Lok Leipzig - Grüne Tulpe

22.09.2009

Grüner Fußball gegen rechte Gewalt

Nachdem die Tulpe den Samstag nachmittag bei Grillwurst und einem spektakulären Derby zwischen Ahnatal-Weimar und Ahnatal-Heckershausen verbracht hatte, um dann mit dem Zug zu Lok nach Leipzig weiterzureisen, wurden am Sonntag morgen die müden Beine noch einmal mobilisiert.

Friedbert Striewe, Grüner Direktkandidat in Leipzig und Insolvenzverwalter des 1. FC Lok Leipzig, hatte die Tulpe eingeladen mit Fans und Funktionären zu spielen. Der FC Lok, ein Traditionsverein wie er seines gleichen in Deutschland sucht, hat eine lange wechselvolle Geschichte durchlebt. Aber er ist lebendig, so lebendig wie die Fan-Gemeinde, die ihn umgibt. Und für diese Fan-Gemeinden sind die Fußballmannschaften in den oberen Ligen und der gesamte Spielbetrieb in den unteren die Projektionsfläche für eine gemeinschaftliche Identität, der Kitt, der die Gesellschaft zusammenhält.

Mir hat einmal ein Kollege auf die Frage, was Deutschland seiner Meinung nach zusammenhält, geantwortet: Die Fußballtrainer, die die Kleinen trainieren, denen sie alles beibringen, was wichtig ist: "Jeder ist wichtig und gehört dazu"; "Gewinnen tust du zusammen, alleine verlierst du immer"; "Jeder kann etwas, keiner ist zu schlecht und nur wenn du die Stärken von jedem Mitspieler nutzt, gewinnst du am Ende das Spiel"; "Dribbel nicht zuviel und gib den Ball ab"; "Streng dich an und bleib nicht liegen, die anderen brauchen dich"…

Wenn das verloren geht, dann bleibt kein Stein auf dem anderen. Dann geht etwas in der Gesellschaft kaputt. Und deshalb hat Gewalt mit Fußball eigentlich auch nichts zu tun und muss gegen Hooligans verteidigt werden.Klar, dass die Tulpe diese ehernen Prinzipien des Fußballs im Besonderen und des Zusammenhalts der Gesellschaft – wie auch Grüner Sozialpolitik – im Allgemeinen unterstützt und einem Verein, der in die Not, von Rechten vereinnahmt zu werden, gerät helfen will.

So konnte Friedbert Striewe als Schiedsrichter beide Teams ins Feld führen und den Kick gegen Rechts anpfeifen. Nach dem Anpfiff schenkten sich die beiden Teams jedoch nichts. Die Tulpe trat mit ihrem Abwehrkernverband an, der wieder mit vereinigten Kräften alle Angriffe entschärfen konnte – bis auf eine Ecke, die flach hereingegeben Libero Thomas Flügge gerade versprang, als er den Ball rausschlagen will. Chaos im Fünf-Meterraum, zwei Angreifer säbeln am Leder vorbei, der Ball trudelt neben das Tor, da kommt ein weiterer Stürmer an das Spielgerät und schießt den Ball aus spitzestem Winkel parallel zur Grundlinie am Tor vorbei.

Ansonsten musste Keeper Schieborn kaum einmal ernsthaft eingreifen. Im Mittelfeld organisierte Dynamo Windrad Leihgabe Johannes Angriff auf Angriff und in der Spitze brachte der Kassler Einkauf Timo mit seiner Schnelligkeit die Lok-Abwehr ein ums andere mal in Verlegenheit. Nur der teilweise eigenwilligen Regelauslegung des Schiedsrichters hatten die Leipziger es zu verdanken, dass es zur Pause noch 0:0 stand. Denn mehrmals konnten sie Timo nur stoppen, indem sie sich ihm in den Lauf warfen, wenn er schon alleine mit Ball Richtung Tor durch war, und dann ein Foul für sich reklamierten.

Die spielerische Überlegenheit der Grünen setzte sich zwar in der zweiten Hälfte fort, doch Zählbares brachten weder sie zustande noch die Vertreter des ersten deutschen Meisters, die ob der Müdigkeit der Tulpen-Verteidiger zu Chancen kamen. Doch dann eine Flanke von rechts auf den ersten Pfosten, Timo springt in den Ball und lenkt ihn per sehenswertem Seitfallzieher zum 1:0 in den rechten Torwinkel.

Danach ändert sich kaum etwas im Spiel. Die Grünen haben durchaus ihre Chancen, die sie aber alle vergeben. Wirklich Gefahr verströmen die Loks nicht. Aber eine gut sortierte Abwehr muss vor allem eines sein: konzentriert. Und die Konzentration nahm allmählich angesichts der Temperaturen und fehlender Wechselmöglichkeiten ab. So kam, was kommen musste. Zehn Minuten vor dem Ende kann der rechte Außenstürmer unbehindert flanken, der Ball segelt über Libero Flügge hinweg auf einen erstmals ungedeckten Angreifer. Und der macht alles richtig und lässt den Ball ins lange Eck abtropfen. Keeper Schieborn streckt sch vergeblich. 1:1. Der Jubel scheint keine Grenzen zu kennen und die Tulpen sind schon zufrieden, wenn sie dies Spiel nur noch heil überstehen.

Libero Flügge humpelt mit heraufziehenden Krämpfen vom Platz, Außenverteidiger Sebastian Wienges rückt nun in die Mitte. Der ist aber überfordert und unterschätzt einen simplen Einwurf, weiß nicht, was er machen soll. Da kommt von hinten der wieselflinke Außenstürmer und schießt den Ball ins lange Ecke. Auch die Leipziger Leihgabe Jens kommt das erste mal einen Moment zu spät. 2:1. Und als wäre das nicht genug, verletzt der "Leipziger Sturmtank ohne Bremsen" - den die eigenen Loks übrigens nur "Pincher" riefen- auch noch Tulpenteamchef Wienges. Noch bevor der vom Feld humpeln kann und Flügge wieder rauf muss, signalisiert Jens nun seinerseits eine Zerrung.

Und weil man aufhören soll, wenn es am schönsten ist, senst der bremsenlose Lok-
Sturmtank den grünen Libero Flügge gleich noch einmal um, als der ihm einen langen Ball abläuft, und Schiedsrichter Striewe findet den idealen Zeitpunkt, das Spiel zu beenden. Foul hin oder her, was an diesem Tag zählte, war ohnehin die Grüne Botschaft. Und die kommt an.