Saison 2012: Vom Kampf gegen eine übermachtige Verwaltung

14.05.2012

Im Berliner Poststadion stand mit dem vierten Aufeinandertreffen der SG Deutscher Bundestag und der Grünen Tulpe im Jahr 2012 wieder ein Klassiker an. Nach einem 3:0 für die SG am 18. April und zwei Siegen der Tulpe, einmal 2:4 am 20. Februar und einmal 3:4 am 23. Januar, sollte das gestrige Spiel allerdings ungewohnt einseitig verlaufen.

Nun sollte man als Spielbeobachter die Realität nicht über Gebühr beugen, etwa indem man dem Beispiel Philipp Lahms folgt, der nach dem kläglichen 2:5 gegen Borussia Dortmund im zwei Tage vorher ausgefochtenen DFB-Pokalfinale behauptet hatte, seine Bayern seien dort nicht etwa untergegangen, sondern in Wirklichkeit die bessere Mannschaft gewesen. Nein, bei einem 3:7 kann man mit Fug und Recht von einem überzeugenden Sieg sprechen, den die SG als das bessere Team errungen hat.

 Dem Spiel der Tulpe wäre es jedoch ebenso wenig angemessen, wenn man den Kantersieg der SG als logische Folge mangelnder Spiellust, fehlender Laufbereitschaft oder gar Schlafmützigkeit des grünen Teams erklären wollte. Nichts davon trifft zu, die Tulpe lieferte im Gegenteil eine durchaus ordentliche Vorstellung ab. Und doch fehlte im Spiel der Fraktionsmannschaft immer das Extra-Quäntchen Spritzigkeit und die letzte Portion Einsatzfreude.

So musste man sich am Ende einem überlegenen Gegner geschlagen geben, dessen genaues Passspiel, solides Pressing und eine Reihe platzierter Sonntagsschüsse der Tulpe wenig Chancen ließen.

Der Spielverlauf war entsprechend einseitig. Ein technisch versierter Wirbelwind im Mittelfeld und ein schussstarker Stürmer der SG reichte, um die Defensivabteilung der Tulpe ein ums andere Mal in Bedrängnis zu bringen. Bereits zur Halbzeit lag die Spielgemeinschaft deutlich mit 3:0 vorne.

Die Null für die Tulpen war einerseits konsequent, denn wer nicht aufs Tor schießt erzielt auch selten einen Treffer. Obwohl...einen Pfostentreffer hatte die Tulpe in der ersten Hälfte doch noch, allerdings vom SG-Verteidiger, der den grünen Kickern wohl kurz mal zeigen wollte, wie das so gehen könnte.

Es bleibt aber auch festzuhalten, dass die drei Treffer für die SG weder zwingend noch durch drückende Überlegenheit erzielt, das Ergebnis zur Pause folglich in dieser Höhe und zu diesem Zeitpunkt nicht vollends verdient war.

Getreu Toni Polsters Motto, „Für mich gibt es nur ‚entweder-oder‘. Also entweder voll oder ganz!“ ließ sich die Tulpe trotz des Rückstandes nicht hängen und versuchte, mehr nach vorne zu drängen. Doch bekanntlich ist, wer nach vorne aufmacht, hinten nicht mehr ganz so dicht.

Nach einem Einwurf in Richtung Strafraum, per Kopf weitergeleitet und mit der Fußspitze von Nils Simon an die Latte des SG-Tores gelenkt, folgte ein schnell ausgeführter Konter und das vorentscheidende 4:0.

Wie auch bei den vorangegangenen Toren war Tulpe-Keeper Jochen Schieborn machtlos, und auch der engagiert auftretenden grünen Abwehrriege um Marek Dutschke, Stefan Witt, Stephan Kühn und Ole Goede ließ sich kaum ein Vorwurf aus dem Spielstand machen.

 Hernach verlegte sich die Tulpe mehr auf schnelle Überbrückung des Mittelfeldes und steile Pässe in die Spitze. Diese sollten die beiden Spitzen Kristoffer Born und Markus Kurdziel entweder durch Überlaufen der nicht besonders sprintstarken Bundestags-Abwehr direkt in eigene Torchancen ummünzen, oder aber dem nachrückenden Mittelfeld auflegen.

Letzteres gelang 10 Minuten nach Wiederanpfiff, als Kristoffer Born von links in den Strafraum eindrang und dem in der Mitte freistehenden Nils Simon auflegte, der nach einer schnellen Drehung durch die Beine des SG-Keepers zum 4:1 abschloss.

Wenige Minuten später schien es, als könnte sich das Spiel hier noch einmal wenden lassen. Nachdem der abermals auf linker Seite in den Strafraum drängende Kristoffer Born von einem SG-Abwehrspieler unsanft zu Fall gebracht worden war, entschied der Schiedsrichter auf Elfmeter, den der Gefoulte selbst trat und zum 4:2 verwandelte.

Die Tulpe rannte, kämpfte und spielte gegen den kleiner gewordenen Rückstand an, doch der SG war einfach nicht beizukommen. Weiteren schnellen Pässe im Mittelfeld folgten weitere Schlenzer aus 16 bis 20 Meter Torentfernung, die ein paar Minuten danach zu weiteren Toren der SG führten. Aus dem 4:2 wurde so im Verlauf der zweiten Halbzeit ein nicht mehr einholbares 7:2.

Die gefühlte Chancenauswertung der SG lag bei nahe 100%, wenn sie denn mal zum Abschluss kam, auch wenn real von der nicht aufgebenden Vierer-Abwehrkette der Tulpe zahlreiche Angriffe erfolgreich abgeblockt werden konnten.

 Den Schlusspunkt setzte kurz vor Abpfiff Simon Bruhn, der nach einer von links in den Fünfmeterraum segelnden Flanke seinen Kopf einzusetzen wusste und vor dem nicht energisch genug herauslaufenden SG-Torhüter einköpfte.

Dieses 7:3 war dann auch der Endstand einer Partie, in der die SG verdient, wenn auch in der Höhe etwas übertrieben gewonnen hat. Doch auch die Tulpe hatte eine ordentliche Leistung abgeliefert und sich bis zuletzt nicht aufgegeben. Sie konnte deshalb erhobenen Hauptes vom Platz gehen und sich auf die nächste Gelegenheit zur Revanche freuen.