Saison 2023_Grüne Tulpe – Goalgetter

31.07.2023

Wi‘ haben uns selbst ve’senkt!

Man kann sich Spiele – übrigens ebenso wie Wahlergebnisse – auch schön saufen. Aber wenn man unter seinen Möglichkeiten bleibt, sollte niemand zufrieden sein, sondern klar sagen, was besser werden muss. Das gilt für politische Parteien ebenso wie für Fußballmannschaften.

Gegen einen läuferisch und technisch stärkeren Gegner bis weit in die zweite Hälfte ein 0:0 zu halten und dabei immer mehr Spielkontrolle zu erobern und sogar mit sich dem Ziel nähernden Fernschüssen gegen einen alle 15 Minuten wechselnden, nicht-etatmäßigen Torwart eine echte Chance auf den Sieg zu haben, klingt erstmal nach tapferem Kampfgeist, funktionierendem Match-Plan und maximaler Ausbeute. Wer dann aber durch drei gleiche Gegentore, alle durch Querpässe bei eigenem Ballbesitz in der hintersten Abwehrreihe mit finalem Fehlpass zum gegnerischen Stürmer verursacht, verliert, hält es offensichtlich mit Baba, dem Piraten von Asterix im Ausguck:

„Diesmal haben sie uns nicht gek’iegt. Wi‘ haben uns selbst ve’senkt!“

Nun ist Baba zwar ebenso eindeutig ein Fall von Blackfacing, wie ich finde, er eindeutig eine der sympathischsten Figuren der Asterix-Geschichten ist - und wie man eindeutig Rene Goscinny und Albert Uderzo keinen Rassismus unterstellen kann – aber er ist eben doch eine lächerliche Figur. Und so lächerlich waren sowohl die Gegentore der Tulpe wie auch die Versuche, sich diese Leistung anschließend schön zu saufen. Aber von Anfang an:

Die Sommerzeit forderte an diesem Montagabend ihren Tribut – weniger der Temperaturen wegen, die erstaunlich angenehm für einen 31. Juli waren, sondern weil beide Teams nur eben gerade elf Spieler zusammenbekamen. Das Spiel war aber von Anfang an ein munteres, laufintensives und zumindest auf Seiten der Goalgetters auch technisch durchaus ansprechendes. Die Analyse der Tulpen-Offensive wie -Defensive ebenso wie der linken wie der rechten Seite ergab schnell, dass die anderen irgendwie immer mehr waren. Hinzu kamen feine Dribblings und ansehnlich Pässchen, die auch gleich zu einer Großchance für den Stürmer der Goalgetters führte, der wie weiland Jürgen Klinsmann nur gänzlich ohne blondes Haupthaar, der der holländischen Hintermannschaft davonlief, der Tulpen-Abwehr entkam und aus etwas zu spitzem Winkel haarscharf das lange Eck verfehlte.

Auf der Gegenseite konnte Matze seinerseits aber seine Schnelligkeit zur Geltung bringen, doch sein Schuss aufs Tor wurde letztlich souverän vom derzeitigen Goalgetter-Keeper abgewehrt.

Doch die Überlegenheit der Goalgetter war in dieser ersten Hälfte deutlich. Kaum einmal konnten die Tulpen einen geordneten Angriff aufbauen, geschweige denn sich in der gegnerischen Hälfte festsetzen oder gar Tormöglichkeiten herausspielen. Tulpen-Keeper Georg hingegen musste ein ums andere mal retten, tauchte gegen einen platzierten Kopfball rechtzeitig ab, wehrte per Fuß gegen den allein vor ihm auftauchenden Außenstürmer ab und sicherte so die bis dahin saubere Bilanz.

Nach der Halbzeitpause begann sich das Bild aber merklich zu wandeln. Die geordnete Tulpen-Defensive ließ kaum etwas zu, die technisch hoch veranlagten Goalgetter zeigten ihre Kunst durchaus ansehnlich aber letztlich brotlos zunehmend in der eigenen Hälfte und immer öfter kamen die Pässchen eben nicht mehr an, und die Tulpen ihrerseits nahmen mit der Zeit häufiger Schüsse aus der zweiten Reihe. Eine Bogenlampe von David klatschte an die Latte, ein Schuss von Hans landete am Außennetz und schließlich kam die nachsetzende Hannah bei der besten Tulpen-Gelegenheit im Strafraum frei zum Schuss, traf den Ball dann aber letztlich doch nicht optimal. Zu diesem Zeitpunkt sah es wirklich danach aus, dass die Tulpen-Taktik und ihre ordentliche Leistung in der Verteidigung zu einem Erfolg führen könnte – und dann kam Baba, oder wie Dreifuß, der alte Pirat mit Stock, bei anderer Gelegenheit sagte:

„Vanitas, vanitatum et omnia vanitas!“

Querpass vom Tulpen-Torwart nach rechts, Querpass zurück, Querpass nach links, Querpass zurück – ups, in den Fuß von "Klinsi", der noch lässig Tulpen-Keeper Georg umkurvt und zum 1:0 einschiebt. Aber noch wähnt die Tulpe sich ja eigentlich gerade überlegen.

„Felix, qui potuit rerum cognoscere!"

Nächster Querpass vom Tulpen-Torwart nach rechts, Querpass zurück – Ei, der Daus, da war der Goalgetter-Stürmer schneller als Georg und spitzelt den Ball über ihn ins Tor. 2:0.

Nun stellt die Tulpe um, wirft wagemutig noch einmal alles nach vorne. Querpass vom zentralen Tulpen-Verteidiger nach links, Pass – das ist neu – nach vorne, an die Außenlinie, nächster Pass nach vorne, Ablage nach außen, mittelprächtige Flanke in den Goalgetter-Strafraum, eher noch schlechtere Abwehr vor die Füße von Philipp, der zieht sauber ab, derzeitiger Goalgetter-Keeper ist zwar noch dran, missversteht seinen Team-Namen aber und bekommt das Tor: 2:1.

Als die Zeit um ist, erste Goalgetter und Tulpen sich schon die Hand geben, wollen einige noch weiter spielen, einen Tulpen-Angriff wird abgefangen, die Goalgetter verlieren beim Gegenangriff den Ball, die Tulpen nun wieder im Ballbesitz in der hintersten Abwehrreihe – Obacht, ab hier ist der Verlauf eigentlich schon bekannt – Querpass in die Mitte, - ei verbibbsch - Ballverlust, Dribbling am Sechzehner, zwei Tulpen-Verteidiger stehen zwar vor Ball und Gegner, aber der schlenzt mit echtem Füsschen perfekt ins Kreuzeck. 3:1. Das Tor war wirklich schön! Dessen Zustandekommen eher lächerlich.

Nun muss man wirklich sagen – im Fußball wie in der Politik – dass nicht nur zählt, was hinten rauskommt, sondern auch das Zustandekommen, ganz besonders in Demokratien. Und die Tulpe hat über weite Strecken wirklich ein großartiges Spiel gemacht. Und wenn es darum geht, ein gepflegtes Bällchen zu spielen, nun dann lässt sich auf diesem Spiel sicherlich aufbauen – vielmehr als auf einem erkämpften 1:0-Sieg gegen einen technisch überlegenen Gegner durch ein glückliches Weitschuss-Tor. Aber sich stattdessen selbst versenken – Verzeihung: ve’senken?

„O tempora! O mores!“