22 Sep 2023

Online-Fachgespräch Die Energiewende aktiv gestalten. Wie Beteiligung in ländlichen Räumen gelingen kann

Die notwendigen Veränderungen zur Eindämmung der Klimakrise sind gewaltig. Sie betreffen vor allem die ländlichen Räume, denn hier entstehen Wind- und Solarparks, verlaufen die neuen Stromtrassen. Um schnell energieunabhängig zu werden und Strom und Wärme wieder für alle bezahlbar zu machen, muss das Tempo erhöht werden. Das gelingt nur, wenn die Menschen vor Ort beteiligt werden und sich einbringen können.

Gemeinsam mit der Fraktionsvorsitzenden Katharina Dröge, der Berichterstatterin für ländliche Räume im Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft, Dr. Anne Monika Spallek, und Bernhard Hermann, Mitglied im Ausschuss für Klimaschutz und Energie, debattierten mehr als 180 Teilnehmer*innen über Beteiligungsmöglichkeiten. Sie tauschten sich ebenfalls aus mit Lotta Hagelmann von der Energie- und Klimaagentur Niedersachsen, Katharina Habersbrunner, Vorsitzende des Bündnisses Bürgerenergie e. V., und Andreas Willisch vom Thünen-Institut für Regionalentwicklung – um nur einige der Referent*innen zu nennen.

Vortrag zum Transformations-Management

Den Einführungsvortrag hielt Prof.in Dr. Paula Maria Bögel, Professorin für Transformations-Management in ländlichen Räumen an der Universität Vechta. Ihr sozio-psychologischer Lösungsansatz: Transformations-Prozesse gelingen am besten, wenn eine gemeinsame Identität geschaffen wird, z.B. durch Energiegenossenschaften. Um es möglichst allen Menschen zu ermöglichen, an den Genossenschaften teilzunehmen, müssen Strukturen geschaffen werden. Eine koordinierende Struktur zur Vernetzung am Anfang ist wichtig, genauso wie dazugehörige Infokampagnen. Prof.in Bögel betonte, dass der soziale Zusammenhalt ein wichtiger Output der Genossenschaften ist, weil sich hier verschiedene Leute treffen und zusammenarbeiten. Für die Energiewende muss eine gemeinsame Handlungsgrundlage etabliert werden.

An diesem Ansatz arbeiteten die Teilnehmenden zusammen mit Referent*innen in Workshops zu den vier Themen Bürgerenergie, Kommunale Wärmeplanung mit Schwerpunkt Beteiligungs-Management, Klimaschutz in kleinen Kommunen und Stadtteilen durch ehrenamtliche Klimaschutz-Pat*innen sowie Transformations-Gestaltung auf dem Land am Beispiel einer Bioenergiedorf-Bewegung.

Die Ergebnisse dieser Debatten: In der Bürgerenergie liegt großes Potenzial; politische Rahmenbedingungen müssen Energy-Sharing möglich machen. Die Bürgermeister*innen sind zu ermutigen, Bürgerenergie-Genossenschaften zu gründen. Klimaschutz sollte zur kommunalen Pflichtaufgabe werden. Die Transformations-Netzwerke benötigen qualifizierte Mitarbeiter*innen. Es ist wichtig, Bürger*innen in Klimawerkstätten einzubinden. In der Veranstaltung wurde außerdem deutlich: Große Veränderungen benötigen ein gutes Veränderungs- und Transformations-Management. Es ist wichtig, hier nicht mit Investitionen zu sparen.

Freude über rege Beteiligung

Bernhard Herrmann freute sich über die rege Beteiligung: „Ihr Interesse und die vielen detaillierten Fragen zeigen, dass sie selbst auf höchstem Niveau daran mitarbeiten, die Energiewende ,von unten‘ voranzutreiben. Das unterstützen wir politisch natürlich sehr gern.“

Katharina Dröge betonte die enormen Chancen der Energiewende: „Im Erneuerbare-Energien-Gesetz haben wir die Möglichkeit für Kommunen und Bürger*innen gestärkt, sich an der Energiewende zu beteiligen. Das neue Solarpaket eröffnet für ganz viele Menschen die Möglichkeit, selbst klimaneutralen Strom zu produzieren.“

Dr. Anne Monika Spallek ergänzte: „Die Energiewende wird nur gelingen, wenn wir alle Menschen vor Ort ausreichend mitnehmen. Denn sie betrifft viele Bürger*innen und ihr Leben vor Ort unmittelbar. Im Bereich der finanziellen Beteiligung haben wir bereits vieles auf den Weg gebracht. Aber wir benötigen ebenso Maßnahmen, die sicherstellen, dass sich die Menschen gesehen und gehört fühlen: Maßnahmen, die eine Kultur des ,Ermöglichen‘ und ein ,Wir-Gefühl‘ entstehen lassen, so dass aus dem Ingenieursprojekt der Energiewende auch ein gesamtgesellschaftlich getragenes Projekt wird. Nur wenn alle motiviert sind, den Wandel gemeinsam zu tragen und gemeinsam zu gestalten, wird er gelingen. Daran gilt es weiter zu arbeiten. Schließlich geht es um nicht mehr und nicht weniger als um unsere Zukunft und den gesellschaftlichen Zusammenhalt in unserem Land. Herzlichen Dank für diesen konstruktiven Austausch. Wir bleiben dran.“

 

Uhrzeit Programm
14.00

Begrüßung

Dr. Anne Monika Spallek MdB
Mitglied im Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft
Bündnis 90/Die Grünen Bundestagsfraktion

Bernhard Herrmann MdB
Mitglied im Ausschuss für Klima und Energie
Bündnis 90/Die Grünen Bundestagsfraktion

14.05

Politische Einführung

Katharina Dröge MdB
Fraktionsvorsitzende
Bündnis 90/Die Grünen Bundestagsfraktion

14.15

Vortrag

Prof.in Dr. Paula Maria Bögel
Transformationsmanagement in ländlichen Räumen
mit Schwerpunkt Energiewende
Universität Vechta
 

14.55 Parallele Workshops

 

1) Bürgerenergie
Katharina Habersbrunner, Bündnis Bürgerenergie e.V. 
Marcel Schwalbach, Energiegenossenschaft Ilmtal eG 

2) Beteiligungsmanagement bei kommunaler Wärmeplanung
Heinz Heilemann, Landesnetzwerk Bürger-Energiegenossenschaften
Hessen e.V.
Philipp Lotter, Bürgermeister in Hausen im Wiesental

3) KlikKS. Klimaschutz in kleinen Kommunen und Stadtteilen durch ehrenamtliche Klimaschutzpat*innen
Lotta Hagelmann, Klimaschutz- und Energieagentur Niedersachsen GmbH 
Sabrina Wolf, Energieagentur Rheinland-Pfalz GmbH

4) Transformationsgestaltung auf dem Land am Beispiel einer Bioenergie-Dorf-Bewegung
Andreas Willisch, Thünen-Institut für Regionalentwicklung e.V.
Rainer Land, Thünen-Institut für Regionalentwicklung e.V.

15.50

Diskussion

Prof.in Dr. Paula Maria Bögel

Dr. Anne Monika Spallek MdB

Bernhard Herrmann MdB

16.30

Ende der Veranstaltung