Grüne Tulpe- JobTV24

22.10.2007

Hartzige Gegner und frostige Tulpen

Es wird kalt draußen und das mögen Tulpen gar nicht. So waren denn bei Anpfiff auch gerade mal mit Müh und Not zehn Tulpen inklusive eines weiteren Neuzugangs, aber kein Torwart auf dem Platz und die elfte Tulpe zog sich noch um. Mehr sollten es auch nicht werden. Der Mannschaftsstärke des Gegners JobTV24 seinerseits hingegen tut der Aufschwung am Arbeitsmarkt offenbar keinen Abbruch, die erfolgreiche Grüne Arbeitsmarktpolitik hilft der Tulpe insofern mitnichten. Die Online-Arbeitsvermittler erschienen wie gewöhnlich mit knapp zwei Mannschaften. Diese quantitative Überlegenheit nutzten sie für eine bissige, laufintensive Spielweise, mit der sie in der Offensive das Mittelfeld schnell überbrückten und bei Ballbesitz grün konsequent auf den Mann gingen, was die Tulpen bisweilen arg in die Defensive drängte. Während die Tulpen so Probleme hatten ihr gewohntes Kurzpassspiel zustande zu bringen, hielten die Filmchenmacher jederzeit den Druck hoch und wechselten kontinuierlich durch – der Vorteil, wenn ein ganzes Heer hinter einem steht. So hatten die Fernseharbeiter über das ganze Spiel mehr Ballbesitz, mehr Spielanteile, aber keine Chance(n). Denn die Tulpen hielten über 90 Minuten voll dagegen und ließen hinten trotz offensiver Grundaufstellung kaum etwas zu.

Spielbericht:

In der Anfangsphase, die weitgehend den Gegnern aus dem Cyberspace gehörte, kamen die gerade mal zu einem Schuss aus der Nahdistanz in die Arme von Not-Torwart André Bornstein. Und schon wenig später, als die Tulpen sich erstmalig vom Druck etwas befreien konnten und einen Angriff zustande brachten, rutschte die scharfe, flache Hereingabe von Asgar Ergin unter dem eher virtuellen als virtuosen Keeper durch zu Ralf Südhoff, der wie immer in seiner unnachahmlichen Art richtig stand und den Ball ins leere Tor einschieben konnte. 1:0

In der Folge schlossen die JTV24er, wobei die 24 in diesem Falle vermutlich nicht wie sonst bei traditionsreichen Fußballmannschaften üblich für das Gründungsjahr steht (ja, Schalkes "04" steht nicht für ihr häufigstes Spielergebnis), ihre Angriffe grundsätzlich per Fernschuss ab, sobald sie die Mittellinie überquert hatten. Von dort brachten sie allerdings keinen Ball aufs Tor. Und was vielleicht noch als Steilpass durchgegangen wäre, rollte ungefährdet ins Toraus.

Schon bald folgten weitere Chancen für die Tulpen. Erst vergab Manu nach Dribbling durch den vollen Strafraum, Schuss, der vom Torwart abgeblockt wurde und den Manu selbst als erster wieder erreichte und nun mit dem schwächeren Linken nicht mehr richtig hinter den Ball kam und ihn am leeren Tor vorbeischoss. Ähnlich vergab Andreas die Chance zu erhöhen, weil er den Ball nicht mit dem nötigen Druck aus dem Fünfmeterraum aufs Tor brachte.

Nur wenig später macht es der eben noch untröstliche Manu aber besser. Wieder eine flache Hereingabe von links, die durchrutscht. Doch dieses Mal ist Ralf nicht zur Stelle. Marek eilt dem Ball hinterher und gibt ihn von rechts wieder herein auf Manu. Der dribbelt wieder durch das Beingewirr im überfüllten Strafraum, findet schließlich die Lücke und schießt von rechts ins lange untere Eck zum 2:0.

In der Halbzeit entschieden die Tulpen, die Defensive zu verstärken und nun statt spielerischer Eleganz deutsche Tugenden und Kraft gegen die zum Teil körperlich deutlich überlegenen Hartz-Söldner zu stellen. Andreas wurde ins Mittelfeld zurückgezogen, André übergab das Tor an Marek und spielte fortan im defensiven Mittelfeld, Sebastian und Christian wechselten die Seiten. Dennoch erhöhten die aus dem virtuellen Arbeitsmarkt kamen den Druck nach der Pause noch einmal, drängten die Tulpen noch weiter hinten rein. So gelang es ihnen auch endlich einmal auf links bis zur Grundlinie vorzudringen und von dort ihrerseits die bisher so erfolgversprechenden flachen Hereingaben anzuwenden. Torwart Dutschke musste den Ball auch tatsächlich passieren lassen, doch fand der keinen Abnehmer. So verlosch auch dieses Strohfeuer schnell wieder und die Tulpen kamen zu weiteren Chancen. Flanke von links, Kopfball von André an den Pfosten. Eine Kerze fällt direkt vor der Linie wieder runter, Andreas springt am höchsten, doch auch sein Kopfball geht knapp über das Tor. Danach ein wunderschönes Solo von Hartwig, der wieder einmal seine Antrittsstärke und Technik ausspielt und den Ball durch zwei Spieler diagonal durchlegt, schneller als beide am Ball ist und damit allein vor dem Torwart auftaucht, als er brutal von hinten gelegt wird. Doch auch diese unsanfte Landung kann die Tulpen heute nicht aufhalten, zumal Neuzugang Dietrich, der sich mit einer tadellosen Abwehrleistung in die Mannschaft einfügte, von atmosfair kommt und insofern Hartwigs Flugmeilen sofort ausgleichen konnte.

Dann endlich die Vorentscheidung. Alex, der sonst virtuos das Kurzpassspiel der Tulpen im Mittelfeld dirigiert, fand nie in das Run 'n' Gun-Spiel mit vielen langen Bällen und seinen zusätzlichen Aushelfsaufgaben in der Defensive. Doch in der 60. Minute schießt er aus 30 m auf das Tor. Der Ball bleibt im Gewühl im Strafraum hängen, André ist wie gewohnt als erster zur Stelle und haut den Ball zum 3:0 in die Maschen.

Schließlich eine Viertelstunde vor Ende ein Konter, den Marek, der inzwischen das Tor an Andreas übergeben hat, alleine auf das Tor zustürmend mit einem fulminanten Schuss über den Torwart unter die Latte zum 4:0 abschließt.

Während die Tulpe vor einer Woche erst jetzt anfing, Fußball zu spielen, und ein 4:0 noch ausglich, ließen sie das heute ihrerseits nicht zu. Erst in der letzten Minute kommt die Initiative, Menschen in die Gesellschaft wieder einzugliedern, nachdem einer ihrer besten das Spielfeld schon verlassen musste, endlich zur ersten echten Chance. Der Rechtsaußen stürmt allein auf das Tor zu, schießt und liefert die Begründung, warum der Fangzaun hinter dem Tor so hoch sein muss.

Fazit:

Dieses spielerisch eher wenig ansprechende Spiel zeugte von der neuen Entwicklung der Tulpe: Kämpferisch ist sie zur Zeit kaum zu bezwingen, spielerisch hat sie sich nach dem personellen Aderlass der letzten Monate und Jahre eher zurückentwickelt. Die jüngst gegründete Mannschaft von JobTV24 wird weiter ihren Weg gehen, doch um der Tulpe gefährlich zu werden, braucht sie noch ein wenig mehr Spielzeit.    

Aufstellung:

                        Andreas von Beckerath                       Manu Sharma

 

            Asgar Ergin                                                                 Ralf Südhoff

 

                                                           Alex Bögle

 

            Dietrich                                                                       Marek Dutschke

 

            Christian Griebenow                Hartwig Mayer            Sebastian Wienges

 

                                                           André Bornstein