Rede von Robin Wagener Aktuelle Stunde „Tod von Alexej Nawalny“

Robin Wagener MdB
21.02.2024

Robin Wagener (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Diese Debatte sollte für uns alle ein Versprechen sein – das Versprechen, dass Wladimir Putin die Stimme Alexej Nawalnys nicht zum Verstummen bringen wird. Darum möchte ich einsteigen mit einem Zitat von Alexej Nawalny: Ihr dürft nicht aufgeben. Wenn sie mich töten, dann bedeutet das, dass wir unglaublich stark sind. Diese Macht müssen wir nutzen; denn das Einzige, was es für den Triumph des Bösen braucht, ist, dass gute Menschen nichts tun.

Diese Sätze sind heute das Vermächtnis von Alexej Nawalny. Sie haben ihn getötet, weil er den Mut hatte, gegen die Putin-Diktatur aufzustehen, weil er bereit war, sein eigenes Leben zu opfern für die Vision eines freien und demokratischen Russlands.

Alexej Nawalny war mit dieser Vision nicht allein. Sehr viele Russinnen und Russen sehnen sich nach einem Staat, der sie schützt, anstatt sie zu ermorden. Nawalny war einer von sehr vielen, die für diese Vision verhaftet wurden. Einer von diesen vielen Menschen, die verhaftet wurden, ist auch Wladimir Kara-Mursa. Wladimir Kara-Mursa ist ein beeindruckender Hoffnungsträger und Kämpfer – gegen den Krieg und für ein demokratisches Russland. Auch Wladimir wurde verfolgt, vergiftet, verhaftet und zu 25 Jahren Lagerhaft verurteilt.

Ich freue mich, dass Wladimirs Mutter, Elena Gordon, heute auf der Besuchertribüne ist. Vielen Dank, liebe Elena, dass du heute hier bist.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir wissen nicht, wie Alexej Nawalny genau gestorben ist. Bis heute spielt der Kreml ein unwürdiges Versteckspiel mit seiner Leiche. Aber wir wissen um den perfiden Giftanschlag vor vier Jahren; wir kennen Nawalnys Schmerzensschreie im Flugzeug kurz vor der Notlandung in Omsk. Wir wissen, dass sein dortiger Arzt heute nicht mehr lebt. Er ist plötzlich verstorben, nachdem er Nawalny nicht hat sterben lassen. Und wir wissen, dass die, die Nawalny gefoltert haben, direkt nach seinem Tod befördert wurden. Wir wissen um die Folter in sibirischen Straflagern, in denen ein Mensch nicht wie ein Mensch behandelt wird. Alexej Nawalny war Hunderte Tage komplett isoliert, ausgehungert, durchgefroren bei teilweise minus 30 Grad.

Wo Empathie endet, beginnt Brutalität. Wladimir Putin kennt keine Empathie. Nichts fürchtet dieser angeblich so starke Mann mehr als den eigenen Machtverlust; Mord und Terror sind seine Waffen. Das beweist er nicht nur im eigenen Land, sondern jeden Tag im Krieg gegen die Ukraine.

Darum ist der Mord an Alexej Nawalny auch ein Auftrag an uns, mehr zu tun. Ein Sieg der Ukraine ist und bleibt wichtig. Putins Blutspur muss ein Ende haben; seine Methode darf nicht gewinnen. Deshalb müssen wir der Ukraine alles zur Verfügung stellen, was sie für die Verteidigung und Befreiung des eigenen Landes braucht. Ich bin sehr dankbar, dass wir morgen in diesem Haus einen Antrag beraten und beschließen werden, der genau diese Ambition deutlich zum Ausdruck bringt.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)

Ich stimme dem Kollegen Knut Abraham zu. Der Mord an Alexej Nawalny sollte uns noch viele weitere Namen laut ins Gedächtnis rufen. Neben Wladimir Kara-Mursa auch llja Jaschin, Xenia Fadejewa, Maria Kalesnikava, Ales Bjaljazki, Sergej Tichanowski. Sie alle sitzen unschuldig in russischen oder belarussischen Straflagern. Sie alle teilen die Vision von einem Leben in Würde und Demokratie. Sie alle wissen, dass es Überzeugungen gibt, die größer sind als das eigene Leben. Sie alle haben den Mut, sich gegen die Diktaturen in Russland und Belarus aufzulehnen und für Frieden und Demokratie in Europa zu kämpfen.

Lassen wir sie nicht im Stich! Nehmen wir uns den Aufruf von Julija Nawalnaja zu Herzen, stehen wir an ihrer Seite! Denn die Demokratinnen und Demokraten in Russland und Belarus sind unsere stärksten Verbündeten. Nur mit ihnen wird Frieden in Europa zu machen sein.

Vielen Dank.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Vizepräsidentin Yvonne Magwas:

Für die Gruppe Die Linke hat das Wort Dr. Dietmar Bartsch.

(Beifall bei der Linken)