kinder, die bei Alleinerziehenden aufwachsen, sind besonders häufig von Armut betroffen. Wir wollen sie durch eine Reform des Mehrbedarfs im Steuer- und Sozialrecht entlasten.
- Investitionen in die soziale Infrastruktur: Um armen Kindern bessere Bildungschancen zu ermöglichen, muss gezielt mehr Geld für unsere Kitas, Schulen und Ganztagsangebote bereitgestellt werden. Durch bessere Bildung in der Kindheit haben Menschen als Erwachsene mehr Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt und die Vererbung von Armut über Generationen hinweg kann bekämpft werden.
Warum setzen wir uns dafür ein?
Jedes Kind hat das Recht, in Würde aufzuwachsen und seine Talente zu entfalten. In der Kindheit werden die Grundlagen gelegt, für Vertrauen, berufliche Chancen und Engagement in der Gesellschaft. Wenn Kinderarmut diese Grundlage zerstört, ist das eine gesamtgesellschaftliche Katastrophe. Wenn Familien nicht wissen, welche Hilfen ihnen zustehen, und Anträge viel zu kompliziert sind, bleibt ihnen die dringend benötigte Unterstützung verwehrt. Das führt zu verdeckter Armut und macht den Alltag der Betroffenen zusätzlich schwer. Wir sind überzeugt: Kinderarmut ist kein Schicksal, sondern das Ergebnis politischer Entscheidungen. Wir können sie überwinden, wenn wir den Mut zu einer echten Gesamtstrategie haben. Es ist unsere Verantwortung, gleiche Chancen für alle Kinder zu schaffen und so das Fundament für eine gerechte, solidarische und zukunftsfähige Gesellschaft zu legen.
Was die Regierung dazu plant und warum das aus unserer Sicht nicht reicht
Die schwarz-rote Bundesregierung duckt sich weg und unternimmt keine ernsthaften Schritte gegen Kinderarmut. Ihr Koalitionsvertrag bleibt vage, und es fehlt eine überzeugende Gesamtstrategie. Indem die zuständige Bundesministerin Prien sich nur auf das Thema Bildung konzentriert, verkennt sie die tatsächliche Komplexität der Kinderarmut. Bildung ist wichtig, aber ohne finanzielle Absicherung und soziale Teilhabe greift dieser Ansatz viel zu kurz. Kinderarmut ist kein Naturgesetz, sondern das Ergebnis politischer Entscheidungen. Sie kann überwunden werden. Mit Mut zu einer echten Gesamtstrategie, die soziale Sicherheit schafft und gleiche Chancen für alle Kinder garantiert.
Beschluss
Teilhabe und Chancengleichheit für alle Kinder (PDF), Fraktionsbeschluss vom 19. September 2025