Grüne Tulpe - SPD Vorwärts 09 Friedenau

18.07.2011

Ausgerechnet im brisanten rot-grünen Koalitionsspiel Anno 2004 grätschte mit Arne Jungjohann -eigentlich einer der fairsten grünen Spieler aller Zeiten - einen SPDler spektakulär um. Es war die Geburtstunde der inzwischen legendären "Arne Jungjohann- Gedächtnisgrätsche". Das ZDF-Team hatte bekommen, weswegen es die lange Reise nach Thüringen unternommen hatte. Diese "Blutgrätsche" wurde in "Berlin-Direkt" an geeigneter Stelle noch in den fertigen Bericht eingearbeitet und diente als Sinnbild für ein erstarktes Selbstbewusstsein der Grünen gegenüber der SPD. Franz Müntefering musste sich noch am selben Abend von Peter Hahne in der Sendung fragen lassen, was denn mit der SPD-Mannschaft eigentlich los sei.

Die Formschwäche der SPD setzte sich –wie wir heute ja alle wissen -kontinuierlich fort und nur ein Jahr nach dem besagten Spiel warfen Schröder und seine SPD ohne Not ganz die Brocken hin. Nicht wenige politische Beobachter heutzutage fragen sich, wegen welchen Kleinigkeiten Regierungen damals so zurückgetreten sind.

Nun denne, seit diesem letzten Duell hat sich viel getan. Anno 2011 sind die Grünen so stark wie nie zuvor und die SPD noch tiefer in der Krise. Ein grüner Ministerpräsident regiert inzwischen "im Ländle" mit seinem kleinen Koalitionspartner - der SPD. Die Grünen bestimmen bundesweit die politische Agenda, selbst die der schwarz-gelben Merkel'schen Regierungtruppe.

Ausgerechnet in diesem Moment traut sich mit Vorwärts 09 Friedenau also wieder eine SPD- Mannschaft gegen den ehemaligen "kleinen" Koalitionspartner aufs gegnerische "Grün". In Berlin ist Wahlkampf und es geht im September um nicht weniger als um die Frage: Rot-Grün oder Grün-Rot - Wowereit oder Künast. Doch für viele überraschend ist kein Fersehteam ins Poststadion gekommen. Dabei hält das Spiel genau das, was man sich davon versprochen hatte. Zumindest auf grüner Seite, wie der folgende Spielbericht eindrucksvoll unterstreicht.    

"Wenn alle das Trikot mit der Nummer 9 tragen wollen. Dat geht nich." Franz Müntefering

Nach einem hohen 11:1 Erfolg aus der Vorwoche gegen den FC IPS traf die Tulpe auf die von der SPD aufgestellte Mannschaft von Vorwärts 09 Friedenau. Nachdem bereits 4 von 18 angemeldeten grünen Spielern kurzfristig absagen mussten, standen der Tulpe immerhin 14 Aktive zur Verfügung. Neben den angeschlagenen Finn Pelke und Markus Meyer (beide mit Rückenproblemen) konnte die Torwartposition erst kurz vor Spielbeginn besetzt werden. Jochen Schieborn's Flieger war glücklicherweise noch rechtzeitig gelandet.

Die Tulpen legten gleich los wie die Feuerwehr. Mit konsequentem Kurzpassspiel wurde das Mittelfeld schnell überbrückt. Vor allem die beiden Außenläufer Aaron Greicius und Finn Gerlach waren stets gefährlich und die SPD kam gehörig unter Druck.

Der aus dem zweiten Angriff resultierende Eckstoß brachte dann auch auch gleich die frühe Tulpenführung. Aaron Greicius verwandelte direkt ins Friedenauer Tor. Herrlich!

Die grüne Mannschaft schaltete nicht zurück, sondern blieb jetzt dran. Während vorne das Bällchen fast ausschließlich in der SPD-Hälfte rollte, war Tulpen-Goalie Jochen Schieborn hinten nahezu beschäftigungslos.

Nur wenige Minuten später sorgte wieder ein grüner Eckstoß für das 2:0. Jürgen Stark glänzte mit einer schönen Volleyabnahme und erzielte sein 50. Tor (!) für die Tulpen. Seinen Jubiläumstreffer in 15 Jahren im Tulpe-Dress hatte er sich für das richtige Spiel ausgesucht. Glückwunsch!

Wieder nur drei Minuten später klinglete es erneut im gegnerischen Kasten. Nach schönem Spielzug über Ralf Südhoff und Simon Bruhn wurde schön über Außen gespielt und die folgende Flanke verwertete Finn Gerlach schön per Kopf zum 3:0.

Nach 20 Minuten folgten die ersten grünen Auswechselungen. Es kamen Dietrich Brockhagen und der nach langer Verletzungspause wiedergenesene Stephan Examitzki ins Spiel.

Die Friendenauer kamen zur Mitte der ersten Halbzeit langsam etwas besser ins Spiel. Zum Leidwesen der Tulpen folgte auf den so ziemlich ersten richtigen Angriff des Gegners ein heftiger Zusammenprall zwischen dem SPD-Stümer und Tulpen-Torhüter Schieborn. Sich den Oberschenkel vor Schmerz haltend, musste der "Greenkeeper" ausgewechselt werden und "Oldie" Jochen Hake übernahm seinen Posten zwischen den Pfosten. Finn Pelke rückte dafür neben Markus Meyer in die Innenverteidung. An der Dominanz der Grünen änderte sich aber dadurch nichts.  

Kurz vor dem Halbzeitpfiff schlug die Tulpe sogar nochmals zu. Nach schnellem Angriff über die linke Seite, wurde die Eingabe zunächst abgewehrt, doch im Strafraumgetümmel behielt Aaron Greicius die Übersicht und schoss zum 4:0 ein.

Teamchef-Vertreter Andre Bornstein zeigte sich während der Halbzeit zufrieden ob der Leistung seiner Grünen Tulpe und der deutlichen Führung. Zu Beginn der zweiten Hälfte musste Torhüter Jochen Schieborn allerdings zunächst noch an der Seitenlinie behandelt werden, so dass Jochen Haake weiterhin im Tor stand.

Die SPD kam erholt und vor allem etwas spielfreudiger aus der Kabine. So sorgten vor allem die beiden Spielmacher (Doppelspitze bei den Sozialdemokraten?) nach der Pause immer wieder für gefährliche Momente. Doch die Tulpenabwehr hatte fast immer die passende Antwort parat. Nach 60 Minuten kehrte dann Jochen Schieborn für viele überraschend wieder ins grüne Tor zurück.

Die Tulpe besann sich weiter auf ihr sehenswertes Kurzpassspiel und presste den Gegner wieder stärker in die eigene Hälfte. 3-4 schöne Torchancen wurden zunächst noch ausgelassen, ehe dann Tresfore Dambe kaltschneutzig zuschlug. Nachdem ein Tulpeangriff bereits beendet schien, kam Tresfore nochmals an den Ball und versenkte selbigen zielsicher im linken Eck des Gästetores: 5:0

Nur wenig später gab es einige Aufregung als ein Friedenauer Stürmer im Tulpestrafraum zu Fall kam. Diese wurde von vielen Anwesenden im Poststadion als völlig überflüssige rote Schwalbe erkannt und auch vom "Un-Parteiischen" zurecht nicht mit einem Elfmeter geahndet.

Quasi im direkten Gegenzug gibt es dann aber doch Elfmeter. Diesmal lag aber ein Grüner im roten Strafraum und der Schiri zeigte diesmal auf den Punkt. Andre Bornstein war mit hohem Tempo in den Strafraum eingedrungen und wurde unsanft zu Fall gebracht. Komischerweise verletzte sich hierbei unglücklicherweise sein Gegenspieler, der dann ausgetauscht werden musste. Der Gefoulte trat selbst an und machte das halbe Dutzend voll.

Die Tulpen ließen jetzt die Zügel etwas schleifen und ermöglichten den SPDlern mehrere gute Möglichkeiten. Der angeschlagene Jochen Schieborn rettete mehrmals in höchster Gefahr. Die größte Rettungstat gelang kurz danach jedoch Dietrich Brockhagen. Sein bereits enteilter Gegenspieler wähnte sich schon sicher im 1:1 mit Torhüter Schieborn, als der Rechtsverteidiger der Tulpen mit der Fußspitze an des Gegner Hüfte vorbei noch zur Ecke klären konnte. Wahnsinn! Jürgen Kohler "Fussballgott" lässt grüßen.

Nur zwei Minuten später bekamen die Friedenauer Sozialdemokraten noch einen eher unberechtigten Freistoß in aussichtsreicher Position. Dieses Geschenk lässt sich die SPD nicht nehmen. Die folgende Flanke erreichte einen gegnerischen Stürmer und der bringt den Ball gefährlich aufs grüne Tor. Jochen Schieborn kann zunächst abwehren, doch das Leder fällt wieder einem roten Stürmer vor die Füße. Der fackelt nicht lange und lässt sich das Ehrentor nicht nehmen. 6:1.

Bei beiden Mannschaften schwanden danach ein wenig die Kräfte, doch die Tulpen haben den längeren Atem. Nach gutem Doppelpassspiel zwischen Jürgen Stark und Stephan Examitzki kam der Ball zu Simon Bruhn. Fünf Meter vor dem Tor stehend erreichte sein Schuss Tresfore Dambe am langen Pfosten, der ungehindert in leere Tor vollendete, 7:1.

Den Schlusspunkt setzte Finn Gerlach. Der so ziemlich letzte Angriff der Tulpen endete mit einem hohen Querschläger der Friedenauer. Da der Torwart zögerte, ließ sich Finn Gerlach nicht zweimal bitten und köpfte über den herausschleichenden Keeper zum 8:1 Endstand ein.

Fazit: Die Grünen deklassieren das Team von SPD Vorwärts 09 Friedenau. Das Spiel war bereits durch die klare 4:0 Halbzeitführung früh entschieden. Die SPD zeigte zwar ihren berühmt-berüchtigten Kampfeswillen und die Partie war in der zweiten Hälfte tatsächlich ausgeglichener, doch der hohe grüne Sieg war zu keiner Zeit in Gefahr. Es ist zu befürchten, dass es nun leider wieder sieben Jahre dauert, bis sich eine SPD-Mannschaft gegen die Tulpe aufs "Grün" traut.

PS: Fotos zum Spiel finden sich hier:

picasaweb.google.com/100189732287693121397/Vorwarts09GegenGruneTulpeAm18Juli2011ImPoststadion

Vielen Dank an dieser Stelle an die SPD Vorwärts 09 Friedenau für das Einstellen der Fotos!