Foto von Harald Ebner MdB
01.12.2022

Harald Ebner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen! 30 Jahre nach dem ersten Weltnaturgipfel in Rio trifft sich die Weltgemeinschaft ab der nächsten Woche in Montreal zur 15. Biodiversitätskonferenz. Die Präsidentin hat es gerade schon gesagt: Wir brauchen dort nichts weniger als einen Paris-Moment für die Natur.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)

Für die Initiative und auch für die Arbeit am vorliegenden Antrag bin ich meinem Kollegen Dr. Jan-Niclas Gesenhues überaus dankbar. Krankheitsbedingt kann er diesen Antrag heute leider nicht selber einbringen. Ich wünsche ihm von dieser Stelle aus gute und baldige Genesung.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und der LINKEN sowie bei Abgeordneten der AfD)

Die Wissenschaft schlägt Alarm. In einer Frankfurter Erklärung heißt es:

Derzeit steuern wir auf … einen Verlust von einer Million Arten bis zum Ende des Jahrhunderts zu.

Das ist eine existenzielle Krise für die gesamte Menschheit, weil wir für saubere Luft, für ausreichend und gutes Trinkwasser, für unser tägliches Brot funktionierende, intakte Ökosysteme brauchen.

Wie sehr wir uns durch das menschengemachte Artensterben selber gefährden, bringt der Generaldirektor der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, Klement Tockner, auf den Punkt – ich zitiere –:

Wenn wir jetzt nicht eine grundlegende Veränderung hin zu einer natur-positiven Wirtschaft vollziehen, dann wird ... – das Zeitalter des Menschen – zur kürzesten Epoche der Erdgeschichte!

Deshalb müssen wir handeln!

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)

Wir sind auf Biodiversität angewiesen wie der Fisch auf das Wasser. Wir brauchen Biodiversität für die zwingend notwendige Klimaanpassung, und wir brauchen sie auch für den Klimaschutz; denn ohne den natürlichen Klimaschutz, den wir als Ampelkoalition jetzt anstoßen, werden wir die Klimaziele nicht erreichen können. Diese naturbasierten Lösungen, die schützen das Klima, sie helfen bei der Anpassung an das Klima, und sie retten auch die Biodiversität.

Eine weitere Erklärung zur COP 15, die Berliner Erklärung, fordert – frei nach Willy Brandt –: „Mehr Natur wagen“. Wir brauchen wirksamen Schutz für wesentliche Teile der Land- und Meeresökosysteme, und zwar schnell. 30 Prozent bis 2030 sind laut Wissenschaft nötig, um die Naturkatastrophe zu verhindern.

Die Expertinnen und Experten fordern darüber hinaus, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen politisch so zu setzen, dass sich künftig besagtes natur-positives Wirtschaften lohnt. Dafür seien alle umweltschädlichen Subventionen schnellstmöglich abzubauen; sonst wird alles Notwendige und Gutgemachte an Regulatorik ihr Ziel verfehlen.

Der grenzenlose Naturverbrauch hat im Übrigen auch die Gefahr immer häufigerer Zoonosen verschärft. Genau diese haben dann das Zeug, zu Pandemien wie der Covid‑19-Pandemie zu führen.

Naturschutz ist also auch Gesundheitsschutz. Das zeigt sich auch am Beispiel Mittelamerikas, wo der Rückgang von Amphibienarten zu häufigeren Malariafällen geführt hat. Deshalb ist der One-Health-Ansatz, der im Antrag genannt ist, auch so enorm wichtig.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)

Also: Es bedarf einer verbindlichen globalen Vereinbarung historischen Ausmaßes zum Schutz der Natur; die Bundesregierung wird sich dafür einsetzen. Ich bin froh, dass die zugesagte Erhöhung des Finanzierungsbeitrags auf 1,5 Milliarden Euro jährlich hier greifen wird und dass wir das in Montreal verkünden können.

Aber lassen Sie mich zum Ende noch eines sagen: Das Werben Deutschlands für den Tiger- und Elefantenschutz –

Vizepräsidentin Aydan Özoğuz:

Das muss jetzt aber schnell gehen, bitte.

Harald Ebner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):

– hat keinen Wert, wenn wir bei uns, sobald der Wolf auftaucht, rufen. Ich bin sehr froh, dass das BMEL aus der dubiosen Jagdorganisation CIC, die für Trophäenjagd, Jagd auf Elefanten und Nashörner, wirbt, –

Vizepräsidentin Aydan Özoğuz:

Jetzt müssen Sie bitte zum Ende kommen.

Harald Ebner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):

– ausgetreten ist. Das ist ein guter Beitrag.

Danke schön.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)