Grüne Tulpe - SG Deutscher Bundestag: 2:1

16.03.2008

Ein Spiel über den Durst

In Memoriam (Giovanni Trapattoni am 10. März 1998):

"Es gibt Momente in diese Mannschaft, oh, einige Spieler vergessen ihnen Profi, was sie sind. (…) Ich habe geseh auch zwei Tage de Training. Ein Trainer is nich ein Idiot. Ein Trainer saih, eh seh, was passieren in Platz. In diese Spiel, es waren zwei, drei diese Spieler waren schwach wie eine Flasche leer! Habe sie gesehen Mittwoch? Welche Mannschaft hat gespielt Mittwoch? Hat gespielt Mehmet, or hat gespielt Basler, or hat gespielt Trappatoni?  Diese Spieler beklagen mehr als Spiel! Wissen Sie, warum die Italien-Mannschaften kaufen nicht diese Spieler? Weil wir haben gesehen viele Male dumme Spiel. (…) Strunz! Strunz is zwei Jahre hier und hat gespielt seine Spiel. Is immer verletzt. Was erlaube Strunz? (…) Mussen respektieren die andere Kollega! Haben viel nett Kollega. Stellen Sie die Kollega die Frage! Haben keine Mut an Worte! Weil ich weiß, was denken über diese Spieler. Mussen zeigen jetzt! Ich will Samstag, diese Spieler mussen zeigen mich, eh zeigen die Fans. Mussen alleine die Spiel gewinnen! Mussen alleine Spiel gewinnen! Ich bin müde jetzt der Vater dieser Spieler – eh, verteidige diese Spieler! Ich habe immer die Schulde über diese Spieler! Einer is Mario, einer, andere is Mehmet! Strunz dagegen, egal, hat nur gespielt 25% diese Spiel. Ich habe fertig!"

Vorwort von Tulpe-Teamchef Wienges: Manchmal kann ich mich als Trainer dem nur voll und ganz anschließen. Kann man diesen poetischen Sätzen denn auch noch irgendetwas hinzufügen? Sind sie denn nicht vollkommen in ihrer prosaischen Gänze und sphingischen Kryptik? Zehn Jahre ist sie nun her, die legendäre wie sprachbildende "Flasche leer"-Rede von Trap, und nie war sie wahrer als heute.

Gegen die SG Bundestag standen zunächst neun Tulpen zehn Adlerträgern gegenüber. Kurzfristige Absagen und Zu-Spätkommer hatten beide Mannschaften vorab dezimiert. Die Tulpen nutzten den vielen Platz von Beginn an, wechselten viel die Seiten und suchten das Tor. Allein sie fanden es nicht. Dann kamen immerhin noch zwei Tulpen, so dass die Grünen nun die absolute Mehrheit auf dem Platz hatten. Doch ungefähr zeitgleich setzte ein Schneesturm ein. Was soll man als Grüner sagen – wir haben schon vor Jahrzehnten vor dem Klimawandel gewarnt. Der Platz war nun seifig, aber dass das Parkett im Bundestag – denn in deren Hälfte spielte sich das Geschehen quasi komplett ab – oft ein besonders glattes ist, wissen die Grünen seit nunmehr 25 Jahren. Hinzu kam, dass der recht eigenwillige Schiedsrichter jede Chance der Tulpen, wenn sie den Ball doch einmal erfolgreich auf ihre Spitzen durchgesteckt hatten, auf Zuruf als Abseits abpfiff. Aber die Grünen waren dem ständig lamentierenden Gegner trotz dessen Garnisonssyndrom-Defensive in allen Belangen überlegen – nur machten sie eben nicht das Tor. Insofern verwunderte dann auch nicht das völlig überraschende und aus nur im metaphorischen Sinne heiteren Himmel fallende 1:0 für die Parlamentarier.

Die greifen über rechts an, schießen von der Seite, ohne das grüne Tor wirklich in Gefahr zu bringen, treffen aber Libero Witt an der Hüfte, von wo der Ball dem Außenstürmer wieder vor die Füße fällt, der schießt noch mal im weitesten Sinne Richtung Tor. Diesmal will Torwart Hake klären – per Fuß, statt den Ball einfach in die Hand zu nehmen. Der Sitzfußball klärt die Szene jedoch nicht, sondern rollt den Ball dem nächsten Angreifer vor die Füße. Und irgendwie schafft es dann ein Nachrücker, den Ball ins Tor zu bugsieren. Das Ergebnis stellt den Spielverlauf auf den Kopf.

Die Tulpe behält aber kühlen Kopf und spielt weiter kurze Bälle. Aber die Garnison bleibt uneinnehmbar und gut und vielbeinig bewacht. Lediglich ein gelungener Doppelpass zwischen Markus Kurdziel und André Bornstein führt zu einer klaren Gelegenheit, doch Bornstein jagt den Ball aus sieben Metern in den Zaun statt in die Maschen.

Nach der Halbzeit unverändertes Bild, aber mit klareren Kontrasten. Die Grünen waren aus dem Bundestag gar nicht mehr wegzudenken, und der Bundestag versuchte auch gar nicht, die Grünen vom eigenen Tor fernzuhalten. Aber weiterhin gelang den Tulpen seltenst eine klare Kombination geschweige denn Chance. Immerhin blieben sie geduldig, verlagerten das Spiel und vermieden weite Pässe. Wie hätten sie aber auch lange Bälle spielen sollen? Die Balleroberung gelang ihnen meist mitten im Bundestag-Spielaufbau.

So war es denn wieder einmal eine feine Einzelleistung von André Bornstein, den Coach Wienges schon zur Halbzeit aus der Abwehr ins Zentrum des Geschehens ins Mittelfeld gezogen hatte, die schließlich doch den überfälligen Ausgleich brachte. Über rechts kommt er durch und schießt den Ball ins lange Eck. Nicht spektakulär, aber eine Frage der Zeit, wann die Grünen ihre spielerische Überlegenheit und zahlenmäßige Mehrheit in Zählbares umsetzen konnten.

Zu diesem Zeitpunkt standen schon krampfbedingt nur zehn Tulpen neun Restparlamentariern gegenüber. Zweifel am Tulpensieg waren aber kaum zu spüren. Torwart Hake hielt sich inzwischen auch schon einen Großteil der Zeit in Gegners Hälfte auf. Doch dann, ein verlorenes Dribbling im Mittelfeld auf rechts, der Konter rollt, von rechts dringt der pfeilschnelle Stoßstürmer in den Strafraum ein, und irgendwie bekommt der zurückgeeilte Hake doch noch einen Fuß an den Ball und lenkt ihn neben das Tor.

Dann läuft wieder einmal ein Tulpen-Mittelfeldspieler weitgehend unbehelligt gegnerischem Strafraum. Bornstein schießt aus zwanzig Metern, mit seinem schwachen Linken, den er sonst nur zum Stehen hat, flach. Der Ball glitscht durch den Palisadenzaun und ist auf dem Geläuf für den Torwart wohl kaum zu halten. Erst das Tornetz fängt ihn ab. 2:1.

Nun will auch der Bundestag noch mal mehr tun. Aber ihr heutiges Unvermögen sowie ihre dezimierte Spielerzahl führt zu keiner Chance mehr.

Am Ende fühlen sich alle nur noch wie "Flasche leer".