SG Deutscher Bundestag - Grüne Tulpe

31.05.2010

Regen in Serie

Wer sich heute im Poststadion einfand, um das mit Spannung erwartete Rückspiel gegen die Sportgemeinschaft Deutscher Bundestag anzuschauen, musste sich warm anziehen. Von erhofften Sommer-Fußballwetter war an diesem letzten Maitag jedenfalls keine Spur. Dauer-Regenschauer und ein bedrohlicher, Wolken behangener Himmel sorgten für eine alles andere als gemütliche Stadionatmosphäre. Dass sich der Gang zum nassen Rasen dennoch lohnen würde, zeigte sich bereits in den ersten sieben Spielminuten eines insgesamt hochklassigen Derbys.

Die Kicker der SG Deutscher Bundestag erwischten einen Traumstart. Ein Luftloch des aushelfenden Linksverteidigers Christian Meuschke mit anschließendem trockenem SG-Schuss ins kurze Eck sowie ein wuchtiger Kopfball des völlig allein gelassenen Bundestags-Hrubesch ermöglichten zwei frühe Tore für die Bundestagsverwaltung.

Der SG-Plan, der auf Revanche witternden Tulpe schon im Ansatz jedwede Hoffnung zu nehmen, schien aufzugehen. Doch Vorsicht! Beim Hinspiel führte zunächst auch die Grüne Tulpe mit einem bequemen 2:0, um dann am Ende mit einer 2:4 Niederlage vom Platz zu gehen. 

Als Joachim Müller -eine ehemaliger Tulpenkicker, seit vielen Jahren schon in Diensten der SG Bundestag- mit ca. 10 Minuten Verspätung im Poststadion eintraf, konnte er es erst fast gar nicht glauben, dass es bereits 2:0 gegen seine alte Mannschaft stand. Vor gut 10 Jahren spielte Joachim übrigens bei der Tulpe den Libero und weiß aus dieser Zeit noch gut, wie sich schnelle Gegentore anfühlen. Und er weiß, wie schwer es mit einer nicht eingespielten Abwehr ist, wieder ins Spiel zurückzukommen.

Am heutigen Abend hieß der grüne Libero Stephan Examitzki, da der etatmäßige Libero Stefan Witt verhindert war. Erst allmählich fand sich die Aushilfs-Abwehr um den Aushilfs-Libero Stephan Examitzki ein. Der sichere Spielaufbau sowie der souveräne Flügelwechsel, eine Eigenschaft, die die Tulpe in den letzten Wochen so auszeichnete, kam erst langsam ins Rollen. Bezeichnend waren zu diesem Zeitpunkt die Einzel- und Standardsituationen, die die Tulpe wieder zurück ins Spiel brachten.

Ein Eckball von rechts, getreten vom Kapitän Kristoffer Born, kommt über Finn Pelke auf seinen Schlappen zurück und der anschließende Schlenzer segelt in hohem Bogen zurück auf den langen Pfosten des Bundestags-Strafraums. Mann, Maus und Keeper segeln am Ball vorbei. Einzig Andrea, gelernte Tulpe-Stürmerin, steht da, wo eine Stürmerin stehen muss. Sie spekuliert richtig und bugsiert das Leder eiskalt über die Linie. Damit sind die Grünen nach zwanzig Minuten zurück im Spiel.

Erneute Chance der Tulpen. Finn Pelke erobert in der eigenen Hälfte gekonnt den Ball und tankt sich nach vorne durch. Er legt sich unter starker Gegnereinwirkung das Bällchen noch selber vor und sprintet hinterher. Doch der mitgelaufene grüne Kapitän interpretiert diese Aktion als Pass und schnappt Finn kurzerhand den ausgesetzten Ball weg und rennt selber Richtung SG-Tor. Bomber-Born in alter Antrittsstärke, steht allein vorm Tor, denkt, überlegt, guckt, sucht, denkt und überlegt noch mal und zirkelt die Pille dann neben den rechten Pfosten. Mehr als ärgerlich. Auch für Finn Pelke. Eine tausendprozentige Chance kläglich vergeben.

Zehn Minuten später zeigt ihm dann der 6er Hartwig Mayer, wie man's richtig macht. Gleiche Situation, diesmal von rechts. Steiler Pass von Andrea in die Spitze, den Hartwig erläuft, stark behauptet, nicht lange fackelt und locker über den heraus eilenden Bundestags-Adler zum 2:2 ins Netz hebt.

Halbzeit.

Aushilfs-Teamchef Andre Bornstein wechselt den starken Finn Pelke aus und verhilft Ralf Südhoff nach Bänderriss und langem Brasilien-Urlaub zu seinem ersten Spiel seit Monaten. Auffallend, dass die Tulpe am heutigen Tag zwar 15 Spielerinnen und Spieler aufbieten kann, in der Summe aber auf wenig Spielpraxis kommt. Neben Südhoff konnten auch Sebastian Tschirbs, Christian Meuschke und Dietrich Brockhagen in diesem Jahr erst wenige Spiele bestreiten. Dieser neue Wind schien jedoch vorerst Früchte zu tragen.

Schon kurz nach Wiederanpfiff zeigte der Kapitän der Tulpe, warum er auch in diesem Jahr der heißeste Anwärter auf die Torjägerkanone ist. In der Halbzeit noch vom wachen Auge des außen stehenden Ratimir Britvec ob seines Stellungspiels getadelt, lehrte Born dem alten Fuchs der Tulpe des Besseren. Zentral auf der Höhe des Mittelfeldes erläuft Born den Ball, spielt eins gegen eins, umkurvt diesmal den herausgelaufenen Bundestagskeeper und schiebt souverän mit dem schwächeren rechten zum 3:2 Führungstreffer ein. Na also, geht doch (noch)!

Direkt nach seinem Treffer und vielen Kräfte zehrenden Sprints lässt sich der grüne Kapitän erstmal auswechseln. Für ihn kommt der bis dahin auf der rechten Verteidigerposition spielende und sehr gut aufgelegte Marek Dutschke. Am Morgen erst aus Boston gelandet, lässt sich ein Dutschke nicht zweimal bitten und spielt als Aushilfs-Stürmer gegen den drohenden Jetlag an.

Nur zwei Minuten auf der ungewohnten Position kommt er gleich in aussichtsreicher Position zu einer möglichen Torchance. Doch Marek wäre nicht auf einer ungewohnten Position, würde er nicht statt den Abschluss zu suchen, uneigennützig die schlechter postierte Andrea bedienen. Der Torschuss von Andrea landet dann leider am Zaun.

Alles schien jetzt für die Tulpe zu laufen. Doch eine Aushilfs-Verteidigung, wäre keine Aushilfs-Verteidigung, wenn – zwar mit viel Herz und Leidenschaft kämpfend – nicht das ein oder andere schlechte Timing aufweisen würde. Ein verunglückter Pass von Linksverteidiger Dietrich Brochhagen landet leider direkt wieder in den Füßen eines SGlers, der noch vor dem grünen Strafraum steht. Dieser passt kurzerhand auf den mutterseelenalleine vor Greenkeeper Jochen Schieborn stehenden Sturmkollegen, der eiskalt an diesem vorbei unten rechts einschiebt. 3:3

Auch die beiden Oldies auf der 6er Position, Hartwig und Frauke, können mit all ihrer Spielroutine das Spielgeschehen nicht mehr beruhigen. Die Grüne Tulpe kriegt in dieser Phase oft den Ball nicht aus dem Gefahrenzentrum und Tulpe-Torhüter Jochen Schieborn jetzt warme Hände. Schon wieder ist ein Bundestagsverwalter in den grünen Strafraum eingedrungen, da wird er von Hartwig Mayer im eigenen Strafraum von den Beinen geholt. Zur Überraschung aller Beteiligten bleibt der Elfmeterpfiff des Schiris allerdings aus.

Kurz danach erneut eine gute Kombination der Bundestagskicker über links. Ein trockener, platzierter Schuss in die kurze Ecke, den Keeper Jochen Schieborn hechtend und mit einem Riesenreflex von der Linie kratzt. Beim nächsten Schuss ist er allerdings chancenlos. Der Bundestag tankt sich eindrucksvoll über rechts bis auf die Grundlinie durch, spielt gekonnt zurück in den 5er, der Abschluss ist reine Formsache. Die SG Deutscher Bundestag geht wieder in Führung. 4:3.

Es geht jetzt hin und her und die Spannung ist auf dem Höhepunkt. Die Grüne Tulpe lässt sich trotz der zwei schnellen Gegentore nicht unterkriegen und kommt über die anstürmenden Marek und Andrea auch zu ihren Chancen. Gleich zweimal direkt hintereinander kann der gute SG-Keeper deren Fernschüsse entschärfen.

85 Minuten sind gespielt. Direkter Gegenzug des Bundestages. Der Ball wird flach in die Spitze gespielt, von dort tropft er ins halbrechte Feld. Aussichtsreiche Position. Der Bundestagskicker täuscht einen Schuss mit rechts an, legt ihn sich auf den linken Schlappen und zieht aus zwanzig Metern ab. Der Ball wird länger und länger, segelt über den chancenlosen Schieborn und knallt im langen Eck von der Unterlatte ins Gehäuse. 5:3, die Sportgemeinschaft jubelt. Was für ein Tor!

Die Tulpe glaubt weiter an sich. Noch ist das Spiel nicht zu Ende. Die Tulpe wäre nicht die Tulpe dieser Wochen und Monate, würde sich nicht weiter an sich glauben und weiter leidenschaftlich fighten. Die 87. Spielminute läuft an. Born, seit 10 Minuten wieder auf dem Platz tritt noch einmal einen Eckball, Aaron Greicius gibt Handzeichen, dass er ihn haben will. Greicius hechtet hinein - halb flog er, halb sank er- und trifft mit dem Kopf zum 4:5 Anschlusstreffer.

Die Tulpe wirft jetzt alles nach vorne. Der aufopferungsvoll rennende Hartwig Mayer -der eigentlich wegen Erschöpfung ausgewechselt werden wollte, aber durchhalten soll, geht in die Abwehr, Stephan Examitzki und Finn Pelke treiben mit aller Kraft die letzten Angriffsbemühungen voran. Es folgt ein letzter schöner Diagonalpass von Aaron Greicius aus dem Mittelfeld auf den vorne linksaußen lauernden Born, der aus guter Position noch einen letzten Torschuß abgeben könnte. Doch dazu kommt es leider nicht mehr, da der Schiri leider nicht mitspielt, erst auf Abseits entscheidet und dann pünktlich abpfeift. 

Fazit: Ein sehr unterhaltsames, ansehnliches Spiel von beiden Seiten. Alle zehn Minuten ein Tor, der Reigen wäre mit Sicherheit weiter gegangen, hätte der Schiedsrichter nicht abgepfiffen. Die Grüne Tulpe zeigte attraktiven Offensivfußball und scheute es nicht, auch hinten mal eins rein zu bekommen. Leider eins mehr als vorne geschossen. Heute sollte es irgendwie nicht sein. Die Sportgemeinschaft Deutscher Bundestag gewann am Ende leistungsgerecht mit dem entscheidenen einem Tor Unterschied.