Der Öko-Cup 2010 - Der Turnierbericht

10.06.2010

Alle vier Jahre wieder

In Zeiten der Globalisierung erscheint eine Fußball-WM als Anachronismus. Wer in welchem Team spielen darf von der Nationalität abhängig zu machen, wo doch eigentlich alle sowieso das Fußball spielen sonst wo gelernt haben, ist ungefähr so sinnvoll, wie wenn die Mannschaften zu Beginn des Turniers zusammengelost würden.

Vereinsmannschaften haben die Möglichkeit, Spielsysteme zu entwickeln, Spieler darin zu trainieren und die am besten für das Spielsystem passenden Spieler gezielt zu sammeln. Nationalmannschaften haben all diese Möglichkeiten nur sehr eingeschränkt. Sie haben schlicht nicht die Zeit, Spielsysteme einzustudieren.

Früher hingen sie darin von dem ab, was in den Vereinen gespielt wurde, aber heute spielen die Nationalspieler gerade kleinerer Länder über die ganze Welt verstreut. So müssen die Nationaltrainer mit dem vorlieb nehmen, was es eben gibt, sprich wer zufällig den richtigen Pass hat. Deshalb müssen Nationaltrainer auch ganz andere Strategien entwickeln.

Nationalmannschaften spielen dann am besten, wenn sie sich selbst organisieren können und einige Spielerpersönlichkeiten in ihren Reihen haben, die die Initiative ergreifen und in das selbst organisierende Kollektiv intervenieren können.

Fußball ist insofern die Kunst, elf Individualisten in einem Kollektiv mit dem einzigen Ziel, dass sie schön zusammenspielen, zu organisieren – beizeiten gelingt denen das selber. Umweltaktivisten gelingt dies immer öfter, aber bei ihnen geht es weniger um ihr Zusammenspiel, als um die Umwelt – die gesellschaftliche, die sie beeinflussen, und die natürliche, die sie erhalten wollen. Und genau diese Konzentration auf das Wesentliche neben dem Platz zeichnete auch den diesjährigen Öko-Cup aus.

Gleich zu Beginn gab es die erste Auseinandersetzung: Schutz der Umwelt ist doch der Erhalt der Vielfalt. Die Frauenquote zur Sicherung eines Mindestmaßes an Diversität der Teams fiel noch vor Anpfiff der ersten Partie. Dennoch standen bei allen Teams fast immer eine oder mehrere Frauen auf dem Platz, bei den Tulpen mit Andrea, Frauke und Barbara inzwischen schon echte Stammkräfte.

Das erste Spiel gegen den BUND begann holprig und zeugte weder von einer Handschrift des Trainers noch von selbst organisierenden Kräften. Aber irgendwann schloss Marius Knaack dann doch zum 1:0 ab. Als mit dem Abpfiff das 2:0 fiel, war die Tulpe doch ganz passabel ins Turnier gestartet.

Im zweiten Spiel lag das Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft – das Grüne Kernthema innovativer und nachhaltiger Wirtschafts-, Sozial- und Umweltpolitik – den Tulpen wesentlich besser und so wurde auch mehr auf Spielkultur geachtet. Ein 6:0 mit herausgespielten Toren war das Resultat.

So kam es im dritten Spiel zum Finale um den Gruppensieg gegen die Grüne Liga. Deren stärkste Spieler waren noch so jung, dass sie die Grünen noch nicht wählen. Durchaus mit Respekt organisierte Libero Rati die Grünen Defensive gegen den schnellen und technisch beschlagenen Wunderstürmer El Pibe. Neueinkauf Marco Kraft empfahl sich besonders als souveräner Defensivmann mit geschicktem Offensivdrang. Als die Gruppenphase mit einem 0:0 schon zu Ende zu gehen schien, traf Simon Bruhn dann aber doch noch zum 1:0.

Im Halbfinale trat die Tulpe dann dominant gegen Oxfam an, ließ kaum eine echte Chance zu und erarbeitete sich immer wieder Schusschancen. Allein mehr als Alu wurde es nichts. So kam es nach einem 0:0 zum Showdown im Elfmeterschießen. Drohte der Tulpe nun das Schweizer Schicksal: ohne Gegentor auszuscheiden?

Schon mit zwei Toren führten sie, doch dann versagten Simon Bruhn und beim entscheidenden Elfmeter Ratimir Britvec die Nerven. Im Stechen hatten sie dann wieder Matchball. Der Torwart selbst trat an, Jochen Hake, und Torhüter wissen, wie groß so ein Tor ist. Aber Jochen rutscht aus und jagt den Ball in die Botanik.

Doch schon im folgenden Elfmeter macht er den Kasten dicht. Nun forderte die Mannschaft, dass Spielertrainer Wienges schießen müsse. Der hatte vorher zum Test noch schnell den Ball auf der Gegenseite souverän aufs leere Tor direkt neben den rechten Pfosten versenkt und schritt nun selbstbewusst zur Tat. Überlegt schiebt er links unten ein und hebt die Tulpe so ins Finale.

Dort wartete wieder die Grüne Liga, und die warf nun alle Mittel in den Kampf du sich in jeden Schuss. Lange blieb es beim 0:0. Andrea setzt einen Kopfball Zentimeter neben den Pfosten, die Tulpe drückt. Doch dann hatte El Pibe seinen Moment, zieht aus der zweiten Reihe überlegt ab und der Ball schlägt zum 1:0 im Netz ein. Die Tulpe wirft nun noch einmal alles nach vorne. Da ist das Tor leer, Andrea köpft, Coach Wienges springt in den Ball und da ist er drin – Coach Wienges dummerweise, der Ball streicht am Pfosten vorbei. Noch einmal pariert der Keeper, Torwart Hake greift in der letzten Minute mit an, verliert einen Zweikampf und mit dem Abpfiff passiert der Ball die Linie zum 2:0.

Die Grüne Liga, ein würdiger Sieger, und wer sonst, wenn nicht die Jugend, hätte es auch mehr verdient den Umwelt-Cup zu gewinnen.