Statement vom 20.03.2024

Boris Mijatović und Schahina Gambir zu den Olympischen und Paralympischen Spielen in Paris

Zu den Olympischen und Paralympischen Spielen in Paris erklären Boris Mijatović, Sprecher für Menschenrechtspolitik und humanitäre Hilfe, und Schahina Gambir, Obfrau in der Enquete-Kommission „Lehren aus Afghanistan für das künftige vernetzte Engagement Deutschlands“:

Boris Mijatović:
„Mindestens die Hälfte der Athlet*innen bei den Olympischen Spielen in Paris sind Frauen. Das ist eine sehr gute Nachricht. Bei genauem Hinsehen fällt jedoch auf, dass diese Geschlechterparität bei weitem nicht von allen teilnehmenden Staaten geleistet wird. Besonders im Olympia-Aufgebot von Afghanistan sind Frauen offensichtlich nicht mehr erwünscht. Die Machtübernahme der Taliban hat die Bedingungen für afghanische Athletinnen dramatisch verschlechtert. Nur durch eine Regelung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), nach der jedes Land mindestens eine Athletin als Fahnenträgerin nominieren muss, ist überhaupt gesichert, dass im afghanischen Aufgebot nicht ausschließlich Männer dabei sein werden. Das ist grotesk und nicht akzeptabel. Wir fordern das IOC auf, vom afghanischen olympischen Komitee deutlich mehr Athletinnen die Chance zu geben, bei Olympischen und Paralympischen Spielen dabei zu sein.“

Schahina Gambir:
„In Afghanistan besteht noch immer eine der größten humanitären Notlagen weltweit. Frauen und Mädchen werden von den Taliban systematisch verfolgt und unterdrückt. Sie werden aus jedem Gesellschaftsbereich gedrängt und unsichtbar gemacht. Das gilt auch für den Sport. Athletinnen dürfen nicht trainieren. Ihre Erfolge aus der Vergangenheit werden ignoriert und für nichtig erklärt. Hinzu kommt, afghanische Athletinnen sind vielfach auch Menschenrechtsaktivistinnen. Bereits vor der Machtübernahme durch die Taliban haben sie ihre Sichtbarkeit genutzt, um sich aktiv für ein freies und demokratisches Afghanistan stark zu machen. Heute müssen sie um ihr Leben fürchten. Ihre Teilnahme bei den Olympischen Spielen wäre ein Hoffnungsschimmer für alle afghanischen Frauen und ein wichtiges Signal der Weltgemeinschaft, dass die Leistungen der afghanischen Athletinnen in sportlicher wie auch gesellschaftlicher Hinsicht weiterhin gesehen werden und nicht vergessen sind.“