Grüne Tulpe - AOK Berlin

19.07.2010

Pressekonferenz mit Trap und Rehakles

Reporter:

Wir stehen hier im dicht gedrängten Presseraum der Grünen Tulpe, und in Kürze wird hier die Pressekonferenz nach einem denkwürdigen 6:4 der Tulpe über die AOK beginnen. Nach 0:2 und 1:3 konnte die Tulpe noch das Spiel drehen. Eine wahre Tor-Gala in einem Spiel, das von beiden Mannschaften mit offenem Visier geführt wurde und einen echten Star mit Finn Gerlach, dem vier Tore gelangen, darunter ein lupenreiner Hatrick, hatte. Die Zuschauer bekamen dabei zwei vollkommen unterschiedliche Halbzeiten mit zwei Grundaufstellungen und grundverschiedenen Spielsystemen der Tulpe zu sehen, die den Tulpen-Coach leicht schizophren erscheinen lassen. Doch soeben betritt Jean Löhring das Podium und eröffnet die Pressekonferenz mit einem abfälligen Winken der Hand Richtung Trap, der die Tulpe in dieses Spiel schickte – und der legt los wie die Feuerwehr. Hören Sie den O-Ton:

Trap:

Haben gespielt wie Flasche leer (die linke Hälfte des Konferenztisches wird zu Kleinholz zerlegt). Was machen Wienges? Iste mal a la testa, stehen in Abseits gehen zu Torwart, wenn Bornsteine schießen Tore.

Was erlauben Ergin? Spielen die Ball zu ihm, er drehen um, laufen weg … bleiben stehen, immer Gegner zuerst an Ball. Schießen aus zweite Reihe, Schieborne parieren gute, aber Abpraller wieder in Mitte vor Tor, kann locker 1:0 schieben.

Ergin sagen, kann nur eine Halbe spielen… kann nicht funfzehn Minute spiele. Hatte Kopfe wie Pomodori rossi.

Nächste Situazione Ball von die Mitte Rucken Raume Felde kommen diese Spieler von die Philippo Rösler, laufen einfach zu die linke Strafraume und schießen in die rechte Ecke. Swei zu Nulla. Was machen Defensa?

Iste ganze Spiele kaputte, haben Schanze, aber machen keine Tore… haben Schanze aber nur von die Glucke, nix gespielte heraus. Alle Tulpe laufen wie die Huhner mit die Kopfe abe. Nixe Konzentrazione. Nur wegen die Stephane Examiziko unde die Bornsteine Andrea mit die Gol Keeper Jochene Schieborne haben nicht schon gekriegt funf Tore vor die Pause.

Dabei Sturmer gute, mussen nur machen schießen die Tore, sinde sneller.

(Die Reporter in der ersten Reihe fliehen inzwischen vor den fliegenden Splittern des zertrümmerten Konferenztisches.

Isch habe fertig. (Mit einem letzten Hieb zerstört Trap auch noch eine rechts neben ihm stehende überdimensionale Getränkeflasche des Werbepartners und verlässt den Raum.)

Jean Löhring zieht eine Augenbraue hoch und leitet den zweiten Sprecher ein:

Mir blieb dann ja quasi gar keine Wahl. Trap musste durch Rehakles ersetzt werden. Bitte.

Rehakles: (die Augenbrauen rutschen hoch bis kurz hinter den Haaransatz) Ja, gut. Bei so einem Halbzeitstand kann man als Trainer kaum noch etwas machen. Da muss man alles anders machen. Als mein guter Freund Erich Ribbeck 1992 die Vierer-Kette in der Bundesliga einführte, wurde er von allen ausgelacht. Heute spielt die jeder. Ich halte das aber nach wie vor für neumodischen Quatsch. Deshalb habe ich dann auch darauf umgestellt. Und auf ein Dreier-Mittelfeld und einen Dreier-Sturm, um mehr Räume nach vorne zu öffnen und Positionen in der Spitze zu besetzen. Da hatten wir Chancen für eine kontrollierte Offensive. Ich bin nämlich ein demokratischer Diktator.

Reporter:

Aber zunächst war das doch ziemlich riskant und die AOK kam zu weiteren Chancen?

Rehakles:

Jochen, habe ich vor dem Spiel gesagt, Sie sind so gut. Ich kann Ihnen vertrauen. Da wird auf Sie einiges zukommen. Und so war es dann ja auch. Manchmal brannte es lichterloh bei uns im Strafraum. Aber gerade der Platz für Konter, den wir dann hatten, lag meinen Spielern.

Reporter:

Heißt das, Sie wünschen sich keine anderen Spieler als diese?

Rehakles: Meine Wunschspieler spielen alle beim AC Milan. Aber man muss mit den Protagonisten arbeiten, die bei einem unter Vertrag stehen. Und meine Spieler sind eben zu großen Teilen sehr schnell mit dem Ball. Das haben wir genutzt. Und Finn hatte ja sogar noch mehr Chancen. Er hat das sehr gut auf der rechten Seite gemacht, sich immer wieder im Laufduell durchzusetzen und das Eins-gegen-Eins zu suchen. Das habe ich ihm auch in der Pause geraten. Das 1:2 war da nur eine logische Konsequenz. Im Übrigen wurde er aber auch von meiner Mannschaft immer wieder sehr gut eingesetzt.

Reporter: Aber das 1:3 war ein blitzsauberer Angriff über links. Zurückgelegt und mit einem trockenen Schuss vom Sechzehner in die Maschen abgeschlossen. Was war da los?

Rehakles: Da hat meine Mannschaft einen Moment lang im defensiven Mittelfeld die Spielkontrolle abgegeben. Aber da hat sie dann Moral und Charakter bewiesen, dass sie das Spiel dann innerhalb weniger Minuten und drei sehr schnell vorgetragener Angriffe über Finn Gerlach zu unseren Gunsten wenden konnte. Nach dem 4:3 musste ich den Finn dann vom Platz nehmen, um ihn vor sich selbst zu schützen. Gerade so junge Spieler verlieren nach einem Hattrick dann mal den Kopf und arbeiten nicht mehr so wie ich zu meiner Zeit.

Reporter:

Hat das dem Spiel Ihrer Mannschaft einen Knacks versetzt?

Rehakles:

Nein, nein, das 4:4 nach einer Ecke entsprung nach einem individuellen Stellungsfehler. Aber das misslang dem Gegner dann ja auf der Gegenseite ebenso, als André Bornstein eine Ecke von uns eigentlich nicht unter Kontrolle bekommt und drei, vier mal den Ball im gegnerischen Sechzehner jongliert. Das darf unter normalen Umständen natürlich nicht passieren. Da muss ein Verteidiger so wie ich früher sein, heute spielen ja alle viel zu sauber. Aber Andrés anschließender Hüftdrehschuss in die rechte untere Ecke zum 5:4 – das war schon aller Ehren wert.

Reporter:

War da die Messi schon gelesen?

Rehakles:

Nein, nein, das 6:4 durch Andrea war noch sehr wichtig, um unserem Spiel Ruhe zu geben. Hervorragend herausgespielt und dann natürlich bravourös abgeschlossen. Wieder so eine Eins-gegen-Eins-Situation mit dem Torhüter.

Reporter:

Waren Sie letztendlich die stärkere Mannschaft?

Rehakles:

Letztendlich haben wir zwei Tore mehr geschossen. Aber das muss gegen eine Mannschaft, die sich tagtäglich den Kopf pauschal gegen Auswüchse von Spiel-Theoretikern verteidigen muss, auch zu schaffen sein. Da lassen sich bei der Grünen Tulpe vernünftige Systeme besser in Ruhe entwickeln.