Rede von Karl Bär Ernährung und Landwirtschaft

Karl Bär MdB
24.11.2022

Karl Bär (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kollegen und Kolleginnen aus den demokratischen Fraktionen! Es ist an der Zeit, in dieser Debatte über ein Thema zu sprechen, das bisher zu kurz gekommen ist und in dem die Zukunft der Landwirtschaft schon aufscheint, nämlich über den ökologischen Landbau.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Wenn man sich anschaut, wie gerade die Preise steigen, dann sieht man: Die Preise für konventionelle Produkte steigen meistens mehr als die für Bioprodukte.

(Josef Rief [CDU/CSU]: So ist es! Ja!)

Im Supermarkt ist das Bioprodukt in manchen Fällen billiger als konventionelle Produkte. Wir fragen uns aus der Erfahrung heraus natürlich: Warum ist das so?

Ich habe dazu ein paar Zahlen aus dem Agrarpolitischen Bericht der Bundesregierung von 2019 – damals noch von der Kollegin Klöckner –: Pro Hektar gibt ein konventioneller Hof mehr als das 50-Fache für Pestizide aus, mehr als das Sechsfache für Düngemittel und mehr als das Doppelte für den Zukauf von Futter als ein Biobetrieb. Das heißt, der Schock durch den russischen Angriff auf die Ukraine trifft die konventionelle Landwirtschaft letztendlich viel härter als die Biokollegen.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

In Anlehnung an Christian Lindners Rede über die erneuerbaren Energien könnte man die Biolandwirtschaft eine Freiheitslandwirtschaft nennen.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Albert Stegemann [CDU/CSU]: Fragen Sie mal die Biobetriebe, ob die das auch so sehen!)

Sie macht uns unabhängiger von fossilen Energien, von Düngemittelimporten und von energieintensiv produzierten Düngemitteln. Sie trägt weniger zur Klimakatastrophe bei und ist besser dafür gewappnet, damit klarzukommen, und sie reduziert die externen Kosten der Landwirtschaft – das sind laut der Zukunftskommission Landwirtschaft um die 90 Milliarden Euro pro Jahr – durch Schäden an der Natur, den Böden und dem Wasser zum Beispiel.

Die Regierung hat sich das Ziel gesetzt, bis 2030 30 Prozent der Fläche in Deutschland auf Bio umzustellen. Deshalb schaffen wir einen Sonderrahmenplan „Ökolandbau und Biologische Vielfalt“ in Höhe von 175 Millionen Euro. Wir fördern die Umstellung von Kantinen. Allen, die gerade zuschauen, sage ich: Wenn ihr wollt, dass in den Kantinen in den Schulen, in den Mensen in der Uni mehr Bioessen, regionales Essen, vegetarische Gerichte, die nach etwas schmecken, angeboten werden,

(Dieter Stier [CDU/CSU]: Nein, wollen wir nicht!)

dann fördern wir in diesem Haushalt mit 35 000 Euro die Beratung von Köchen und Köchinnen, damit das klappt.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Albert Stegemann [CDU/CSU]: Umerziehungsmittel! Aha!)

Die Ökoprämien, die Bäuerinnen und Bauern während und nach der Umstellung auf Bio bekommen, werden neu berechnet. Sie werden deutlich steigen. Die Mittel für das Bundesprogramm „Ökologischer Landbau“ werden erhöht, und zwar langfristig, sodass wir neue Projekte für den ökologischen Landbau durchführen können.

Das alles reicht noch nicht. In allen Programmen des Landschaftsministeriums muss sich das 30-Prozent-Ziel durchziehen. Auch alle anderen Ministerien – es sind ein paar Staatssekretäre anwesend – müssen ihren Beitrag leisten. Wir müssen alle etwas tun, weil uns allen mehr Bio nützt, weil es uns widerstandsfähiger macht gegen die Krisen um uns herum.

Vielen Dank.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)

Vizepräsidentin Aydan Özoğuz:

Nächste Rednerin in dieser Debatte ist Susanne Mittag für die SPD-Fraktion.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)