Saison 2019: Grüne Tulpe - SC Union 06

22.07.2019

Eigentlich beginnt der Spieltag für die Tulpen immer ab Donnerstag 12 Uhr. Dann wird der Kader für nächsten Montag verkündet. Gut, zugegeben. Das geht chronologisch nach freiwilliger Anmeldung, aber dennoch: den eigenen Namen auf der Liste zu lesen fühlt sich nach einem ersten Erfolgserlebnis an.

Und so kommen die Tulpen am Montagabend dann voll motiviert zum Poststadion, wo sie der nächste Gegner erwartet. In gefühlt vier von zehn Fällen ist das derzeit Union 06. Nettes Team, aber viel zu gut für die Tulpe. Und deshalb haben die Tulpen dann immer etwas von Lämmern und die Tenne 1 etwas von Schlachtbank… Und dennoch haben die Grünen jeden Montagabend ihre Erfolgserlebnisse: mal ist es ein gewonnener Zweikampf, eine spektakuläre Grätsche, eine Rettungstat auf der Linie, mal ein perfekter Spielzug, ein eindrucksvoller Torschuss, ein Anschluss- oder sogar Ausgleichstreffer. Meist kann man bei den Grünen am Ende durchaus zufrieden sein. Fußball ist irgendwie wie Regierungsbeteiligung: die Kunst der Erreichbaren.

Und so zeigte die Tulpe diesen Montagabend dem Gegner, was machbar ist, wenn alle nie aufhören zusammenzuarbeiten und das gemeinsame Ziel nie aus den Augen verlieren. Die Überlegenheit von Union zeichnete sich schnell auch an diesem Montag ab. Die waren dieses Mal in Legionsstärke erschienen und schienen eher zu einem Kleinfeldturnier mit zwei bis drei Mannschaften antreten zu wollen. Aber die Tulpen stellten die Angreifer immer wieder, verwickelten sie in Zweikämpfe, störten Pässe und Dribblings und ließen insgesamt kaum Chancen zu.

Ihrerseits spielten sie sich vor allem dank ordentlicher Passwege über die Außenverteidiger und dem lauffreudigen Mittelfeld aus Matze Daun und Till Tibbe immer wieder in die gegnerische Hälfte, wo die Schnelligkeit der Grünen Spitzen durchaus für den Ansatz von Gefahr sorgten. So griff der Unions-Loddar Matthäus, eigentlich nur mit den besten Spielanlagen ausgestattet, frustriert zu absichtlichen Fouls im Mittelfeld, was Union auch jeweils umgehend zugab, Loddar aber dennoch veranlasste diskutieren zu wollen, ob man das nicht durchaus als internationale Härte durchgehen lassen könne.

Dennoch kam Union vollkommen verdient zu Chancen und die Tulpen wehrten sich, wie sie nur konnten. Keeper Schieborn blockte einen Schuss vom linken Mittelfeld, der allein vor ihm auftauchte, ein Ball klatschte an den Pfosten, der nächste sprang von der Latte zurück ins Feld und wurde per spektakulärer Grätsche nach außen geklärt. Und dann kam doch ein Pass in die Tiefe durch, gut getimt und wohl nicht im Abseits. Auch der nächste Pass am Torwart vorbei nach vorne in den Lauf gespielt und der schiebt locker ein. Aber war das nun Abseits? Eine Entscheidung von Meter- und Sekundenbruchteilen, ohne Schieds- oder Linienrichter. Wer will das schon entscheiden? Also entschied Union „Wir sind besser. Wir brauchen so ein Tor nicht. Weiter 0:0!“ Ehre, wem Ehre gebührt!

Und nur kurz danach ist es dann soweit. Wieder ein gefährlicher Angriff, gerade noch abgewehrt, doch nicht geklärt und der Unions-Spielmacher zieht innerhalb des Strafraums ab und hämmert das Runde ans Eckige unter die Latte. Der Ball springt vor die Linie, aber vom Rücken vom Goalie ins Netz zum hoch verdienten 1:0.

Aber zu diese Zeitpunkt waren die Grünen schon viel zu gut im Spiel und hatten sich mit Erfolgserlebnissen so aufgeladen, dass das Ergebnis der Spielfreude keinen Abbruch tat. Das Spiel lief weiter und die Grünen kamen zu einer Ecke. Toffi zieht die in gewohnter Manier von rechts in den Fünf-Meter Raum auf den Torwart, wo Wienges einläuft und sauber einköpft zum 1:1. Eine Variante, die die Tulpe schon seit Jahren so immer wieder einstreut und von Toffi nur kurz mit den Worten goutiert wurde: „Wir spielen schon zu lange zusammen!“. Auch das eine besondere Ehre.

Und so wogte das Spiel weiter hin und her, in die Halbzeitpause und danach. Die Kampfeslaune auf beiden Seiten ungebrochen. Wieder ein Foul von Union, kurze Diskussion, es fallen ein paar deftige Worte einer Tulpe, das wiederum erzürnt den Käpt’n von Union. Aber schnell beruhigt sich die Lage wieder. Nur bei Loddar ist die Unterversorgung im Hirn inzwischen chronisch.

Dann gelingt den Grünen dank ihrer Schnelligkeit im Angriff eine Chance, die eigentlich die Führung sein muss. Matze ist durch und läuft allein auf den Torwart zu, der pariert super, doch Matze kommt artistisch per Seitfallzieher zum Nachschuss und bringt auch den aufs Tor und wieder ist der Torwart mit einer Hand dran und verhindert den Führungstreffer.

Eine Ecke kurz darauf zieht Till von rechts vom Tor weg kurz hinter den Elfmeterpunkt, und wieder läuft Wienges ein und will gerade einköpfen als ein eigener Mann so eben noch an den Ball kommt und verlängert. Aber wer kaum einen direkten Ballgewinn verzeichnen kann, kann auch kaum einen schnellen Gegenangriff auslösen, geschweige denn ein Tor erzielen. Nur Standards reichen da selten. Gegen die individuelle Klasse von Union mussten die Tulpen immer wieder zwei- oder dreimal in den Zweikampf kommen – was schon schwer genug war – bevor sie den Ball führenden Spieler soweit gestört hatten, dass der den Ball verlor.

Und so überwiegt ein Angriff in der 75. Minute die Erfolgserlebnisse der Grünen Tulpe und der etatmäßige Mittelstürmer von Union schießt von halb rechts allein vor Keeper Schieborn über den hinweg, obwohl der noch einen Handschuh an den Ball bekommt, ins lange Eck zum insgesamt verdienten 2:1.

Die Tulpe stellt noch einmal auf Dreier-Kette um, ein nochmaliger Ausgleich scheint trotz der Feldüberlegenheit von Union angesichts eines relativ ausgewogenen Chancenverhältnisses gar nicht unmöglich. Doch dem schiebt der Sturmführer von Union einen Riegel vor. Allein vor Jochen schiebt er überlegt ins kurze Eck zum 3:1 ein. Und dann ist das Spiel aus.

Wohlgemerkt ein schönes Spiel von beiden Seiten, mit vielen Erfolgserlebnissen für beide Seiten.