Grüne Tulpe - georg + georg 0:0

03.04.2006

Wenn keine Tore glücklich machen

Es war einer dieser Abende, an denen es nichts Schöneres gibt als Fußballspielen: Strömender Regen bei lauschigen 5 Grad, ein durchweichtes Spielfeld mit einem unberechenbar springenden Ball, dass es selbst für Olli Kahns Pannen eine Erklärung wäre und ein übermächtiger Gegner, dem die Tulpen stark ersatzgeschwächt gegenüber treten mussten.

Defensive war daher erste Tulpenpflicht - in den Sturm wurden Spieler beordert, die ansonsten nur beim Seitenwechsel die Mittellinie überqueren. Und das Spiel begann wie erwartet. Die Georgs spielten von Anfang an druckvoll und variabel nach vorne und ließ Ball und Gegner laufen. Die Tulpen standen tief in der eigenen Hälfte, dort aber kompakt und hingebungsvoll verteidigend. Zwangsläufig befand sich die grüne Offensive dadurch in chronischer Unterzahl. Gegen die durchweg einen gepflegten Ball spielenden und sehr zweikampfstarken Verteidiger von georg + georg waren die Entlastungsangriffe der Tulpen meist nach wenigen Spielzügen beendet. Doch bei aller Überlegenheit konnte sich auch die gegnerische Offensive nicht entscheidend durchsetzen. Die entscheidende Flanke flog ins Aus, Eckbälle waren zu lang oder Schüsse aus der Distanz blieben in der vielbeinigen Tulpenabwehr hängen. Fast wäre der Spielverlauf auf den Kopf gestellt worden, als Markus Meyer Mitte der Halbzeit an einem scharfen diagonalen Pass in die Tiefe des gegnerischen Strafraums von Arne Jungjohann vorbeirutschte. Nachdem dieser kurz nach der Halbzeit nicht mehr weiterspielen konnte, war die grüne Reservebank im Gegensatz zu der dichtbesetzten des Gegner völlig verwaist. Die Überlegenheit des Gegners wuchs, erste Durchhalteparolen hallten durch die grünen Abwehrreihen. Dann ein eigentlich wenig aussichtsreicher Konter, der Gegner wehrt unsauber ab und der grüne Stürmer Ronny Jäckel bestraft diese Nachlässigkeit mit einem fulminanten 25-Meter-Fernschuss an den Außenpfosten. In der Folge greifen die Tulpen den Gegner früher an, doch deren Kombinationsspiel ist so sicher, dass sie immer häufiger an und in den grünen Strafraum kommen. Mehrmals verpassen die Stürmer von georg + georg knapp oder mit Unvermögen oder rutschen auf dem glitschigen Boden im entscheidenden Moment aus. Zweimal fischt der grüne Torwart Christoph Kunzmann mit einer glänzenden Fußabwehr den Ball aus dem kurzen Eck. Immer energischer werden die Angriffe der Georgs. 10 Minuten vor Schluss eine schlecht zu verwertende Flanke auf Beckenhöhe, doch dem kleinsten Stürmer des Gegners gelingt aus 8 Metern ein erstligareifer Flugkopfball an die Unterkante der Latte. Wenige Momente später fliegt ein langer Flankenball aufs Tor, Kunzmann wehrt mit der Faust ab, doch ein gegnerischer Stürmer köpft den abgewehrten Ball platziert zum Tor zurück. Kurz vor der Torlinie steht sein Stürmerkollege und lässt den Ball geschickt durch seine Beine ins Tor rollen. Entsetzen in der Tulpenabwehr, doch schon tönt der Schrei des wie immer umsichtigen grünen Abwehrchefs Thomas Flügge über den Platz: Abseits! Der sich mit Pfiffen sehr zurückhaltende Schiedsrichter nimmt diesen Hinweis auf und es gibt statt Anstoß Freistoß. Keine Proteste des Gegners, was zum überaus fairen Spiel mit gerade einmal sechs Fouls passt. Selbst die eingesprungene Grätsche von Hartwig Mayer, die in jedem englischen Stadion für Begeisterung gesorgt hätte, wurde trotz durch die Luft wirbelnden Gegenspieler von dessen Mitspielern nur mit "muss er halt früher abspielen" kommentiert. Nach dem Abpfiff heben die entkräfteten und durchweichten Tulpen die Arme. Mit Leidenschaft, Disziplin und gegenseitiger Stärkung trotz unterschiedlichen fußballerischen Potentials können auch bessere Fußballmannschaften in Schach gehalten werden. Wenn das keine Hoffnung macht für die WM!

 

svd